Foto: epd-bild/Hans-Jürgen Vollrat
Die Briefmarke aus Papua Neuguinea zeigt Martin Luther beim Anschlag seiner Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg.
Luther für 30 Pfennig
Eine Briefmarkensammlung zeigt die Geschichte des Protestantismus von Luther bis heute - im Kleinformat, mit und ohne Stempel.
10.02.2013
epd
Andreas Rehnolt

Günther Korn freut sich auf das Jahr 2017. Wenn die protestantischen Kirchen an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnern, möchte der passionierte Philatelist gerne auch seine mehrere tausend Exemplare umfassende Briefmarkensammlung öffentlich präsentieren. Die zeigt nämlich die Geschichte des Protestantismus von Luther bis heute - im Kleinformat, mit und ohne Stempel.

"Mehrere tausend Briefmarken und zigtausend philatelistische Belege wie Poststempel, Briefe, Postkarten, Depeschen oder Umschläge sind da zusammen gekommen", erzählt der 59 Jahre alte Sammler aus Remagen. Seit 30 Jahren widmet sich der Geschäftsführer des Bundes Deutscher Philatelisten mit Sitz in Bonn dieser "Lebensaufgabe" schon. "Ich bin immer schon geschichtsinteressiert gewesen und vom Elternhaus her religiös und kirchlich geprägt." Die Liebe zu den Briefmarken entdeckte er als Junge über einen Schulfreund, der ihm stolz seine Markensammlung zeigte.

Junker Jörg im Erkerzimmer

Die großangelegte Sammlung beginnt laut Korn mit dem "Vorabend der Reformation" und zeigt etwa die Stellung der Geistlichkeit, das mittelalterliche katholische Glaubensbild mit Ängsten der Menschen, Hexenkult, Prunk und Pracht der Päpste und Bischöfe sowie die gängige Praxis, Reformer auf dem Scheiterhaufen zum Schweigen zu bringen. Ein Großteil der Sammlung widmet sich Martin Luther, erzählt von dessen Kindheit, Ausbildung und Eintritt ins Kloster, Luthers Priesterzeit und schließlich seiner Tätigkeit in Wittenberg.

###mehr-artikel###

Doch das bloße Sammeln von Marken alleine füllte Korn nicht aus. Er wollte Geschichte mit Briefmarken dokumentieren und mittels sonstiger philatelistischer Originalbelege einordnen und kommentieren. Die kleinen gezackten Marken aus aller Welt erzählen von Luthers Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober des Jahres 1517, vom Geburtshaus des Reformators in Eisleben, zeigen Luther mit Doktorhut und zeugen davon, wie Luthers Sache nach und nach politisch wird.

Marken, Briefe, Depeschen, Siegel und sonstige Belege berichten vom Kirchenbann gegen den katholischen Professor. Eine 30-Pfennig-Marke der Deutschen Bundespost von 1971 erinnert daran, wie Luther beim Wormser Reichstag vor Kaiser Karl V. standhaft bleibt und bekennt: "Ich kann nicht anders!" Natürlich spart die Sammlung auch Luthers Zeit auf der Wartburg nicht aus, wo er unter dem Schutz des Landesfürsten Friedrich des Weisen stand, der auch die Universität Wittenberg gründete, von der die Reformation dann ausging. Die Wartburg findet sich auf zahlreichen Marken in allen Perspektiven, unter anderem zeigt eine das Erkerzimmer, in dem Luther als Junker Jörg verkleidet die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte.

"Großes Thema auf kleinstem Raum"

Auch vom Ende von Luthers Zölibat weiß die Sammlung zu berichten, von seiner Ehe mit Katharina von Bora und der Gründung einer eigenen Familie. Korn hat sich nicht nur auf die Person Luthers beschränkt, seine gesammelten Objekte zeigen auch Zeitgenossen des Reformators sowie Erfindungen der damaligen Zeit, die mit dafür verantwortlich waren, dass die Thesen des Mönchs solche Wirkungen und Auswirkungen erreichen konnten. Nicht zuletzt die Erfindung des Buchdrucks und die Holzstich-Bildnisse, die der Maler Lucas Cranach von Luther fertigte, sorgten für dessen Bekanntheitsgrad.

Ein weiterer Teil der Sammlung befasst sich mit Wiedertäufern, Bauern und anderen bekannten Reformatoren wie etwa Zwingli und Calvin. Es geht um die Schaffung des Kleinen und Großen Katechismus, um die Augsburger Bekenntnisschrift und schließlich den Weg zur anerkannten Kirche. Die Briefmarken und Belege berichten auch vom Tod Luthers, vom Augsburger Religionsfrieden, der Koexistenz der Konfessionen am Ende des Reformationszeitalters bis hin zu den Wirren des 30-jährigen Krieges.

Die Sammlung des Philatelisten Korn hört dort aber nicht auf, sie zeigt die Entwicklung des Protestantismus über alle Jahrhunderte hindurch bis in die Jetzt-Zeit, etwa die Sondermarken zu den evangelischen Kirchentagen. "Es handelt sich eben um ein großes Thema auf kleinstem Raum", schmunzelt der Sammler.