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Protestanten und Katholiken wollen bei einem ökumenischen Kongress gemeinsam Wege für die Zukunft der Kirche suchen.
"Kirche hoch zwei": Ökumenisch für die Zukunft denken
Sinkende Mitgliederzahlen und Nachwuchsmangel bei den Theologen - bei dem Kongress "Kirche hoch zwei" in Hannover wollen evangelische und katholische Kirche Ideen für die Zukunft sammeln, statt zu klagen. Ungewöhnliche Ansätze sind dabei erlaubt und erwünscht.
13.02.2013
epd
Karen Miether

Wenn Anke Rieper vor der Achterbahn "Colossos" Passanten anspricht, sind die meisten überrascht. Eine Diakonin der evangelischen Kirche erwartet im Heidepark Soltau kaum jemand. "Manche sagen, mit Kirche habe ich nichts am Hut", sagt die 30-Jährige: "Dann lassen sie sich aber auf ein Gespräch ein." Projekte wie die Seelsorgerin im Freizeitpark stellen sich vom 14. bis zum 16. Februar beim Kongress "Kirche hoch zwei" in Hannover vor, mit dem Protestanten und Katholiken gemeinsam neue Wege suchen.

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"Wir wollen die bewährten Routen nicht verlassen, aber auch mal Trampelpfade ausprobieren", sagt Pastor Philipp Elhaus, der den Kongress für die hannoversche Landeskirche organisiert. Gemeinsam mit dem katholischen Bistum Hildesheim hat die größte evangelische Landeskirche in Deutschland dazu 1.000 Teilnehmer auf die Beine gebracht. Auf dem Messegelände Hannover wollen sie drei Tage lang eigene Zukunftsideen vorstellen oder sich von anderen inspirieren lassen.

"Wir teilen die gleichen Chancen: Unsere Welt sucht nach Gott"

Die Landeskirche und das Bistum stehen vor ähnlichen Herausforderungen. In der hannoverschen Kirche sank die Zahl der Mitglieder zwischen 2002 und 2011 von mehr als drei Millionen um rund 278.500. Das Bistum verlor rund 60.000 der damals noch gut 677.000 Mitglieder. Während die evangelische Kirche fürchtet, in zehn Jahren jede fünfte Pfarrstelle nicht mehr besetzen zu können, ist der Nachwuchsmangel bei den Katholiken schon deutlich zu spüren. Im Bistum ging die Zahl der aktiven Priester innerhalb von zehn Jahren um rund 100 zurück.

"Wir leben in einer Gesellschaft, die auf den ersten Blick immer glaubensvergessener zu sein scheint, uns fällt es immer schwerer, die Menschen zu erreichen", sagt der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle. "Doch teilen wir auch die gleichen Chancen: Unsere Welt sucht nach Gott." Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister erhofft sich von dem Kongress Dynamik und nachhaltige Anregungen.

"Frische Ausdrucksformen der Kirche"

Ideen haben die Organisatoren auch aus England mitgebracht. Vertreter der Anglikanischen Kirche stellen in Hannover eine Bewegung vor, die sich "fresh expressions of church" (frische Ausdrucksformen der Kirche) nennt. Dazu gehöre etwa die Anlage für Skateboarder und BMX-Radfahrer in London, erläutert Philipp Elhaus. "Da werden auch Gottesdienste gefeiert, manchmal mit einem besonderen Sprung mit dem Rad anstelle eines Gebetes."

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Hin zu den Menschen ist eine Devise, etwa bei der Seelsorge im Freizeitpark, unter Managern, aber auch im Hospiz für Sterbenskranke. Auch über das Internet versuchen die Kirchen, mit Chatseelsorge und Blogs, per Twitter oder Facebook Sinnsucher anzusprechen. Darüber hinaus beraten sie, wie sie Ehrenamtliche zum Beispiel als Kuratoren oder Prädikanten in den Gemeinden noch besser einbeziehen können. "Das bedeutet den Abschied vom bisher dominierenden Bild, das Kirche mit einem Sakralgebäude und dem Amtsträger identifiziert", sagt Elhaus.

Neben die Ortsgemeinde könnten andere Formen treten wie bereits bei "soul-side" im hannoverschen Stadtteil Linden. In dem Viertel mit vielen Studenten und Migranten trifft man sich im Kirchenladen - aber auch in der katholischen St.-Benno-Kirche ist die Initiative oft zu Gast. Etwa, wenn Gruppe unter dem Motto "Zeit des Meisters" die Kirche besonders schmückt und aus der Kirche mit Musik und meditativen Texten für eine Woche ein Stadtteilkloster macht. Dann bleibt die Kirchentür tagsüber geöffnet - Ruhe und Einkehr sind möglich, Kommen und Gehen erlaubt.