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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Melinda" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Melinda", 27. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Noch nicht im Dienst steckt Jens Stellbrink schon mitten im ersten Fall: Ein fremdländisches, verängstigtes Mädchen läuft ihm über den Weg.

Dass neue Kommissare schon am Tatort sind, bevor sie überhaupt richtig eingeführt wurden, ist mittlerweile fast Standard. Dass der "Neue" die Kollegen mit einer Pistole bedroht und bereits ein Disziplinarverfahren am Hals hat, obwohl sein Dienstbeginn offiziell noch bevorsteht, dürfte allerdings eine Premiere sein. Und auch sonst haben sich Lars Montag und Dirk Kämper für den ersten Fall des Saarbrücker "Tatort"-Kommissars Jens Stellbrink einiges einfallen lassen. Es ist wahrlich nicht leicht, aus der Riege der TV-Ermittler herauszuragen, wenn das Prädikat "unkonventionell" mittlerweile fast die Regel ist. Stellbrink aber, bislang bei der Bundespolizei, ist ein ziemlich schräger Vogel, der in thailändischen Pluderhosen zum Dienst erscheint, ein wohltönendes Windspiel an der Bürotür aufhängt und sich dank Yoga mitten in der größten Aufregung einfach in sich selbst zurückzieht. Da musste Partnerin Lisa Marx selbstredend aus ganz anderem Holz geschnitzt werden. Die Kollegin pflegt derart finster dreinzublicken, dass ihre Versicherung, sie gehöre zu den Guten, völlig angebracht ist. Elisabeth Brück ist mit ihren markanten, meist maskenhaft starren Zügen und den straff zurückgebundenen roten Haaren das perfekte Gegenstück zu den weichen, mitunter fast kindlich wirkenden Gesichtszügen Devid Striesows.

Nordafrikanische Schmuggler mit Diplomatenpässen

Kein Wunder, dass ein nordafrikanisches Mädchen umgehend Zutrauen zu Stellbrink fasst, und so schlittert er ohne sein Zutun in einen Fall, der allem Anschein nach zunächst gar keiner ist: Im Baumarkt läuft dem Hauptkommissar die kleine Melinda in die Arme. Er bringt sie zu ihrer Familie zurück, und kaum sagt ihm sein Gespür, dass irgendwas nicht stimmt, befinden sich die beiden schon auf der Flucht; sei retten sich mit Müh’ und Not in einen stillgelegten Freizeitpark. Später findet Stellbrink raus, dass ein nordafrikanischer Schmugglerring Kinder als Drogenkuriere benutzt. Die Männer haben Diplomatenpässe und genießen Immunität, doch der Kommissar gibt nicht auf; und sollte es ihn die Karriere kosten. Schließlich riskiert er gar sein Leben, um Melinda und ihre Schicksalsgefährten zu retten.

Der seit vielen Jahren in Deutschland lebende Finne Hannu Salonen, dank diverser "Tatort"- und "Polizeiruf"-Beiträge mittlerweile zum Krimispezialisten avanciert, hat auch einige der Fälle mit dem Duo Maximilian Brückner/Gregor Weber inszeniert. Dem ersten Auftritt des neuen Teams ist anzumerken, dass es sich auch handschriftlich von den Filmen mit den Vorgängern abheben sollte. Der Einstieg setzt klare Comedy-Signale, was wiederum die Action-Sequenzen (gern in Zeitlupe) umso stärker hervorhebt. Diese Mischung aus heiteren und spannenden Szenen behält Salonen konsequent bei, sie macht einen großen Reiz des Films aus. Das gilt naturgemäß auch für den allerdings erwartbaren Kontrast innerhalb des Teams. Außerdem leistet sich der Film den Luxus, mittendrin eine völlig andere Tonart anzuschlagen, als Stellbrink und Melinda Zuflucht bei einer etwas skurrilen alten Dame (Silvia Bervingas) finden.

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Dank ihrer Fernsehkrimierfahrung findet die Frau noch vor dem Kommissar heraus, wer die vermeintliche Mutter des Mädchens auf dem Gewissen hat. Insgesamt ein auch dank Kamera (Wolf Siegelmann) und Musik (Michael Klaukien/Andreas Lonardoni) ausgesprochen sorgfältig gestalteter und vielversprechender Auftakt für den neuen "Tatort"-Kommissar aus Saarbrücken, der das Kunststück fertig bringt, dass ihn seine Kollegin gleich zweimal am selben Ort zerschunden und zerschlagen einsammeln muss.