In den Interviews, die schon während des Einsatzes von Harry geführt wurden, gibt sich der Prinz ganz cool. Er führt die Filmcrew durch seine Unterkunft, zeigt ihnen den Hubschrauber und berichtet vom Leben als Soldat. Dazu gehört auch, auf Menschen zu schießen:
###mehr-artikel###
"Wir feuern, wenn wir müssen. Ein Leben zu nehmen, um ein anderes zu retten - darum dreht sich's bei uns, meine ich. Wenn da Leute sind, die unseren Jungs Böses tun, dann nehmen wir sie aus dem Spiel", erklärt Prinz Harry seine Aufgabe. "Das ist nicht der Grund, warum ich mich für diesen Job entschieden habe", erklärt der Prinz weiter: Er habe vor allem wieder zurück zum Militär und nach Afghanistan gewollt.
2008 war sein erster Einsatz in Afghanistan nach zehn Wochen abgebrochen worden, damals noch als Fußsoldat, weil die Medien davon berichtet hatten und befürchtet wurde, der Adlige könne zum Ziel von Anschlägen werden.
Interviews schon während des Einsatzes geführt
Harrys Rückkehr aus dem fünfmonatigen Einsatz war bis zu seiner Ankunft in der Heimat aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden. Die Interviews mit verschiedenen Medien hatte er während seiner Zeit in Afghanistan gegeben, sie durften aber jetzt erst ausgestrahlt werden. Der Dritte der britischen Thronfolge berichtet begeistert von der Kameraderie beim Militär und seinem Beruf als Kommandant und Bordschütze eines Apache-Kampfhubschraubers.
###mehr-links###
Der Prinz ist das erste Mitglied der Königsfamilie seit seinem Onkel Prinz Andrew, der aktiv an Kampfeinsätzen teilgenommen hat. Prinz Andrew war im Falklandkrieg eingesetzt. Harry gilt als herausragender Schütze - das führte er im Interview unter anderem auf seine Begeisterung für Computerspiele zurück, weil die Bedienelemente seines Hubschraubers den Controllern so ähnlich seien.
Neben dem Alltag als Soldat berichtet der Prinz in den Interviews auch über das Leben mit dem öffentlichen Interesse. Die Medien, sagt er, seien in Zeiten von iPhones ohnehin überall, sollten aber trotzdem die Privatsphäre der königlichen Familie mehr respektieren. "Du kannst dich keinen Zentimeter mehr bewegen, ohne dass jemand über dich urteilt, und ich glaube, so ist das Leben nun mal", klagt der Prinz über mangelndes Privatleben. Seine Eskapaden in Las Vegas beispielsweise hätten wirklich nicht an die Öffentlichkeit gehört – auch wenn Harry zugab, dabei etwas über die Stränge geschlagen zu sein und sich selbst und seine Familie enttäuscht zu haben.
"Arrogant und taktlos"
Als "Captain Wales", wie er im Militär seinem Rang entsprechend heißt, fühle sich Prinz Harry aber deutlich wohler denn als königlicher Prinz: "In der Armee ist es leicht, zu vergessen, wer ich bin. Jeder trägt die gleiche Uniform und macht die gleichen Dinge. Ich komme mit den Jungs gut klar, und meine Aufgabe macht mir Spaß. So einfach ist das." Sein Vater, Prinz Charles, erinnere ihn allerdings ständig an seine königliche Herkunft.
Die größte Reaktion erzeugte aber Harrys Bestätigung, Menschen getötet zu haben. Die Kommentare seien "krass", sagte Lindsey German von der Anti-Kriegs-Organisation "Stop the War Coalition", denn er könne ja nicht wissen, ob er auch Zivilisten umgebracht habe. "Diese arrogante und taktlose Einstellung dazu, Menschen in Afghanistan zu töten, egal, wer sie sind, wird die Herzen und Köpfe der Menschen nicht gewinnen."
Großer Fehler?
Der Spiegel zitierte Taliban-Kommandeure, die sich die Zitate des Prinzen per SMS herumschickten, weil sie das Gefühl bestätigten, dass die Nato "keinen blassen Schimmer von den Befindlichkeiten der Menschen in Afghanistan" habe. Der "Guardian" taufte Harry den "Killer Captain". Auf Twitter fanden sich auch Sympathie-Bekundungen: "Er weiß, wie man in Vegas feiert und was man macht, wenn man den Taliban gegenübersteht", war einer der Twitter-Kommentare nach Harrys Rückkehr.
Die Diskussion hat allerdings gerade erst begonnen. Der britische Talkshow-Host Piers Morgan, der auf CNN moderiert, gab seine Meinung schonmal kund: "Die Presse schlechtmachen, den Krieg mit der Xbox vergleichen, mit dem Töten von Taliban prahlen - das Interview war ein großer Fehler."