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TV-Tipp des Tages: "Der Feind in meinem Leben" (Sat.1)
TV-Tipp des Tages: "Der Feind in meinem Leben", 23. Januar, 20.15 Uhr auf Sat.1
Ein Streifenpolizist bricht aus seinem Alltag aus und phantasiert sich in die Welt von Katarina Witt. Der Star wird seine Obsession.

Die beiden Welten könnten kaum weiter voneinander entfernt sein. Hier der Streifenpolizist, der mit Müh’ und Not die Raten für seinen Bausparkredit abstottert, dort der an Glamour gewohnte Eislauf-Star: Das passt einfach nicht zusammen; außer in der Phantasie von Martin Breiler. Matthias Koeberlin verkörpert diesen schleichenden Wandel ungemein glaubwürdig. Schon die erste Begegnung ist großartig gespielt, als Breiler und sein Kollege Lorenz (Martin Brambach) einer Beschwerde über nächtliche Ruhestörung nachgehen und dem Polizisten klar wird, dass die Gastgeberin der Party Katarina Witt ist. Zunächst ist Breiler wie bezaubert, aber dann steigert er sich in eine regelrechte Besessenheit hinein. Er opfert Familie, Beruf und Freundschaften, nur um dem Star nahe zu sein. Breiler wird zum Stalker.

Seelischer Absturz

Viele Aspekte rund um diese Produktion sind ungewöhnlich. Autor und Regisseur Bernd Böhlich zum Beispiel, Schöpfer des Potsdamer Polizeihauptmeisters Krause ("Polizeiruf 110"), ist durch und durch öffentlich-rechtlich geprägt. Bemerkenswert ist auch die Zurückhaltung, mit der der Grimme-Preisträger den Film umsetzen durfte: "Der Feind in meinem Leben" (Arbeitstitel war "Das Verhängnis") kommt komplett ohne die bei solchen Sujets naheliegenden Thriller-Elemente aus. Böhlich schildert den unaufhaltsamen seelischen Absturz seines Protagonisten konsequent als Psychodrama.

Die größte Überraschung des Films aber ist Katarina Witt. Sich natürlich zu verhalten, wenn Kameras auf sie gerichtet sind, wird ihr nicht völlig fremd gewesen sein. Trotzdem ist ihre Leistung bemerkenswert. Sie hat nicht nur für die vergleichsweise kurze finale Eiskunstlaufszene trainiert, sondern auch Schauspielunterricht genommen, und das hat sich ausgezahlt. Daher wird es auch sehr bald völlig nebensächlich, wie authentisch die Figur ist, die Witt gemeinsam mit Böhlich entwickelt hat. Ähnlich wie bei der Figur Horst Krause, die denselben Namen trägt wie ihr Darsteller, sind die Grenzen fließend, zumal die Eiskunstläuferin immer wieder in typischen öffentlichen Situationen zu sehen ist, wenn etwa im Restaurant die Leute am Nebentisch tuscheln. Auch deshalb war es eine ausgezeichnete Idee, Witt als Witt zu besetzen, denn sie muss den Weltstar nicht spielen. Außerdem vermeidet sie den Fehler, den Status durch zusätzliches Spiel zu betonen. Ihre Leistung zeichnet sich ohnehin durch eine konsequente Sparsamkeit aus.

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Das macht die einstige Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin zum perfekten Pendant für Koeberlin, der den Absturz Breilers auch eher nuanciert verkörpert. Ähnlich treffend besetzt ist sein Freund und Partner: Martin Brambach verkörpert gewissermaßen Breilers Korrektiv, einen Mann, der seine Witzchen macht, aber mit beiden Beinen im Leben steht. Der Kollege steigert sich immer mehr in seinen Wahn. Er gibt vor, Katarina Witt vor einem Stalker zu schützen, der sie in Amerika tatsächlich bedrängt hat. Doch dann empfindet der Star das Versprechen, Breiler werde sie nie mehr aus den Augen lassen, mehr und mehr als Bedrohung.