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TV-Tipp des Tages: "Operation Zucker" (Einsfestival)
TV-Tipp des Tages: "Operation Zucker", 19. Januar, 20.15 Uhr auf Einsfestival
Kinder werden an den Meistbietenden versteigert und dann im Rahmen organisierter Zwangsprostitution buchstäblich zum Abschuss freigegeben.

Leitende Justizangestellte sabotieren polizeiliche Ermittlungen, stellen Verfahren ein und lassen belastendes Aktenmaterial verschwinden. Ein perfekt funktionierendes Netzwerk hat Augen und Ohren überall und außerdem viele willige Helfer: "Operation Zucker" erzählt eine Geschichte wie aus einem Verschwörungs-Thriller. Und doch ist sie wahr und authentisch. Alle Ereignisse, die Autor Philip Koch in seinem Drehbuch beschreibt, haben sich genauso zugetragen, und zwar nicht irgendwo, sondern mitten unter uns. Berlin gilt als Drehscheibe für den Kinderhandel zwischen Ost und West. In den früheren Ostblockländern werden die Jungen und Mädchen direkt beim Erzeuger besorgt.

Produzentin Gabriela Sperl, früher Fernsehfilmchefin beim Bayerischen Rundfunk, hat das "Operation Zucker" initiiert. Sie will den Film "als Fanal, als Weckruf" verstanden wissen. Deshalb wird die Geschichte der kleinen Fee auch in ihrer ganzen Brutalität erzählt: Das Mädchen wird in Rumänien von Kinderhändlern gekauft und landet in einem Berliner Club, der von einem Team des LKA observiert wird. Obwohl ihre Arbeit immer wieder behindert wird, gelingt es einer Kommissarin (Nadja Uhl) und einer Staatsanwältin (Senta Berger) schließlich, den Club auffliegen zu lassen, und doch stehen sie am Ende mit leeren Händen da: Das Netzwerk sitzt am längeren Hebel.

Keine Einladung zum gemütlichen Fernsehabend

Der Film ist alles andere als eine Einladung zum gemütlichen Fernsehabend, woran auch Rainer Kaufmanns Umsetzung keinerlei Zweifel lässt. Die Bildern sind roh, viele Szenen wurden offensichtlich mit einer Handkamera gefilmt. Im Gegensatz zu anderen Regisseuren, die diesen quasidokumentarischen Stil oft übertreiben, nutzt Kaufmann die Bildgestaltung (Kamera: Morten Søborg) jedoch als Mittel zum Zweck: Man ist den Figuren auf diese Weise zwar näher, aber nur im räumlichen, nicht im empathischen Sinn. Das Schicksal der Kinder ist berührend genug, jede zusätzliche Emotionalisierung hätte da eher kontraproduktiv gewirkt.

Das gilt auch für Kaufmanns Führung der Darsteller, die betont sachlich und nüchtern agieren. Es wirkt daher wie ein Fremdkörper, als die Ermittlerin gemeinsam mit ihrem Kollegen (Anatole Taubman) ausgelassen einen Zwischenerfolg feiert und am nächsten Tag vor den Augen eines Richters vor Wut in den Papierkorb kotzt: Die beiden haben beobachtet, wie ein Junge einem aussichtsreichen Senatskandidaten zugeführt wurde. Trotzdem hatten sie zunächst nichts gegen den Politiker in der Hand. Im Gegensatz zu den völlig traumatisierten anderen Kindern ist der Junge in der Lage, im Rahmen der richterlichen Befragung exakt zu schildern, was ihm sein Peiniger angetan hat; doch der streitet einfach alles ab.

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Die einzige künstlerische Freiheit, die sich Sperl und Koch geleistet haben, war die Änderung des Geschlechts: Die beiden Staatsdiener, die sich auch durchs angedrohte Karriereende nicht einschüchtern ließen, waren Männer. Beide wurden anschließend versetzt. Und selbstredend spart Kaufmann aus, was den Kindern angetan wird. Die Wirklichkeit, versichert Sperl, sei "viel schlimmer, als wir sie darstellen." Im Film hat die kleine Fee immer wieder den gleichen Alptraum: Sie wird in einem Wald von dem dicken Mann verfolgt, der sie missbraucht hat. Als die Kommissarin sie rettet und in ihre Obhut nimmt, bekommt der Traum ein neues Ende: Der Mann wird von einem Bären vertrieben. Das wäre ein versöhnlicher Filmschluss gewesen; aber leider zu schön, um wahr zu sein.