Foto: epd/Renate Haller
Illusionist Matthias Drechsel bei einem Familiengottesdienst im hessischen Trebur.
Illusionen im Auftrag des Herrn
Matthias Drechsel ist ein Zauberkünstler, der seine Tricks mit der Botschaft von Gott verbindet. Die Begeisterung für die Zauberkunst wurde schon in seiner Kindheit in der DDR geweckt.
19.01.2013
epd
Renate Haller

Drei Karten hält Matthias Drechsel in den Händen, lässt sie hin- und her gleiten. Nacheinander zeigt er, dass sie alle rot sind - um schließlich doch drei schwarze Karten in der Hand zu halten. "Gott liebt dich", steht auf einer von ihnen - selbstverständlich in schwarzer Schrift. Matthias Drechsel ist Illusionist und Zauberkünstler. Das Wort Zauberer schätzt er nicht. Wer versuche, übernatürliche Fähigkeiten zu suggerieren, sei ein Scharlatan, sagt er. Er erzeuge Illusionen, und das gelinge ihm mit Technik, Fingerfertigkeit und Ablenkung.

Hobby und Glaube

"Unheimlich viel Spaß" mache ihm das, sagt der 43-Jährige, der sein Hobby am liebsten mit dem Glauben verbindet. Drechsel ist Mitglied der Gemeinschaft christlicher Zauberkünstler Deutschland mit Sitz in Gießen. Sie gehört dem internationalen Verband "Fellowship of Christian Magicians" an, die 1953 in den USA gegründet wurde. Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von Zaubertricks "die froh machende Botschaft von Jesus" weiterzugeben.

Bei der Gemeinschaft christlicher Zauberkünstler sind Amateure ebenso engagiert wie zaubernde Pfarrer und Berufskünstler. "Gospelmagic" nennen sie die christliche Zauberkunst. Matthias Drechsel hat etwa 20 Auftritte pro Jahr, in Familiengottesdiensten, bei Gemeinde- und Kinderfesten, auf Messen und bei privaten Feiern.

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Bei manchen Auftritten hat der Illusionist ein Seil dabei, das er mit einer Beziehung vergleicht. Ist das Seil intakt, ist es belastbar. Risse und Knoten dagegen machen es instabil. Drechsel zerschneidet das Seil, verknotet es wieder und der Zuschauer weiß, das kann nicht halten. Es sei denn "die kaputte Beziehung wird mit Gottes Hilfe wieder heil". Kaum hat Drechsel den Satz gesprochen, ist der Knoten verschwunden und die symbolisierte Beziehung wieder intakt.

Für Drechsel, im Hauptberuf Mediengestalter, ist der Glaube eine wesentliche Grundlage seines Lebens. Damit in Berührung gekommen ist er in seiner Kindheit in der DDR. "Die halbe Verwandtschaft war Pfarrer", erzählt er. Er selbst hat zeitweise einen christlichen Jugendchor geleitet und mit der Idee geliebäugelt, Theologie zu studieren. Nach dem Fall der Mauer hat er das nicht weiter verfolgt und sich dann selbstständig gemacht.

Schon seit der Kindheit begeistert

Das Fundament für seine Liebe zur Zauberei wurde ebenfalls in der Kindheit gelegt. In seine Heimatstadt Reichenbach im Vogtland kam in den Ferien regelmäßig ein Jugenddiakon der sächsischen Landeskirche.  Der habe vormittags den kleinen Kinder etwas vorgezaubert, nachmittags den großen. "Ich habe mich immer in beide Veranstaltungen gemogelt", sagt Drechsel grinsend. Mit kindlichem Eifer hat er versucht, die Tricks zu verstehen, und schließlich bei Verwandtschaftsbesuchen auch gezaubert.

Requisiten für seine kleinen Vorführungen hat Matthias Drechsel selbst gefertigt. "Was du nicht selbst gebaut hast, hattest du nicht", erinnert er sich. Läden für Zauber-Utensilien habe es nur in Berlin und Dresden gegeben, zu weit weg für den jungen Künstler.

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In der Zeit des Erwachsenwerdens trat das Hobby in den Hintergrund.  Erst als Drechsel vor acht Jahren ins hessische Trebur kam, wo er dem Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde angehört, fing er wieder an mit dem Zaubern und knüpfte Kontakt zu den christlichen Zauberkünstlern. Seit dem illustrieren seine Tricks kurze Glaubensgeschichten.

Herz aus Stein

In der Rolle des heiligen Nikolaus erzählt er etwa die Geschichte eines Mannes, der sein lebendiges Herz gegen eines aus Stein tauscht und dafür immer größere Reichtümer anhäufen kann. Schließlich merkt er, dass ihn niemand mehr liebt und er fragt den Nikolaus um Rat. Der sagt ihm, dass er all seinen Besitz loslassen muss. Zur Illustration verbrennt Drechsel Papiergeldscheine - und lässt aus der Asche ein neues Herz auftauchen.

Mit der Verbindung von Glaubensgeschichten und Tricks könne man die Menschen sehr gut erreichen, auch diejenigen, die nicht regelmäßig in den Gottesdienst gehen, ist Drechsel überzeugt: "Die Geschichten prägen sich besser ein, wenn man dabei etwas erlebt."