7 Wochen Ohne
Foto: 7 Wochen Ohne/ Paula Winkler
Soll ich oder soll ich nicht - die alte Dame küssen? Warum nicht? Und siehe: Sie freut sich.
"Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne Vorsicht"
Das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche "7 Wochen Ohne" von Aschermittwoch, 13. Februar, bis zum Ostersonntag, 31. März 2013, klingt wie der Auftrag zu Leichtsinn und Rabaukentum. Über zwei Millionen Menschen wagen den Schritt, gewohnten Verhaltensweisen den Rücken zu kehren und neue Lebensziele zu finden.
18.01.2013
evangelisch.de
Markus Bechtold

Aber auch in der Bibel wimmelt es von unvorsichtigen Männern und Frauen. Menschen, die übers Wasser laufen, Hochschwangeren, die auf Reisen gehen, ohne auch nur ein Hotel zu buchen, oder unstudierten Wanderpredigern, die es sich mit Staat und Klerus gleichzeitig verscherzen. Sieben Wochen lang sollen die Fastenden ihre Manschetten ablegen und Tacheles reden: ein offenes Wort wagen, auch wenn der Chef stirnrunzelnd danebensitzt, oder dem Partner mutig sagen, dass er sich verrennt.

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Schon Martin Luther meinte: "Die Geister lasset aufeinanderprallen, die Fäuste haltet stille." Das Motto 2013 bezieht sich direkt auf das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerufene Jahr der Toleranz. Gegensätze, unterschiedliche Auffassungen und Ansichten sollen im zwischenmenschlichen Gespräch ehrlich ausgetauscht werden und nicht hinter einer Mauer des Schweigens, der Abwendung und des Desinteresses verschwinden. Arnd Brummer, Chefredakteur des evangelischen Magazins chrismon und verantwortlich für die Aktion, sagt: "Toleranz ohne Kommunikation ist der Tod einer offenen Gesellschaft." Weiter sagt er: "Wir laden Sie ein, gelegentlich auf die Fangnetze und doppelten Böden im Leben zu verzichten. Es reichen die kleinen Wagnisse, um etwas in Bewegung zu bringen: einmal freihändig balancierend etwas Neues ausprobieren, ein offenes Wort wagen und den folgenden Streit riskieren, festhalten an dem, was Ihnen wichtig ist, auch wenn die Idee scheinbar chancenlos ist."

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Seit 30 Jahren lädt die Aktion "7 Wochen Ohne" dazu ein, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst zu erleben und zu gestalten. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts EMNID vom Frühjahr 2012 machen fast drei Millionen Menschen bei "7 Wochen Ohne" mit – oder haben schon einmal teilgenommen. Und: Mehr als 22 Millionen Menschen kennen die Aktion zumindest dem Namen nach.

Der Gottesdienst zur Eröffnung der Fastenaktion findet am Sonntag, dem 17. Februar, in der Christuskirche in Fulda statt und wird ab 9.30 Uhr live im ZDF übertragen. Ein Fastenkalender begleitet die Teilnehmer mit Texten aus Kirche, Kultur und Alltagsleben durch die Fastenzeit. Die Texte ermutigen dazu, sich im Austausch mit anderen im Sinne Jesu Christi zu erneuern und zu überprüfen, was sich an eingefahrenen Gewohnheiten ändern soll und muss.

Ohne Netz und doppeltem Boden: Komfortzone des Lebens verlassen

Die sieben Wochenthemen lauten in diesem Jahr: "Mitgefühl riskieren – ohne Angst vor Umwegen", "Begegnung riskieren – ohne Vorbehalte", "Neues riskieren – ohne Blick zurück", "Widerspruch riskieren – ohne Blatt vor dem Mund", "Niederlagen riskieren – ohne schützende Rüstung", Das Unmögliche riskieren – ohne dem Zweifel zu erliegen", "Verletzung riskieren – und dem anderen als Kind Gottes begegnen". Traditionell greifen viele Kirchengemeinden das aktuelle Fastenthema von "7 Wochen Ohne" auf und eröffnen so den Dialog in ihren Gemeinden.

Das zentrale Projektbüro von "7 Wochen Ohne" in Frankfurt am Main bietet den Fastenden Begleitung an, beantwortet Fragen und betreut die Internetseite www.7-wochen-ohne.de. Dort können auf einer interaktiven Landkarte Fastengruppen und Einzelpersonen veröffentlichen, wo sie fasten und was sie konkret tun. Weitere Aktionen können Interessierte auch auf Facebook begleiten und kommentieren.