Im Herbst beginnt für Petra Meinhard das Vikariat - ein Neuanfang mit Furcht und Freude.
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Im Herbst beginnt für Petra Meinhard das Vikariat - ein Neuanfang mit Furcht und Freude.
Ein großer Schritt: Pfarramt mit 52
Patriarchal und verknöchert sei die Kirche, fand sie früher. Mit vierzig entdeckt Sozialpädagogin Petra Meinhard* ihren Glauben und beschließt, die religiöse Ebene in ihr Leben zu integrieren. evangelisch.de erzählt sie von diesem besonderen Moment und was er bewirkte in ihrem Leben.
15.02.2018
evangelisch.de
(Gesprächsprotokoll)

"Vor etwa zehn Jahren habe ich mich stark mit Religion und meinem Glauben auseinandergesetzt. Ich arbeite für einen kirchlichen Träger und zeitweise dachte ich: ' Eigentlich kann ich nicht in der Kirche arbeiten, ich bin keine Christin.' Zwar wurde ich immer gläubiger, aber ob das wirklich christlich war? Das wusste ich nicht. Meine Zweifel gingen soweit, dass ich überlegt habe, ob ich der Kirche als Arbeitgeber den Rücken zukehre, weil ich es verlogen fand, mit solchen Gedanken in der Kirche zu arbeiten.

Als junge Frau war ich nicht sehr religiös. Ich war politisch, in der Frauenbewegung und fand die Kirche viel zu patriarchal und verknöchert. Durch meine Arbeit sind mir jedoch viele fromme Menschen begegnet und immer wieder haben mir Kranke von besonderen Erfahrungen erzählt. Dadurch wurde mir klar: Es gibt noch eine andere Welt neben der hiesigen.

2001, bei einer Meditation in einem Kloster ist es passiert: Ich habe dort tatsächlich eine 'Epiphanie' gehabt, ein visuelles Bild, eine Erscheinung. Dieser Moment war unglaublich überwältigend, mit so einer Tiefe! Unvorstellbar, was da für eine Liebe auf mich zukam! Ich hatte das Gefühl, das ich es kaum aushalten kann, so ergreifend war der Moment.

'Wie liebe ich, kann ich eigentlich lieben?"

Zwei Jahre später kam ich wieder in das Kloster und bin so erschüttert worden von den Erinnerungen an dieses Erlebnis, dass ich beschlossen habe, von nun an christlich zu leben. Das war ein ganz klarer Entschluss, fast schon wie ein Blitz: Ich muss das, was ich da erlebt habe, versuchen, in mein Leben einbauen. Das war so stark, da kann ich nicht einfach drüber hinweggehen.

Das bedeutete für mich, dass ich zunehmend in Gottesdienste gegangen bin und mich in meiner Kirchengemeinde stärker engagiert habe und Exerzitien besucht habe. Ich wollte bewusst auf meine Erfahrung im Kloster reagieren, sie hat sehr viel ausgelöst. So habe ich mich ganz neu mit manchen Werten auseinandergesetzt - mit Liebe zum Beispiel: 'Wie liebe ich eigentlich?', 'Kann ich überhaupt lieben?', 'Was mache ich mit dieser Liebe, die ich da erlebt habe? Wie kann die in meinem Leben Platz haben, wie kann die weiter wirken?' – solche innerpsychischen Fragen stellte ich mir.

Der nächste Schritt war die Entscheidung, Theologie zu studieren. Ich merkte, dass ich noch mehr theologisches Hintergrundwissen möchte. Ehrlich gesagt kannte ich mich gar nicht so gut aus – genaugenommen bin ich Christin geworden, bevor ich die Bibel wirklich gekannt habe und hatte nun ein großes Bedürfnis, mehr zu erfahren. Dass ich dieses berufsbegleitende Theologie-Studium entdeckt habe, war fast schon ein Wink Gottes, eine schicksalhafte Begebenheit: Ich hatte nicht danach gesucht, sondern eine Freundin hat mir zufällig den Link zu einer Informationsseite geschickt. Im April habe ich meinen Abschluss.

Der Neuanfang bedeutet: Abschied und Umzug

Und im September werde ich das Vikariat beginnen. Zu Anfang des Studiums hatte ich nicht vor, ins Pfarramt zu gehen. Das hat sich eher peu à peu entwickelt. Diese Entscheidung wird große Auswirkungen haben - ein Neustart in vielen Bereichen: Ich werde in eine andere Stadt ziehen, muss zunächst Abschied nehmen von meinen Freunden, von meiner Arbeitsstelle.

Zweifel an der Entscheidung, ins Pfarramt zu gehen, habe ich keine. Aber manchmal fürchte ich mich ein wenig vor dem, was kommt. Dass ich weggehen werde, wird vor allem an meiner Arbeitsstelle Turbulenzen auslösen. Aber ich freue mich auch sehr auf den Neuanfang – ich habe große Lust, noch einmal etwas Neues zu beginnen. Ich bin jetzt zweiundfünfzig Jahre alt und natürlich ist es eine große Herausforderung, noch einmal komplett neu zu beginnen. Aber gleichzeitig habe ich auch noch viel Zeit, ich habe ja noch fast fünfzehn Jahre Berufstätigkeit vor mir."

 

*Name von der Redaktion geändert