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TV-Tipp des Tages: "Hinter blinden Fenstern" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Hinter blinden Fenstern", 3. September, 20.15 Uhr im Zweiten
Am Ende der Geschichte werden es insgesamt fünf Todesfälle sein; und doch ist "Hinter blinden Fenstern" alles andere als spekulativ oder gar blutrünstig.

Bei Friedrich Ani ist der Tod ohnehin eher ein stiller Teilhaber, er bleibt gern im Hintergrund. Seine Arbeit allerdings erledigt er gründlich. Das Grauen schleicht sich in den Büchern des Schriftstellers unmerklich an, setzt sich dann aber um so wirkungsvoller fest. Kein Wunder, dass München der perfekte Schauplatz für die Krimis ist: In kaum einer anderen deutschen Stadt ist der Kontrast zwischen den repräsentativen Fassaden und den Abgründen, die dahinter lauern, ähnlich reizvoll.

Die düsteren Seiten der Figuren

Geschickt treibt Drehbuchautorin Hannah Hollinger diesen Gegensatz auf die Spitze, indem sie die Handlung des Ani-Romans "Hinter blinden Fenstern" aus dem sozialen Wohnungsbau in eine gutbürgerliche Stadtrandsiedlung verlegt. Hier haben Männer einen Verein gegründet, um in ihrem Viertel als "achtsame Mitmenschen" ein Auge auf die Umgebung zu haben. Allein dieser Einfall ist schon bittere Ironie, wie der Titel "Hinter blinden Fenstern" nahe legt: zwei Morde und eine Entführung, aber niemand hat etwas gehört oder gesehen.

Naturgemäß hat sich Hollinger bei der Adaption einige Freiheiten genommen. Dafür macht die behutsame Inszenierung Matti Geschonnecks um so deutlicher, wie dünn der Firnis ist, mit dem die Figuren ihre düsteren Seiten kaschieren. Ausgangspunkt der Handlung ist die Ermordung einer jungen Frau (Bernadette Heerwagen) im Olympiapark; kurz drauf wird ein toter Obdachloser bei den Müllcontainern ihres Wohnhauses gefunden. Nacheinander knöpfen sich die Mitglieder der Mordkommission die Hausbewohner vor, ausnahmslos Menschen, die ein Leben in stiller Verzweiflung führen; die einen tun es offenkundig, die anderen machen sich noch was vor. Dem analytischen Blick von Polonius Fischer aber, dem einstigen Mönch, den Hanns Zischler angemessen melancholisch verkörpert, entgeht nichts. In langen, nur durch wenige Schnitte unterbrochenen Monologen (Kamera: Carl F. Koschnick) reden sich die Leute um Kopf und Kragen; und das mitunter, ohne es zu merken.

Zischler führt in dieser Verfilmung von Anis zweitem Fischer-Roman ein bemerkenswertes Ensemble an. Den Schauspielern gelingt das Kunststück, eigentlich schillernde Figuren so zurückgenommen zu verkörpern, dass sie beinahe unscheinbar wirken. Maja Maranow zum Beispiel macht sich ganz klein als Nachtclub-Besitzerin mit Vorgeschichte. Die ermordete Joggerin war ihre Teilhaberin, beste Freundin und vielleicht sogar mehr als das. Jürgen Tarrach spielt einen arbeitslosen Seriendarsteller, der sich verbittert hinter seine geschlossenen Läden zurückgezogen hat.

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Aber die gruseligsten Gestalten in der Runde sind die Eheleute Soltenbusch, großartig gespielt von Johann Adam Oest und Johanna Bittenbinder. Gerade der Gatte repräsentiert die unangenehme Spezies jener "achtsamen Mitmenschen", die den Nachbarn hinterher schnüffeln, aber wegschauen, wenn Hinschauen und Eingreifen gefragt wäre.