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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Kaltblütig" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Kaltblütig", 13. Januar, 20.15 im Ersten
Der Ausflug einer jungen polnischen Frau endet an einem Baum. Jemand hat die Bremsschläuche ihres Autos manipuliert.

"Kaltblütig" ist ein fast schon altmodisch klassischer Krimi. Es gibt keinen gesellschaftlich relevanten Überbau, und niemand muss ein Plädoyer halten, um auf irgendwelche Missstände hinzuweisen; es wird einfach nur ein Mörder gesucht. Das allein ist natürlich noch kein Qualitätsmerkmal, aber weil ARD und ZDF gerade mit ihren Krimireihen deutlich mehr Zuschauer erreichen als mit Dokumentationen, dienen mittlerweile viele Filme als Vehikel, was ihnen nicht immer gut tut. Dieser "Tatort" aus Ludwigshafen verzichtet zwar ebenfalls auf konventionelle Krimispannung, ist aber dennoch fesselnd: weil Christoph Darnstädt und Andreas Senn ihre Figuren ein raffiniertes cleveres Katz-und-Maus-Spiel treiben lassen; Polizei und Publikum werden dabei ziemlich an der Nase rumgeführt.

Ein vermeintlich glasklarer Fall

Der Autor und der Regisseur sind seit vielen Jahren aufeinander eingespielt; zu ihren gemeinsamen Werken gehören neben zwei weiteren Odenthal-Krimis diverse Folgen der vielfach preisgekrönten Krimiserie "Abschnitt 40" sowie die Komödie "Das Zimmermädchen und der Millionär", für die Darnstädt den Deutschen Fernsehpreis erhielt. In "Kaltblütig" beschreiben sie, wie ein vermeintlich glasklarer Fall gleich mehrfach neu aufgerollt wird, weil die Kommissarin der erstbesten Lösung misstraut und scheinbar schlüssige Täterbilder revidiert werden müssen.

Die Geschichte beginnt mit einem Unfall: Der Ausflug einer jungen polnischen Frau endet an einem Baum. Jemand hat die Bremsschläuche ihres Autos manipuliert, und zwar so geschickt, dass die Bremsflüssigkeit erst nach und nach ausgetreten ist. Der Verdacht fällt umgehend auf den Freund der Polin: Laut Aussage seiner Ex-Frau Katharina (Anna Loos) liebt Frank Brenner (Götz Schubert) die Unabhängigkeit; das junge und zudem schwangere Ding sei ihm lästig geworden. Brenner, mit dem Vorwurf konfrontiert, zückt eine Waffe und  versucht zu fliehen; der Fall ist praktisch gelöst. Aber dann konfrontiert die Mitbewohnerin (Nadja Bobyleva) der Verstorbenen Odenthal und Kopper (Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe) mit Fotos und Filmen, die dokumentieren, wie sehr sich das glückliche Paar auf das gemeinsame Baby gefreut hat. Als die Ermittler dann noch rausfinden, dass Brenners Schwester Anne (Sandra Borgmann) auf beinahe obsessive Weise an ihrem Bruder hängt, scheint die Schuldfrage ein zweites Mal geklärt. Aber auch dies ist noch nicht die Lösung, zumal Anne das Augenmerk des Duos auf Katharina lenkt: Brenners Ex hängt nach der bereits mehrere Jahre zurückliegenden Scheidung offenkundig noch sehr an ihrem Mann; Anne bezeichnet sie als "Psychograbscher".

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Der Film lebt vor allem von der Konfrontation der drei starken und ausgezeichnet verkörperten Frauenfiguren. Besonders reizvoll ist dabei das Spiel über Bande: Schwester und Ex-Frau nutzen die Kommissarin nach Kräften, um die Kontrahentin ins Zentrum der Ermittlungen zu zerren. Götz Schubert hat als Hauptverdächtiger, der zunächst hartnäckig schweigt, die scheinbar einfachste Rolle, aber Frank Brenner ist in diesem munteren Intrigenspiel keineswegs das Opfer. Hübsch sind auch die Entspannungsexkurse, wenn Kopper mit Kumpanen musiziert oder die Kollegin zum Feierabend zwingt. Schade nur, dass der Film sein Publikum offenbar gewaltig unterschätzt: Am Ende wird alles noch mal ausführlich erklärt.