Foto: dpa/Yoan Valat
"Charlie Hebdo"-Chef Stéphane Charbonnier.
Chefredakteur: "Charlie Hebdo" nicht islamfeindlich
Der Chefredakteur der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", Stéphane Charbonnier, hält sein Blatt nicht für islamfeindlich.
08.01.2013
epd
Martina Zimmermann

Es habe in 20 Jahren nur drei Ausgaben mit Mohammed-Karikaturen gegeben, sagte Charbonnier, der als Zeichner das Kürzel "Charb" verwendet, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer Kritik an der Zeitschrift üben wolle, müsse sich alle 1.076 Ausgaben anschauen. "Wie oft haben wir den Papst und die katholische Kirche karikiert?" fragte er. Die Zeitschrift habe bereits 14 Prozesse mit "rechtsextremen Katholiken" geführt.

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"Charlie Hebdo" war vergangene Woche durch die Veröffentlichung eines Mohammed-Comics erneut in die Diskussion geraten, allerdings blieb größerer Ärger bisher aus. Die Kritiker seien "Leute, die 'Charlie Hebdo' nicht lesen und nie lesen werden", sagte Charbonnier. "Man hat ihnen gesagt, das sei eine Zeitung des Teufels und eine Zeitung, die prinzipiell gegen den Islam ist." Dabei habe er für das Sonderheft keine Karikaturen gezeichnet, sondern einen Comic, der das Leben des Propheten historisch belegt erzähle - von der Geburt bis zur Begegnung mit dem Erzengel Gabriel. Er habe dabei mit einem Religionssoziologen zusammengearbeitet.

Im Vorfeld der Veröffentlichung hatte es heftige Kritik gegeben. Der Präsident des französischen Rates der Muslime, Mohammed Moussaoui, hatte das "besessene und pathologische Verhalten" der Zeitschrift verurteilt. Dass auch Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem davor gewarnt hatte, Öl ins Feuer zu gießen, erklärte Charbonnier damit, dass auch sie zum Zeitpunkt der Aussage das Heft noch nicht gelesen habe. Immerhin habe sie gleichzeitig auf die Pressefreiheit verwiesen. "Wir machen unsere Arbeit und zeichnen und merken erst, dass wir die Pressefreiheit verteidigen, wenn man uns sagt, wir sollen damit aufhören", sagte der Chefredakteur.

Brandanschlag auf Redaktion

Nach einem Mohammed-Titel im November 2011 wurde ein Brandanschlag auf die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" verübt. Im September 2012 veröffentlichte die Zeitschrift nach dem islamfeindlichen amerikanischen Film "Die Unschuld der Muslime" Karikaturen, von denen eine den nackten Hintern des Propheten zeigte. Damals wurden französische Einrichtungen in muslimischen Ländern aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Es sei der Zeitschrift nie darum gegangen, alle Muslime zu provozieren, sagte Charbonnier. Er habe mit seinen Karikaturen immer nur die Extremisten angegriffen: "Wir zeigen Mohammed als eine Karikatur, wie ihn die Extremisten sehen. Aber wir werden kritisiert und nicht die Extremisten, die das fälschliche Bild von Mohammed verwenden."