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Schwierige Entscheidung: Am 6. November steht die Präsidentenwahl in den USA an.
Protestant gegen Mormone: Amerikaner haben die Wahl
Barack Obama ist Protestant, sein Herausforderer Mitt Romney Mormone, und die beiden Vizes - der amtierende Joe Biden und Romneys "running mate" Paul Ryan - sind Katholiken. Viel Stoff für Wahlkampfmanöver und Tricks, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Die religiösen Bekenntnisse der Kandidaten im US-Präsidentschaftswahlkampf spielen bisher kaum eine Rolle.
30.08.2012
evangelisch.de

Je näher die US-Präsidentschaftswahlen rücken, desto vorsichtiger werden die Kandidaten mit ihren Aussagen. Keinen rhetorischen Fehler begehen, lautet die Devise. Denn jeder noch so kleine Ausrutscher wird zur Wahlkampfmunition für den Gegner. Das heißt nicht, dass die politische Schärfe abnimmt. Aber da die ungelöste Wirtschaftskrise die Politiker zu Aussagen über Verschuldung, Arbeitslosigkeit und Staatsausgaben zwingt, finden andere Themen, wenn überhaupt, auf Nebenschauplätzen statt.

Stillhalteabkommen?

In Sachen Religion lässt sich sogar ein Stillhalteabkommen vermuten, das die Vorzeigekandidaten beider Parteien geschlossen haben. Vielleicht hat sich bei allen Tricks und Täuschereien, die ein US-Wahlkampf mit sich bringt, bei allen Beteiligten die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Angriff auf ein religiöses Bekenntnis die Schachtel der Pandora öffnen würde.    

Auf Wahlkampfveranstaltungen verweisen die Kandidaten auf die eigene Religionszugehörigkeit nur indirekt. Auf die der Gegner gehen sie nicht ein. Selbst auf dem Wahlparteitag der rechten Republikaner, bei denen traditionell die Werte von "God's own country" beschworen werden, ging es verhalten zu. Die Parteigranden klammerten Begriffe wie "katholisch" oder "Mormone" aus ihren Reden, die die grossen Fernsehsender abends live übertrugen, gänzlich aus. Der Kandidat für das Vizepräsidentenamt, Paul Ryan, sagte über sich und Mitt Romney allenfalls: "wir gehen am Sonntag in unterschiedliche Kirchen".

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Das ist erstaunlich. Denn als es noch vor ein paar Monaten beim Republikanerkandidaten Mitt Romney im parteiinternen Vorwahlkampf nicht so gut lief, attestierten ihm die Medien ein "Mormonenproblem". Extrem holprig, vielleicht sogar mit unüberwindbaren Hürden bestückt sei die Straße ins Weiße Haus für einen praktizierenden Mormonen wie ihn, hieß es - weil die amerikanische Öffentlichkeit sich einen Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft als Präsident nicht vorstellen könne. Noch dazu, da Romney einst sogar mormonischer Bischof war.

Meinungsumfragen vom Sommer sprechen das Gegenteil. Das Washingtoner Pew Center ermittelte, dass die religiösen Bekenntnisse von Barack Obama und Mitt Romney für die wenigsten Wähler eine Rolle bei ihrer Wahlentscheidung spielen werden. Zwar empfinden es etwa zwei Drittel der Wähler "wichtig, dass ein Präsident starke religiöse Überzeugungen hat". Aber welche? 60 Prozent der Wähler wissen der Umfrage zufolge, dass Romney Mormone ist. Für 81 Prozent spielt seine Religionszugehörigkeit überhaupt keine Rolle. Selbst ein Unbehagen über Romneys Religion habe wenig Einfluss auf das Abstimmungsverhalten. Republikaner und weiße Evangelikale würden Romney überwiegend stützen, unabhängig von ihrem Blick auf seinen Glauben. Demokraten und Säkulare würden ihn hingegen ablehnen – ebenfalls unabhängig davon, so das Pew Center.

17 Prozent halten Obama für muslimisch

Auf der anderen Seite steht der lutherische Christ Barack Obama. Hartnäckig, auch vier Jahre nach seiner Wahl, hält sich der Glaube, dass er Muslim sei: bei 17 Prozent der Wähler. 49 Prozent geben heute an, er sei Christ, gegenüber 55 Prozent kurz vor dem Ende seiner Kampagne 2008. 31 Prozent sagen hingegen, sie wissen nicht, welche Religion Obama habe. Ein Drittel der Republikaner, doppelt so viele wie noch vor einem Jahr, ist tatsächlich der Ansicht, dass der Demokrat Obama ein Muslim sei.

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Schuld daran ist das Netzwerk an ultrakonservativen Medien wie dem in den USA meistgesehenen Fernsehsender "Fox", der seit vier Jahren Anti-Obama-Berichterstattung betreibt. Der Sender lässt Tag für Tag konservative bis ganz am rechten Rand stehende "Experten" und Meinungsmacher zu Wort kommen. Von diesem Spektrum wird nicht nur Obamas Mittelname Hussein betont. Auch das Gerücht, wonach der US-Präsident illegitim sei, weil er angeblich nicht in den USA geboren ist, hält sich hartnäckig – obwohl das Gegenteil dokumentiert wurde.

Katholiken als Zünglein an der Waage

Ist der öffentliche Umgang mit Religion auf die Gerüchteküche à la "Fox" beschränkt, so spielt die Religionszugehörigkeit der Wähler für die Strategen gleichwohl eine wichtige Rolle. Paul Ryans Kandidatur könnte Romneys Anziehungskraft bei den Millionen von Katholiken in wahlwichtigen "Swing States" wie Ohio und Pennsylvania erhöhen. Katholiken in diesen Staaten gelten oft als die Zünglein an der Waage. Seit den frühen 1990er Jahren gilt sogar die Regel, dass kein Kandidat ohne eine Mehrheit bei den Katholiken das Weiße Haus erobern konnte. Das galt auch vor vier Jahren, als Obama von einer knappen Mehrheit der Katholiken Stimmen erhielt.  

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Die katholische Kirche hat in diesem Wahlkampf bereits mitgemischt, indem sie sich mit Verve öffentlich gegen einen Absatz in der Gesundheitsreform ("Obamacare") aussprach. Danach müssen Versicherungsgesellschaften  amerikanischen Angestellten die Kosten für Empfängnisverhütung erstatten, inklusive denjenigen Angestellten, die in katholischen Universitäten und Krankenhäusern arbeiten. Die Demokraten rechtfertigten die Gesundheitsreform als Abwehr gegen den von rechts betriebenen "war on women" (Krieg gegen die Frauen). Die Republikaner konterten, die katholische Kirche im Hintergrund, mit dem Vorwurf, Obama betreibe einen "war on religion" (Krieg gegen die Religion).