Die Geschichte ist in der Tat richtig gut eingefädelt, zumal es anfangs so aussieht, als habe sich der Staatsanwalt bloß zufällig darin verstrickt: In der Nachbarschaft des vornehmen Villenviertels wird der Juniorchef einer großen Gebäudereinigungsfirma erstochen aufgefunden. Es zeigt sich, dass Beate von Prinz (Jeanette Hain) die Anwältin des Firmengründers Jakob Broich (Hans Peter Hallwachs) ist; und offenbar auch mehr als das. Später findet von Prinz heraus, dass der Unternehmer sie fürstlich beschenkt hat. Als er dann auch noch einige dieser Geldgeschenke auf der eigenen Steuererklärung wiederfindet, ist er als Staatsanwalt nicht bloß befangen: Gattin Beate hat ihren Mandanten betrogen, und von Prinz hängt jetzt mit drin.
Schon diese Seite des Drehbuchs von Johannes Rotter ist ziemlich komplex, dabei ist Beate von Prinz nur eine von gleich mehreren Verdächtigen. Der tote Juniorchef hatte einen nicht eben seriösen Lebenswandel und allerlei zwielichtigen Umgang. Illegaler Aufenthalt, Scheinehen, unliebsame Knasterfahrungen: Rotter hat eine Menge Aspekte in seiner Geschichte verarbeitet.
Eine ganze Reihe falscher Fährten
Regisseur Andreas Herzog ist zwar der Meinung, die Spannung seines Krimis ergebe sich weniger aus der klassischen Mördersuche, sondern vor allem aus dem Potenzial der Charaktere, aber trotzdem steht die Frage nach dem Täter natürlich im Vordergrund, zumal Buch und Regie gleich eine ganze Reihe falscher Fährten legen. Eine Weile lang ist man zum Beispiel überzeugt, eine der beiden Katzen Broichs kenne den Mörder. Tierfreunden wird gar nicht gefallen, wie Herzog die Stubentiger einsetzt, um zu verdeutlichen, dass der junge Mann sie nie wieder füttern wird; es vergehen einige Tage, bis seine Leiche entdeckt wird.
Katzenhaft ist auch das Spiel von Jeanette Hain als attraktive Gattin des Staatsanwalts. Die Schauspielerin verkörpert regelmäßig kühle, unnahbare Frauen; auch hier ist sie ganz der eiskalte Engel, deutet aber immer wieder an, dass die obsessiv Sport treibende Beate von Prinz auch anders könnte, wenn sie wollte. Dass sie dafür in einer Szene ziemlich nackt agieren muss, erschließt sich allerdings nur bedingt, selbst wenn der Auftritt ein bezeichnendes Licht darauf wirft, wie es um die Libido im Hause Prinz bestellt ist. Spätestens die intensiv gespielten Vernehmungsszenen lassen den Krimi fast zum Ehedrama werden. Trotzdem inszeniert Herzog auch diese Momente scheinbar unangestrengt, wie der Film ohnehin viele kleine und große Tragödien mit bemerkenswerter Beiläufigkeit präsentiert. Am Ende lösen die gleichfalls sehr entspannt agierenden Kommissare (Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär) gleich mehrere Fälle auf einmal. Wie sagt doch Freddy Schenk: Böse Taten stinken immer, daher kann man sie nur eine Weile lang unter den Teppich kehren.