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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der tiefe Schlaf" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der tiefe Schlaf", 30. Dezember, 20.15 Uhr in der ARD
Aus dem Krimi mit ganz normaler Polizeiarbeit - ein Mädchen wird verschleppt und ermordet, wird ein Drama über Schuldgefühle. Eine interessante Geschichte mit ausgeprägtem Bayrisch und geschickter Inszenierung.

Bei dem Titel denkt man unwillkürlich an Raymond Chandlers Klassiker "The Big Sleep" ("Tote schlafen fest"), und gerade gemeinsam können es Ivo Batic und Franz Leitmayr (Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl) durchaus mit der ironischen Lakonie von Philip Marlowe aufnehmen. Anders als in den Romanen und Filmen der "Schwarzen Serie" gibt es in diesem Krimi von Alexander Adolph, Schöpfer der ZDF-Reihe "Unter Verdacht", keine attraktive Mit- und Gegenspielerin. Dritter im Bunde ist vielmehr ein junger Kollege, der den beiden Kommissarin recht bald furchtbar auf die Nerven geht: Gisbert Engelhardt (Fabian Hinrichs) ist zwar mit Feuereifer bei der Sache, schießt aber ständig übers Ziel hinaus und bringt sich damit immer wieder in Schwierigkeiten. Außerdem sorgt er dafür, dass der Film nach einer Stunde komplett kippt. Aus dem Krimi wird ein Drama über Schuldgefühle: Eigentlich wollen die beiden Haudegen den Nachwuchskommissar wegloben, aber er erbettelt sich eine letzte Chance; und die setzt seiner hoffnungsvollen Karriere ein abruptes Ende.

Zunächst aber schildert Adolph, für "Im freien Fall" (ebenfalls ein "Tatort" aus München) unter anderem mit dem Grimme-Preis geehrt, ganz normale Polizeiarbeit: Auf dem nächtlichen Heimweg von einer S-Bahn-Station ist ein 14jähriges Mädchen verschleppt, missbraucht und ermordet worden. Dankenswerterweise erspart Adolph den Blick auf die grausam zugerichtete Leiche, doch die ausführliche Schilderung eines von Hans-Jochen Wagner ausgesprochen kernig verkörperten Beamten ist fast noch schlimmer. Auch die beiden weiteren gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen wird Adolph nicht zeigen. Zunächst erhoffen sich die Polizisten Aufschlüsse durch die Auswertung der Videoaufzeichnungen von der S-Bahn-Haltestelle, dann gerät der Lehrer des Mädchens ins Zentrum der Ermittlungen, aber am Ende stehen die Kommissare mit leeren Hände da; bis Gisberts folgenschwerer Alleingang durch Zufall zum Täter führt.

Eine nuancierte Nervensäge

Adolph erzählt die Geschichte mit beinahe aufreizender Gelassenheit. Die Kamera (Jutta Pohlmann) vermeidet jede Hektik, zumal der Fall zwischendurch fast zur Nebensache wird, weil sich die beiden Hauptfiguren trotz allen Ärgers über dessen Marotten mit dem neuen Kollegen zusammenraufen müssen. Fabian Hinrichs, ohnehin gern besetzt, wenn es gilt, Figuren zu verkörpern, die etwas aus der Norm fallen, versieht Gisbert mit diversen Nuancen, die für sich genommen nicht weiter irritieren würden, die den Mann in ihrer Häufung aber zur Nervensäge machen.

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Dass ausgerechnet Gisberts Vermächtnis am Ende zur Identifizierung des Mörders führt, ist eine letzte grimmige Ironie des Films; sogar seine Theorie vom Serientäter entpuppt sich als zutreffend.

Neben der interessanten Geschichte hat der Film auch viele schöne Dialogszenen zu bieten, wobei das ausgeprägte Bayerisch das Fremdkörperdasein Gisberts, der den Gesprächen nicht immer folgen kann, noch betont. Die geschickte Integrierung der Rückblenden und die atmosphärischen Zwischenbilder sorgen dafür, dass Adolphs "Tatort" auf allen Ebenen imponiert, ohne dabei effekthascherisch aufzutrumpfen.