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Sparlampen vergiften die Umwelt
Die Deutschen werfen immer noch viel zu viele Energiesparlampen in den Hausmüll statt auf den Sondermüll. Im kommenden Jahr gibt es eine Rücknahmepflicht.
28.12.2012
epd
Isabel Guzmán

Die Zahlen für 2012 liegen noch nicht vor. Aber Experten sind sich schon sicher, dass sie wieder niederschmetternd ausfallen werden. "Im Jahr 2011 betrug die Sammelquote für ausgediente Energiesparlampen und Leuchtstofflampen rund 40 Prozent", sagt Franziska Müller von der Deutschen Umwelthilfe. "Dies dürfte sich in 2012 nur gering verbessert haben." Mit anderen Worten: Nur vier von zehn Lampen landeten korrekt als Sondermüll in einer Sammelstelle, nicht im gewöhnlichen Müll oder einem Glascontainer.

Schaut man nur auf die privaten Haushalte und nicht auf die Gewerbe, sieht das Bild noch düsterer aus. Die Umwelthilfe hat Stichproben genommen und schätzt, dass in deutschen Privathaushalten nur jede zehnte Lampe richtig entsorgt wird. Die Folge der Schlampereien: 2012 gelangten in Deutschland höchstwahrscheinlich mehrere Hundert Kilogramm hochgiftiges Quecksilber unkontrolliert in die Umwelt.

Die Scherben mit einem feuchten Tuch aufsammeln

Die Umwelthilfe, das Umweltbundesamt und Verbraucherzentralen drängen daher zum Handeln. In ihren Augen gibt es noch immer längst nicht genug Sammelstellen. Zwar ist ihre Zahl jüngst in die Höhe geschnellt, Verbraucher können die Altlampen inzwischen zu über 8.000 Sammelstellen von Kommunen und Einzelhändlern bringen. Aber gerade der Einzelhandel verweigert vielerorts die Annahme.

Im kommenden Jahr tritt in den europäischen Ländern eine EU-Richtlinie in Kraft, die zumindest für größere Geschäfte eine Verpflichtung zur Annahme der kaputten Lampen vorsieht. "Wir brauchen jedoch ein noch engmaschigeres Netz", sagt Stephan Haufe, Pressesprecher des Umweltbundesamts. Das Amt fordert eine allgemeine Rücknahmepflicht: Verbraucher sollen die Lampen grundsätzlich dort zurückgeben können, wo sie sie gekauft haben. Wer wissen möchte, wo sich in seiner Nähe derzeit Sammelstellen befinden, kann sich im Internet unter "www.lichtzeichen.de" informieren.

Weniger besorgt ist das Bundesamt, was Gesundheitsrisiken für die Bürger durch Quecksilber aus zuhause zerbrochenen Sparlampen angeht. So etwas komme eher selten vor, sagt Sprecher Haufe: "Als zentraler Ansprechpartner für Innenraumluft bekommen wir unzählige Bürgeranfragen. Zerbrochene Energiesparlampen stehen dabei aber nicht im Vordergrund. Das größte Problem in den Wohnungen der Bürger ist vor allem der Schimmel." Sollte es doch einmal zum Lampenbruch kommen, hält das Amt Tipps parat: Gut lüften, Kinder und Tiere fernhalten, die Scherben mit einem feuchten Tuch aufsammeln.

Jahrzehntelang keine Innovationen

Hat das EU-Verbot der konventionellen Glühbirne denn bislang Stromeinsparungen gebracht? Die klassische 60-Watt-Glühbirne war vor knapp anderthalb Jahren ausgeknipst worden, im September 2011. Doch Stromanbieter haben nicht viel zu berichten: "Hierzu liegen leider noch keine statistischen Zahlen vor. Der Zeitraum ist für eine Erhebung noch zu kurz", sagt eine Sprecherin des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Der BDEW hat Zahlen für 2011, laut denen der Anteil der Beleuchtung am Stromverbrauch der privaten Haushalte bei 8,5 Prozent lag. Er hält das Interesse der Bürger an effizienten Lampen für groß - auch unabhängig vom Glühbirnenverbot. Konkrete Erkenntnisse gibt es aber nicht. Auch nicht beim Energieversorger EnBW: Der Anteil der Beleuchtung am Energieverbrauch in Haushalten sei so gering, dass der Konzern "eine möglicherweise vorhandene Einsparung durch den Verzicht auf 60-Watt-Glühlampen nicht beziffern kann", sagt ein Sprecher.

Das Umweltbundesamt ist weiterhin der Ansicht, dass das EU-Glühbirnenverbot ökologisch einen Sinn hat und zu Stromeinsparungen führt. Es habe auch den technischen Fortschritt im Bereich der Lichttechnik vorangebracht - einschließlich der Zukunftstechnologie LED, meint Sprecher Haufe: "Bevor die EU aktiv geworden ist, gab es jahrzehntelang keine Innovationen. Das Verbot hat die Industrie gezwungen, etwas zu unternehmen."