Engelfigur
Foto: photocase/crocodile
Beten Sie mit uns für die Opfer von Newtown
Nach Katastrophen wie dem Massaker in Newtown fragen Menschen verstärkt nach dem Sinn des Lebens. Viele finden Trost im Gebet. Hilft das? Ja, sagt die Bibel. Man schaue auf Hiob, den Gott einer leidvollen Prüfung unterzog und der seinen Glauben dennoch nicht verlor. Beten hilft auch, am Leid nicht zu zerbrechen. Auf unserer Gebetsseite können auch Sie Ihr Gebet für die Opfer und Hinterbliebenen aufschreiben und mit anderen teilen.
15.12.2012
epd
Stephan Cezanne

Auf der Seite gebet.evangelisch.de sammeln wir Gebete für die Opfer und Hinterbliebenen von Newtown. Wenn Ihnen kein Gebet einfällt, können Sie in den Worten anderer Menschen dort Halt und Trost finden.

"Not lehrt beten" - Das alte Sprichwort wird besonders nach Katastrophen wie dem Amoklauf in Newtown, Conneticut, aktuell. Die Kirchen füllen sich. Viele Menschen suchen in Gottesdiensten eine religiöse Form für ihre Trauer und ihr Entsetzen - auch solche, die der Kirche und dem christlichen Glauben sonst eher fernstehen. Der Wunsch nach Gebet äußerte sich nach dem Massaker von Newtown auch auf Twitter. Zum Beispiel schrieb @Alan_Scott: "Taub und traurig nach den Ereignissen in #Newtown. Bete, dass der Gott der Hoffnung und des Lebens die gebrochenen Herzen heilt." @SwinCash postete: "Liege hier, sehe meine Nichte schlafen & habe Tränen in den Augen... Gott, Gott, bitte tröste die Eltern der Opfer von #Newtown heute Nacht." @wikimapper schrieb: "Ich hasse das Böse in der Welt. Ich bete zu God um Trost inmitten dieser Tragödie. #newtown"

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Theologen werten dies nicht als Heuchelei oder Scheinheiligkeit. Notfallsituationen seien vielmehr Schnittstellen des Lebens, an denen Sinn und Wertfragen aufbrechen. "Not lehrt tatsächlich beten", heißt es etwa im Evangelischen Erwachsenenkatechismus. Wer allerdings meine, den Leuten müsse es erst wieder so richtig schlecht gehen, bevor sie auf den Pfad der christlichen Tugend zurückkehren, verfehle und bagatellisiere die tiefe Wahrheit dieses Satzes, so die protestantische Glaubenslehre.

Das Urvertrauen in das Leben zurückgewinnen

Not, Leiden und Tod sind zentrale Themen der Religionen. Existenzielle Erschütterungen können eine Chance zu seelischer Reife und Wachstum sein. Um am Leid nicht zu zerbrechen, müsse man lernen, es zu akzeptieren, raten alte Weisheitslehren, moderne Lebenshilfen und natürlich auch die Bibel. Ziel sei es, das Urvertrauen in das Leben wiederzugewinnen, so Religionswissenschaftler und Psychologen. Das Beten zu Gott hilft dabei.

Gerade angesichts von Katastrophen - wie etwa am 11. September 2001 bei den Terroranschlägen in den USA, der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 oder bei verheerenden Amokläufen wie jetzt in Newtown, Conneticut - spüren Menschen, dass sie ihr Leben nicht selbst in der Hand haben. "Unser Herz erschrickt, weil wir an diesem entsetzlichen Unglück erkennen: Unser Leben ist zutiefst verletzbar", sagte Margot Käßmann nach dem schweren Busunglück bei Hannover Ende 2008, bei dem 20 Menschen ums Leben kamen.

"Jetzt aber zerfließt meine Seele in mir"

Ein klassisches Beispiel zum Umgang mit Leid und Not aus der christlich-jüdischen Tradition ist das Buch Hiob im Alten Testament. Glaubt der vorbildlich fromme Hiob nur an Gott, wenn es ihm im Leben gut geht? Dies vermutet der Teufel und stellt ihn auf die Probe. Mit Gottes Zustimmung nimmt er ihm seine Kinder, seine Habe und schlägt ihn mit bösen Geschwüren. Doch trotz dieser "Hiobsbotschaften" hält er an Gott fest.

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Seit Jahrhunderten beten Menschen in Not und Verzweiflung mit den Worten Hiobs: "Jetzt aber zerfließt meine Seele in mir, und Tage des Elends haben mich ergriffen." Hiobs Geschichte zielt auf die ewig aktuelle Frage nach dem Sinn des Leidens. Der gequälte Hiob stellt das bisherige "vernünftige" Gottesbild in Frage. Er fängt an, Gott als einen Herrscher über eine chaotische Welt zu verstehen. Das Buch Hiob schildert eine mystische Gotteserfahrung, die bohrende Sinnfragen nach dem Sinn des Leidens hinter sich lässt.

Es sei eine "böse Versuchung", sich Not überhaupt erst herbeizuwünschen damit die Kirchen voller werden, warnte der Limburger katholische Altbischof Franz Kamphaus einmal. "Unser Gott will Leid und Not ausdrücklich nicht!" Dennoch könne Not beten lehren. Die Not helfe, Gott "neu zu entdecken. Kamphaus: "Gott hat seine liebe Not mit uns, und wir haben unsere liebe Not mit ihm."