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TV-Tipp des Tages: "Zappelphilipp" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Zappelphilipp", 5. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten
Medikamente oder Extrabehandlung? Das ARD-Drama "Zappelphilipp" zeigt eine Lehrerin im Kampf um ein Kind mit Aufmerksamkeitsdefizit.

Der neunjährige Fabian ist ein besonderes Kind: aufgeweckt, kontaktfreudig, voller Energie. Seine Erzieher aber empfinden Fabian vor allem als besonders anstrengend: Weil er immer unter Strom steht, ist er ein ständiger Unruheherd; an normalen Unterricht ist kaum zu denken.

Stille Geschichte mit einer lauten Botschaft

Früher nannte man Jungs wie Fabian "Zappelphilipp", heute ist man rasch mit einer griffigen medizinischen Diagnose zur Hand: ADHS, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Die Kinder bekommen Tabletten, der Fall ist erledigt. Mit ihrem Drehbuch zu dem Film "Zappelphilipp" zeigt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Silke Zertz ("Wir sind das Volk"), dass solche "Fälle" ungleich komplexer sind. Connie Walther ist die richtige Regisseurin für den Stoff; im Mittelpunkt ihrer herausragenden Dramen "12 heißt: Ich liebe dich" oder "Frau Böhm sagt nein" standen ebenfalls besondere Menschen, die ganz bewusst aus dem Rahmen fielen. Zentrale Figur von "Zappelphilipp" ist Grundschullehrerin Hannah Winter (Bibiana Beglau). Sie macht es sich zur Aufgabe, Fabian gegen den Widerstand des Kollegiums und einiger Eltern auch ohne medizinische Hilfe in den Klassenverband zu integrieren. Dass sie am Ende scheitert, ist paradoxerweise ausgerechnet ihrem Engagement geschuldet.

Das Drehbuch verzichtet auf schlichte Erklärungsmuster für Fabians Verhalten, bietet allerdings Hinweise an: Die Mutter ist zum zweiten Mal verheiratet und erwartet ihr zweites Kind, dem Stiefvater ist Fabian eher lästig, seinen Erzeuger hat er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Rasch macht Fabian die neue Klassenlehrerin zur Bezugsperson. Mit ihren unkonventionellen Methoden und der Bereitschaft, sich auch in ihrer Freizeit um den Jungen zu kümmern, hat Hanna zunächst Erfolg. Doch dann kommt es zu einem Eklat, den sie zumindest indirekt verschuldet hat. Auch darin liegt ein Reiz dieses Films: Im Grunde handelt die Lehrerin vorbildlich, aber mit ihrem Verhalten verstößt sie gegen die üblichen Konventionen. Als sie schließlich ungewollt ihre Kompetenzen überschreitet, ist sie für den Schulbetrieb nicht länger tragbar.

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Trotz aller Sympathie für ihre Heldin verzichten Zertz und Walther darauf, Hannah Winter zu heroisieren. Jenseits der Arbeit gibt es nicht viel in ihrem Leben, wie der Film mit einer brillanten Idee verdeutlicht: Ein paar Botschaften auf dem Anrufbeantworter fassen ihr Dasein in wenigen Worten zusammen. Ohnehin sorgt die Draufsicht aus einer extremen Vogelperspektive immer wieder dafür, dass "Zappelphilipp" Züge einer Fallstudie annimmt. Dies sind allerdings auch die einzigen Momente, in denen sich die Bildgestaltung (Birgit Gudjonsdottir) eine gewisse Extravaganz gönnt, ansonsten konzentriert sich Walther ganz auf Geschichte und Schauspieler. Ausgesprochen bemerkenswert ist dabei die Führung des Hauptdarstellers. Mit dessen Leistung, das war klar, steht und fällt das gesamte Unternehmen. Ist er nicht glaubwürdig, funktioniert der ganze Film nicht, aber der junge Anton Wempner macht seine Sache derart fabelhaft, dass "Zappelphilipp" zwischenzeitlich fast dokumentarisch wirkt.