Wenn es draußen kalt wird, wächst die Lust auf das dunkle Süße. Eine Tasse Kakao oder ein Stück Schokolade wärmen, sagt Chocolatier Michael Kitz. Wer seinen Laden in Frankfurt betritt, bekommt leuchtende Augen: Überall Schoko-Nikoläuse, Pralinen und Schoko-Tafeln in allen Schattierungen. Kitz ist überzeugt: "Mit Schokolade kann man jedem Menschen eine Freude machen."
Jeder Deutsche vernascht laut Süßwarenindustrie pro Jahr rund neun Kilo Schokolade. Aber der Genuss hat oft einen bitteren Beigeschmack: Meist ist nicht nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen der Kakao produziert wurde. Weltweit stammen die meisten Kakaobohnen aus Afrika.
Arbeitsbedingungen auf Kakaoplantagen oft katastrophal
"Politische Unruhen und wirtschaftliche Probleme in Ländern wie Sierra Leone, Mali und der Elfenbeinküste führen zu unguten Arbeitsbedingungen", sagt Claudia Brück, stellvertretende Geschäftsführerin der Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt. Bauern müssten ihren Kakao oft zu Preisen verkaufen, die ihre Kosten nicht decken.
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Im fairen Handel wird mehr für die Bohnen gezahlt, damit die Bauern ihre Lebensumstände verbessern können. Doch faire Schokolade hat erst einen Marktanteil von unter einem Prozent.
Im konventionellen Handel kommt seit Jahren nur noch ein kleiner Teil vom Kakao-Preis auf dem Weltmarkt bei den Bauern an. Viele können deshalb keine Arbeiter mehr beschäftigen. Stattdessen müssen ihre eigenen Kinder ran. "Kinderarbeit ist immer nur ein Symptom der schlechten Lage der Familien", erklärt Friedel Hütz-Adams, Kakao-Experte des Südwind-Instituts im nordrhein-westfälischen Siegburg. Er ist überzeugt: Die Eltern würden ihre Kinder in die Schule schicken, wenn es ihnen besserginge.
Der Frankfurter Chocolatier Kitz will, dass seine Kunden ohne schlechtes Gewissen genießen können. Der 44-Jährige deutet auf Schokoladentafeln in einem Regal. Sie sind nach ihrem Herkunftsort benannt - "Maracaibo" (Venezuela), "Madagaskar" oder "Tumaco" (Kolumbien). Den Liefereranten in Ecuador hat Kitz schon selbst besucht und sich der guten Arbeitsbedingungen versichert. "Mir ist es wichtig, dass hinter der Schokolade keine Kinderarbeit steht", sagt er. Beim Großteil seines Kakaos weiß er, woher er stammt. Dennoch tragen die Produkte von "Michis Schokoatelier" kein Siegel für fairen Handel, weil ihm die Gebühren dafür zu hoch sind.
Fairer Handel soll Verbesserung bringen
Bessere Lebensbedingungen für die Kakao-Erzeuger zu schaffen, liegt auch im Eigeninteresse der großen Markenfirmen. Denn wegen der Armut wollten viele Kakao-Bauern in Afrika nicht, dass ihre Kinder den Betrieb weiterführen, betont Hütz-Adams. Zudem sind viele Kakao-Bäume zu alt, um noch gute Ernten zu bringen. Die Bauern können sie nicht ersetzen, weil ihnen das Geld fehlt.
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"Die große Angst der Schokoladenhersteller ist es, bald nicht mehr genug Kakao kaufen zu können", sagt der Experte. Deshalb seien heute mehr Unternehmen bereit, die Situation der Bauern zu verbessern. Auch der Ferrero-Konzern versichert, den Kakao-Bauern bei ihren Problemen helfen zu wollen. "Unser Ziel ist es, bis zum Jahre 2020 den gesamten Bedarf der Ferrero Gruppe mit zertifiziert nachhaltigem Kakao zu decken", teilt das Unternehmen mit.
Ferrero gehört zum "Forum Nachhaltiger Kakao", einer Initiative für gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen im Kakaosektor. Dieser Runde Tisch entstand im Juni 2012 mit Vertretern von Unternehmen, Bundesregierung, Gewerkschaften und entwicklungspolitischen Gruppen. Heute sind es 69 Mitglieder. "Das ist eine einzigartige Initiative in Deutschland, die alle Akteure der Wertschöpfungskette integriert", sagte Elena Rueda von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die das Forum als Sekretariat vertritt. Auch Claudia Brück von TransFair heißt die Initiative gut, räumt aber ein: "Es gibt noch keine Maßnahmen. Das Forum muss erst einmal ins Leben kommen."