"Und ich dachte schon, ich hätte einen schwierigen Job", begrüßte der Vorsitzende der Liberaldemokraten, Nick Clegg, den designierten Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, bei einem Treffen im Unterhaus. Da war die Entscheidung der Anglikaner gegen Bischöfinnen gerade erst gefallen. Und sicherlich ist Nick Clegg nicht der Einzige, der seinen Job derzeit nicht mit dem Bischof tauschen möchte. Denn die Kritik an der Kirche von England reißt nach dem Nein der Synode zu Bischofsweihe von Frauen nicht ab.
Nur sechs Stimmen fehlten
Mit 74 Stimmen gegen und 132 Stimmen für den Gesetzentwurf hatte in der vergangenen Woche der Antrag die erforderliche Zweidrittelmehrheit im "Haus der Laien" verfehlt. Es fehlten lediglich sechs Stimmen, um Kirchenfrauen den Weg ins Bischofsamt und damit auch ins britische Oberhaus zu ebnen. Da konnte auch ein Kompromiss im Entwurf nicht helfen, der den Bedenken traditioneller Gemeinden in der Kirche von England Rechnung tragen sollte. Unterdessen wurde bekannt, dass 33 der 74 Gegenstimmen im dem Haus der Laien von Frauen stammen.
Nun nimmt der Druck auf die Kirche, die Bischofsweihe für Frauen doch noch möglich zu machen, enorm zu. Die konservative Kulturministerin Maria Miller sagte, es sei "sehr enttäuschend" wie die Abstimmung ausgefallen sei. Sie forderte die Kirche auf, ihre Abläufe und Prozesse zu überdenken. "Wenn sie das Problem lösen wollen, dann muss die Kirche sich fragen, ob ihr System, so wie es ist, funktioniert", sagte sie der Tageszeitung "The Guardian".
Reaktionen waren verheerend
Die Kirche von England versucht nun händeringend aus der Krise wieder herauszukommen. Dabei geht es nicht nur um die internen Konflikte, die die Entscheidung ausgelöst haben. Auch die Reaktionen im Parlament und in den Medien waren verheerend.
Einige Kommentatoren forderten sogar, der Kirche ihre Stellung als Staatskirche abzuerkennen. Denn mit der Entscheidung wird es weiterhin nicht möglich sein, die 26 Sitze, die für die Bischöfe im Oberhaus reserviert sind, mit Frauen zu besetzen. Eine Petition an das Parlament fordert ebenfalls, der Kirche die Sitze abzunehmen, wenn sie nicht auch mit Frauen besetzt werden. Immerhin fast 9.000 Menschen haben bereits unterschrieben. Zudem wird darüber diskutiert, ob man die Kirche weiterhin von der Gleichstellungsgesetzgebung ausnehmen sollte.
###mehr-artikel###Und die Kirche nimmt die Kritik durchaus ernst. Die Zeitung "The Times" zitiert aus einem internen Kirchenpapier, in dem der Generalsekretär der Synode, William Fittall, den Schaden für die Kirche als schwerwiegend einschätzt: "Innerhalb der Kirche sind die Auswirkungen auf Moral - im besonderen, aber nicht ausschließlich bei den weiblichen Amtsträgern - enorm." Aber auch das Verhältnis zum Staat sei massiv beschädigt: "Das Parlament ist ungeduldig. Wenn die Kirche von England nicht schnell zeigt, dass sie in der Lage ist, das wieder in Ordnung zu bringen, werden wir in eine schwere konstitutionelle Krise im Verhältnis der Kirche zum Staat kommen. Wo das endet, kann ich nicht mit Sicherheit sagen."
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
Jetzt berät man, wie es doch noch in naher Zukunft zu schaffen ist, Frauen zum Bischofsamt zu zulassen. Nach zweitägigen Beratungen empfahl der einflussreiche Rat des Erzbischofs am Mittwoch, dass ein neuer Prozess gestartet werden soll, damit Frauen zu Bischöfinnen geweiht werden können. Entsprechende Gesetzesvorschläge sollten wegen der Dringlichkeit bereits auf der Generalsynode im Juli eingebracht werden. Neben den beiden Erzbischöfen sitzen in dem Gremium, das als ständiger Ausschuss der Synode wirkt, weitere 17 Kirchenvertreter.
Als "fürchterlich" bewertete der ehemalige Erzbischof von Canterbury, Lord Carey, das Abstimmungsergebnis. "Wir haben seit 19 Jahren Frauen im Priesteramt. Sie leisten wundervolle Arbeit", sagte er der "Times". "Es ist Zeit, weiterzugehen und Frauen zu Bischöfen zu weihen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."