Foto: WDR/MDR/Junghans
Im Tatort "Kinderland" ermittelten die Leipziger Tatort-Kommissare Saalfeld (l.) und Keppler (r.) gemeinsam mit den Kölner Kollegen Schenk und Ballauf. Im echten Leben wohnen alle vier in Berlin.
Treffen sich vier Tatort-Kommissare...
Berlin ist Deutschlands Tatort-Metropole: Die Wahlheimat Berlin ist so beliebt unter den TV-Ermittlern, dass es schon mal vorkommen kann, dass sich vier Tatort-Kommissare in ein und der selben Kneipe über den Weg laufen.

Sie gehen in Ludwigshafen, Leipzig oder Konstanz auf Mörderjagd und tragen in einem nicht zu unterschätzenden Maß zum bundesweiten Image der jeweiligen Stadt und Region bei: die Ermittler der beliebten Krimireihe „Tatort“.

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Die Kommissare Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) gehören zu Köln wie der Dom, und das lustige Ermittlerduo Boerne und Thiel (Jan Josef Liefers und Axel Prahl) hat Münster weit über die Grenzen Westfalens hinaus populär gemacht. Im wahren Leben jedoch wohnen die wenigsten „Tatort“-Helden in der Stadt, in der sie ihre Fälle lösen: Die meisten Darsteller bevorzugen als Wahlheimat vielmehr das pulsierende Berlin.   

Tatsächlich ist in der Hauptstadt die Chance, einem „Tatort“-Kommissar über den Weg zu laufen, mit Abstand am größten. So sucht die mit ihrer Lebensgefährtin in Berlin lebende Ulrike Folkerts, die in den „Tatort“-Krimis aus dem pfälzischen Ludwigshafen die sportliche Kommissarin Lena Odenthal spielt, gerne mal in den Boutiquen rund um den Rosenthaler Platz nach Klamotten oder joggt zügig durch den Tiergarten.

Kitesurfen und Programmkino

Sportlich mag es auch der ebenfalls in Berlin lebende Oliver Mommsen (Kommissar Stedefreund aus Bremen), der auf dem Fahrrad durch die Hauptstadt düst oder schon beim Kitesurfen auf dem Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof gesichtet wurde.

###mehr-artikel### Sein Kollege Jan Josef Liefers, der in den Münsteraner „Tatorten“ den schrulligen Gerichtsmediziner Boerne spielt und der mit Frau Anna Loos und den beiden Töchtern im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wohnt, stöbert gerne im Kulturkaufhaus Dussmann in der Friedrichstraße nach Büchern und CDs, schlendert am Wochenende über den Flohmarkt an der Straße des 17. Juni, spachtelt Eisbein in der Kneipe „Zur letzten Instanz“ im Gerichtsviertel oder schaut sich im Kreuzberger Programmkino „Sputnik“ außergewöhnliche Filme an.

Der ebenfalls in Berlin lebende Dietmar Bär, den Zuschauern als Freddy Schenk aus den Kölner „Tatorten“ bekannt, braust schon mal in seinem schicken Mercedes-Oldtimer über den Kurfürstendamm oder trifft sich mit seinem Krimipartner, dem Wahlberliner Klaus J. Behrendt (Kommissar Ballauf), am Potsdamer Platz zum Essen. „Es hat schon zufällige Treffen gegeben, da standen dann vier TV-Kommissare an der Bar“, sagte Bär, der aus Dortmund stammt und wie viele seiner Kollegen schon vor Jahren in die Hauptstadt gezogen ist, in einem Interview.

"Die Stadt ist groß genug, um einfach abzutauchen."

Zu den Darstellern von „Tatort“-Kommissaren, die ebenfalls in Berlin leben, zählen unter anderem auch Eva Mattes (Klara Blum, Konstanz), Simone Thomalla und der dem Ensemble der Volksbühne angehörende Martin Wuttke (das Leipziger Gespann Saalfeld und Keppler), Axel Prahl (Frank Thiel, Münster) sowie Andreas Hoppe (Mario Kopper, Ludwigshafen) und Boris Aljinovic (Felix Stark, Berlin) – bei den beiden Letztgenannten handelt es sich ausnahmsweise sogar um gebürtige Berliner.    

Bekannte Schauspieler wie Dietmar Bär schätzen an Berlin, dass hier viele Kollegen aus der Fernsehbranche und andere Kreative leben, vor allem aber auch, dass „die Stadt groß genug ist, um einfach abzutauchen“, wie der 51-Jährige sagt. Tatsächlich dreht sich in der Hauptstadt kaum jemand nach einem Prominenten um, nervige Belästigungen sind eher selten. „Erkannt zu werden ist in Berlin nicht so schlimm“, verriet die Wahlberlinerin Ulrike Folkerts einem Stadtmagazin.

In der Hauptstadt unerkannt

In Kleinstädten werde sie oft angesprochen oder einfach so mit dem Handy fotografiert. In der Hauptstadt aber realisieren manchmal selbst Leute aus dem allernächsten Umfeld nicht, mit wem sie es zu tun haben, wenn sie einem waschechten „Tatort“-Kommissar gegenüberstehen.

So berichtete Jan Josef Liefers mal von einem Zuschauer aus seiner Berliner Nachbarschaft, der ihm nach seinem Debüt als Münsteraner Gerichtsmediziner Boerne 2002 ganz begeistert vom neuen „Tatort“-Team erzählte – und dabei überhaupt nicht bemerkte, dass einer der beiden Hauptdarsteller vor ihm stand.