Johannes Schmidt
Foto: privat
Johannes Schmidt, 30 Jahre alt, ist seit fünf Tagen in London und bereitet sich auf seinen Wettkampf am Freitag vor.
Paralympics: Ruderer hofft auf Glück und gutes Wetter
Morgen geht es los, dann werden die Paralympics in London eröffnet. Mehr als 4.200 Athleten aus über 150 Nationen treten gegeneinander an. Ruderer Johannes Schmidt aus Offenbach berichtet von seinen Eindrücken, den Unterschieden zu einer normalen Regatta und erklärt, warum es ein eigenes "Ruderer-Dorf" gibt.
28.08.2012
evangelisch.de
Juliane Ziegler

Herr Schmidt, Sie sind vor fünf Tagen mit dem deutschen Team nach London gereist. Wie haben Sie die erste Zeit verbracht?

Johannes Schmidt: Bisher sahen meine Tage so aus, dass ich morgens um acht Uhr zum Training fahre. Bis zur Regatta-Strecke sind es rund 40 Minuten mit dem Bus. Dort bleibe ich bis zum Mittagessen, fahre dann am frühen Nachmittag zurück und habe den Rest des Tages zur freien Verfügung. Von der Stadt habe ich bisher nicht viel gesehen, zum einen wohnen wir ziemlich außerhalb, so dass der Aufwand zu groß wäre, in die Innenstadt zu kommen. Und zum anderen bin ich ja schließlich nicht zum Sightseeing hier. Morgen steht dann die große Eröffnungsfeier auf dem Plan.

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Wie ist die Stimmung vor Ort?

Schmidt: Überall mischen sich die Nationen bunt durcheinander, das Flair hier ist ganz besonders. So kenne ich das von normalen Regatten gar nicht, denn normalerweise bleibt da jede Nation eher für sich ist. Hier ist es ein nettes Miteinander, alle sind sehr freundlich und gut drauf. Bei mir auf dem Gang wohnen die Sportler aus der Ukraine, mit ihnen ist die Verständigung zwar eher schlecht, weil sie nur Russisch können. Aber selbst wenn man sich nicht so gut unterhalten kann, ist der Umgang sehr nett, das macht wirklich großen Spaß. So hatte ich mir das im Vorfeld auch erhofft – dass man viel mit den Anderen in Kontakt kommt. Schließlich macht das diese Veranstaltung auch so einmalig.

"Mit im olympischen Dorf zu wohnen, das wäre schon sehr cool."

Wie wohnen Sie?

Schmidt: Leider wohnen wir Ruderer nicht mit den anderen Sportlern im olympischen Dorf, sondern in einem separaten Quartier. Die Regatta-Strecke ist über zwei Stunden mit dem Bus entfernt vom olympischen Dorf, deshalb gibt es ein Ruderer-Dorf in einem College in Eton Dorney. Wir haben Einzelzimmer, daneben ein zentrales Gebäude, mit der Mensa und einem großen Freizeitraum mit Billardtischen und Videospielen. Und einen Fitnessraum gibt es. Natürlich wäre es sehr cool, im olympischen Dorf mit den anderen Sportlern zusammen zu wohnen. Das ist dasselbe Dorf wie während der Olympiade vor drei Wochen. Es wurde von vornherein barrierefrei gebaut, damit es auch für die Paralympics genutzt werden kann. Morgen Nachmittag fahren wir Ruderer vor der Eröffnungsfeier zusammen hin, dann können wir uns dort etwas umschauen und die Sportler der anderen Sportarten auch einmal treffen.

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Was unterscheidet die Spiele in London von einem gewöhnlichen Wettkampf?

Schmidt: Das organisatorische Drumherum - das ist natürlich eine Nummer größer als bei einer normalen Regatta. Neben den Sportlern sind deshalb jede Menge Helfer hier: Man hat praktisch ein Rundum-Sorglos-Paket, wir müssen uns um nichts kümmern. Man kann zum Beispiel Tag und Nacht seine Wäsche abgeben zum Reinigen, oder zu jeder Uhrzeit in die Mensa zum Essen gehen. Will ich dorthin, muss ich einen leichten Hügel hoch. Dort fahren Golf-Buggys herum, und sofort fragt jemand: "Sollen wir Dich mitnehmen?" Da wird schon ein riesiger Aufwand betrieben.

In drei Tagen wird es ernst für Sie – was erwarten Sie von dem Wettkampf?

Schmidt: Derzeit bin ich auf Position elf von zwölf Plätzen, es kann also fast nur nach vorne gehen. Ich werde versuchen, anzugreifen und so weit wie möglich vorzufahren. Dafür brauche ich natürlich ein bisschen Glück und gutes Wetter. Die meisten Konkurrenten sind mir physisch etwas überlegen – bei Gegenwind würde es etwas schwerer für mich werden. Trotzdem werde ich natürlich mein bestes geben. Mein Ziel ist es, unter die ersten acht zu kommen. Sollte ich es schaffen, unter die ersten sechs zu kommen und somit das Finale zu erreichen – das wäre das i-Tüpfelchen!