Foto: dpa/Arno Burgi
Gebet, Einkehr, Innehalten: Die evangelischen Christen begehen am Mittwoch den Buß- und Bettag.
Evangelische Kirche feiert Buß- und Bettag
Mit zahlreichen Gottesdiensten haben Protestanten in Deutschland am Mittwoch den Buß- und Bettag begangen. Leitende Geistliche riefen dabei zu mehr gesellschaftlichem Engagement auf.

In einer Predigt in München kritisierte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die abnehmende Bereitschaft in der Bevölkerung, sich in der Politik zu engagieren. Die Bürger sollten sich für das Gemeinwesen engagieren und für eine gerechte Teilhabe für alle eintreten. Zugleich forderte er, Politik dürfe nicht nach eigenen Gesetzen funktionieren oder sich gar von der Lebenswelt der Menschen entfernen.

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Die westfälische Präses Annette Kurschus rief zu mehr Engagement für eine gerechtere Welt auf. Aus der Umkehr folge kein Rückzug in eine fromme Innerlichkeit, sondern der Einsatz gegen Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt, sagte die leitende Theologin in Gütersloh. Sie warnte zudem die Kirche vor Selbstgefälligkeit. "Wir gefallen und genügen uns bisweilen selbst in unseren eloquenten Reden, mit unseren ausgeklügelten Konzepten und gut aufgestellten Haushaltsplänen." Das Pochen auf das eigene Verdienst dürfe das leise Anklopfen Christi nicht übertönen, mahnte die Präses.

Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann forderte in einem Gottesdienst der Militärseelsorge die Bundeswehrsoldaten auf, auch im Auslandseinsatz menschlich zu bleiben und auf das eigene Gewissen zu hören. "Verliere niemals die Achtung vor dem menschlichen Leben", sagte er in Oldenburg. An der Feier nahmen etliche Soldaten der Oldenburger Brigade teil, die in den kommenden Wochen ihren Einsatz im afghanischen Kunduz beginnen. Jeder Einsatz sei eine ethische Herausforderung, betonte Dutzmann.

Gegen Waffenexporte

Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister wandte sich gegen deutsche Waffenexporte in Krisenländer. "Mit der Lieferung von Waffen und Kriegsgerät trägt man nicht zur Beruhigung in Konflikten bei", sagte er in seiner Predigt zum Buß- und Bettag in der Marktkirche in Hannover. Ein Bericht der Bundesregierung zeige, dass arabische Staaten wichtige Abnehmer deutscher Rüstungsgüter seien. "Lieferungen in Konfliktregionen und Länder mit fragwürdiger Menschenrechtslage gefährden den Frieden", unterstrich der Bischof auch mit Blick auf den aktuellen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gaza-Streifen.

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Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs forderte in einem am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehgottesdienst mehr Demut. Ein demütiger Mensch habe eine Kraft in sich, "die Versöhnung wirkt und Friede und Wahrheit". Eine solche Haltung täte der Gesellschaft gut, sagte sie. Die Bischöfin forderte, die ursprüngliche Intention des Buß- und Bettages wieder mehr in den Blick zu nehmen. Der Tag sei "die Erlaubnis, die Wirklichkeit zu benennen, wie sie wirklich ist". Es könne entlasten, Unzulänglichkeiten jeder Art auszusprechen.

"Politisch bedeutsam"

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer bezeichnete den Buß- und Bettag als politisch bedeutsamen Tag, an dem die "Situation von Kirche und der Gesellschaft öffentlich vor Gott bedacht wird". Das zunehmende Interesse am Bußtag entspreche dem Bedürfnis vieler Menschen, "in einer unübersichtlicher werdenden Welt orientierende Zeiten der Besinnung zu nutzen", sagte er in Freiburg. Die Kirche solle öffentlich einfordern, dass alle im Land gemäß ihrem Vermögen zum Gemeinwohl beitragen müssen.