Bastian Brauns ist 25 Jahre alt. Vor drei Jahren ist er unheilbar an Muskelkrebs erkrankt. "Man lernt zu kämpfen, für das Leben zu leben", sagt er. Der Medizinstudent hatte am Anfang Angst vor dem Tod, doch das habe mit der Zeit nachgelassen.
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Seiner Freundin hat er gleich beim Kennenlernen von seiner Erkrankung erzählt. Gemeinsam planen sie den Alltag, fahren auch in den Urlaub, wenn es seine Krankheit ermöglicht. "Wir haben manchmal das Gefühl, das wir bewusster leben als Gesunde."
Brauns hat am Anfang mit sich, mit dem Schicksal gehadert. "Man darf sich nicht zu lange mit der Frage beschäftigen, denn sonst verzweifelt man darüber." Das sieht auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach so, der an Prostatakrebs erkrankt ist: "Man soll nie an Dingen verzweifeln, die man nicht ändern kann." Mit zu seinen besten Erfahrungen gehöre, dass seine Kollegen ihn partei- und fraktionsübergreifend unterstützt hätten, sagt der Bundestagsabgeordnete.
Ein künstliches Hollywoodbild vom Tod
Mit seiner Familie rede er aber nicht über den drohenden Tod. "Jeder weiß, wie es ist", sagt Bosbach. Da ändere das permanente Sprechen nichts daran. Anders nimmt das der Bestattungsunternehmer Fritz Roth wahr, der auch an Krebs erkrankt ist. Er rede viel mit seiner Familie darüber: "Es tut mir persönlich sehr gut, dass es kein Tabuthema ist." Das Reden über den Tod bringe ihm seine Natürlichkeit zurück. Das sei auch für die Gesellschaft wichtig.
Günther Jauch (3.v.r.) sprach mit seinen Gästen Wolfgang Bosbach, Fritz Roth, Margot Käßmann, Bastian Brauns und Katharina Reingen (v.l.n.r.) über das Leben mit dem Tod. Foto: Phoenix.de
Denn die Natürlichkeit sei schon bei vielen Bestattungen verloren gegangen. "Wir fangen in unserer Gesellschaft an, die Toten zu schminken." Dadurch entstehe ein künstliches Hollywoodbild vom Tod, erklärt Roth. Jugendliche seien deswegen nur über den theoretischen Tod "bestens informiert". "Die wissen genau, wie man Sie mit der Kettensäge filetiert." Doch habe die Realität des Todes nichts mit Horrorszenarien zu tun, betont er.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann fordert, den Tod wieder ins Leben zurückzuholen. Je tabuisierter er sei, desto größer sei die Angst vor ihm, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Jeder müsse sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst werden, um besser zu leben. Das heißt laut Käßmann aber nicht, dass der Tod jeden Tag ein Thema sein muss.
Käßmann: "Wie ein Aushauchen"
Es sei "absurd", dass es im Fernsehen überall Tote gebe, Eltern aber ihre Kinder nicht zu Beerdigungen ließen. Dabei könnten sie gerade so die Rituale des Abschiedsnehmens kennenlernen. "Die Unbefangenheit ist viel größer, wenn wir den Raum geben, darüber zu reden", sagt sie.
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Als Käßmann das erste Mal einen Menschen beim Sterben begleitete, hatte die evangelische Pfarrerin "unwahrscheinlich große Angst". Das ist mittlerweile anders. "Es gibt so etwas wie einen tiefen Frieden, wie ein Aushauchen", beschreibt sie den letzten Moment vieler Menschen. Der Tod habe dadurch für sie etwas von seinem Schrecken verloren.