Bezüglich der Übersetzung einiger lateinischer Worte in den Kanongebeten der heiligen Messe bestehe nach wie vor keine Einigkeit unter den Bischöfen des deutschen Sprachraums, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichen Brief des Papstes an die Deutsche Bischofskonferenz. Die Neuübersetzung des Messbuches wird seit längerem in der katholischen Kirche diskutiert.
In dem Brief des Papstes heißt es, der Heilige Stuhl habe entschieden, dass bei der neuen Übersetzung des Missale (Messbuch) das Wort "pro multis" statt mit der bisherigen Formulierung "für alle" mit "für viele" übersetzt werden müsse. An die Stelle der "interpretativen Auslegung 'für alle' muss die einfache Übertragung 'für viele' treten", heißt es in dem Brief des Papstes weiter. Er wolle sich damit "zu dieser schwerwiegenden Frage" äußern, um einer "Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen", fügte Benedikt hinzu.
Zollitsch: Ein wichtiger Impuls
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, der Brief "legt mit argumentativer Sorgfalt dar, warum der Papst die Übersetzung in der von ihm vorgegebenen Weise wünscht". Für die deutschen Bischöfe sei dieser Brief ein "wichtiger Impuls, die Übersetzung des Messbuches zügig voranzubringen. Die detaillierten Ausführungen des Heiligen Vaters sind auch ein wertvoller Beitrag zum Verständnis des Heilshandelns Jesu Christi".
Benedikt XVI. begründet seinen Schritt damit, dass das "Sein und Wirken Jesu" zwar die ganze Menschheit umfasse. Aber faktisch, geschichtlich in der konkreten Gemeinschaft derer, die Eucharistie feiern, komme er nur zu "vielen", erklärte Benedikt in dem Brief mit Datum vom 14. April 2012 an die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz zur angemessenen Übersetzung des Kelchwortes im Hochgebet der Heiligen Messe.
Reformbewegung: theologisch problematisch
Die Pläne des Papstes zur Übersetzung waren schon vor Jahren bei der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" auf Skepsis gestoßen. "Was ist Absicht und Hintergrund dieser Rückkehr zur wörtlich zwar richtigen, aber theologisch problematischen vorkonzialiaren Übersetzung 'für viele'?", hieß es 2006. In diesem Jahr hatte die vatikanische Glaubenskongregation bereits einen ersten Anlauf zu diesem Thema unternommen.
"Wir sind Kirche" hatte kritisiert, dass die nachkonziliaren Übersetzungen "für alle" 1975 und 1984 von römischen Gremien intensiv geprüft worden seien. Die Laienbewegung mutmaßte, dass Benedikt wieder sein "altes Thema" verfolge, "das er schon mit der Erklärung 'Dominus Iesus' im Jahr 2000 intonierte: Extra ecclesiam nulla salus (Außerhalb der Kirche kein Heil)".