Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Merkel trägt schon mal grün: Die Kanzlerin (rechts) und Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt bei der Tagung der EKD-Synode vorige Woche in Timmendorfer Strand.
Ein grünes Signal nach innen und außen
Die Wahl von Katrin Göring-Eckardt zur Spitzenkandidatin der Bündnisgrünen markiert den Abschied von den Altvorderen in der Partei. Nach außen steht die ostdeutsche Protestantin für eine mögliche Alternative zu Rot-Grün. Eine Analyse.
11.11.2012
evangelisch.de

Peer Steinbrück war vorige Woche Gast der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ein Autogrammjäger ergattert einen Schriftzug des SPD-Kanzlerkandidaten – mit dem Hinweis, seine Frau würde dann Steinbrück wählen und nicht mehr wie bisher grün. Da schaltet sich Katrin Göring-Eckardt, die Vorsitzende der Synode, mit einem Lächeln ein: "Also, darüber müssen wir nochmal reden!" Sie unterschreibt ebenfalls und richtet Grüße aus. Der Wahlkampf hat begonnen – Rote und Grüne kämpfen um jede Stimme.

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Eine Wahl hat Katrin Göring-Eckardt schon gewonnen: die zur Spitzenkandidatin ihrer Partei. Gemeinsam mit Jürgen Trittin wird sie 2013 das Gesicht der Bündnisgrünen sein. Dass sich die 46-Jährige gegen Altvordere wie Claudia Roth und Renate Künast durchsetzte, ist nur auf den ersten Blick eine Überraschung. Die Grünen wollen nicht zur Graue-Panther-Gruppe werden, die Basis hat sich ihren rebellischen Geist bewahrt, und in einer Direktwahl liegt immer eine erfrischende Unwägbarkeit. Andere Parteien sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

Nicht schrill wie Roth, nicht kantig wie Künast – die ostdeutsche Protestantin Göring-Eckardt vertritt einen anderen, sachlicheren Politikstil. Das dürfte im Wahlkampf zu spüren sein, der in der bürgerlichen Mitte ausgefochten und entschieden wird. Erste Äußerungen der frisch gekürten Kandidatin zielen bereits in diese Richtung. Dass die Bundestagsvizepräsidentin von manchen Grünen als konservativ eingestuft wird, kommt nicht von ungefähr, auch wenn es die Sache nicht trifft. Für den "linken" Part ist ohnehin Jürgen Trittin zuständig.

Beckstein als Vertreter

Ihr Amt als Vorsitzende der EKD-Synode lässt Katrin Göring-Eckardt in den nächsten Monaten ruhen. Zwar tagt das Kirchenparlament erst wieder im November 2013, aber das Präsidium wird sich auch im Wahlkampf zu Wort melden, und da wäre jeder Anschein von Parteilichkeit nachteilig. Dem deutschen Protestantismus wird oft genug unterstellt, ein rot-grüner Haufen zu sein – zu Unrecht. Sonst wären Hermann Gröhe oder Günther Beckstein, der Göring-Eckardt als Präses vertreten wird, bestimmt nicht Mitglieder der Synode.

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An der Spitze des Kirchenparlaments gibt es also bereits eine schwarz-grüne Koalition – bald auch im Bund? In der Person von Katrin Göring-Eckardt verdeutlichen die Grünen zumindest, dass Rot-Grün für sie nicht alternativlos ist. Mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Spitzenkandidatin einiges gemeinsam: ostdeutsch, evangelisch, pragmatisch, kirchlicher Hintergrund. Doch bei der Synodentagung verstand sich Göring-Eckardt auch mit dem gebürtigen Hamburger Steinbrück prächtig. Sie ist übrigens ein paar Zentimeter größer als er. Und als Merkel sowieso.