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Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hatte die Regensburger Gastwirte vorgeschlagen.
Luther-Preis geht nicht an Pussy Riot
Die Regensburger Wirte-Initiative "Keine Bedienung für Nazis" wird mit dem Luther-Preis ausgezeichnet. "Pussy Riot" fiel bei der Jury durch. Die Nominierung war umstritten.

Die Entscheidung, den Preis "Das unerschrockene Wort" an die bayerische Gastwirt-Initiative "Keine Bedienung für Nazis" zu vergeben, fiel einstimmig. Das teilte die Eislebener Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (parteilos) am Samstag in der Geburtsstadt Martin Luthers mit. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird im April 2013 in Eisleben (Sachsen-Anhalt) verliehen.

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Die Regensburger Initiative gegen Rechtsextremismus war von dem bayerischen evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm als Jurymitglied vorgeschlagen worden. Der Preis sei mit einer Anerkennung und einer Würdigung unerschrockener Menschen in Regensburg und mit der Hoffnung verbunden, dass davon ein landesweites Signal gegen Intoleranz und Rechtsextremismus ausgehe, betonte der Theologe in Eisleben. Damit könne die "Mitte der Gesellschaft" zeigen, dass sie Rassismus ablehne und die Bundesrepublik ein offenes Land sei.

Alle Vorschläge "statutkonform und respektabel"

Die Entscheidung der Jury sei in einer "sehr qualifiziert und sachlich geführten Diskussion" nach der zweiten Abstimmungsrunde gefallen, sagte Fischer. Alle Jurymitglieder seien sich einig gewesen, dass sämtliche Vorschläge für den Preis "statutkonform und respektabel" gewesen seien. Damit schloss sie indirekt auch die Band "Pussy Riot" ein.

Die Nominierung der feministischen Band durch die Stadt Wittenberg war bis zuletzt heftig umstritten und hatte wochenlang zu Debatten geführt. Die Frauen hatten Anfang des Jahren in einem "Punk-Gebet" in einer Moskauer Kirche die Verbindung von orthodoxer Kirche und Staat in Russland und Präsident Wladimir Putin kritisiert. Zwei Bandmitglieder wurden danach zu Haftstrafen verurteilt. Kritiker warfen den Frauen unter anderem vor, die religiösen Gefühle der Gläubigen in Russland verletzt zu haben.

Zivilcourage im Sinne Martin Luthers

Die bayerische Kampagne gegen Rechtsextremismus war 2010 nach einem Überfall von Neonazis in Regensburg gestartet worden. Inzwischen beteiligen sich daran rund 150 gastronomische Betriebe, die auch eine entsprechende Erklärung unterzeichnet haben. Bislang haben mehr als 80 Wirte den Aufkleber "Rassisten werden hier nicht bedient" an ihren Eingängen angebracht. Erklärtes Ziel ist, "Rassisten den öffentlichen Raum zu nehmen".

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Weiterer Kandidat für "Das unerschrockene Wort" war Michael Beleites, Mitbegründer der Umweltbewegung in der DDR und ehemaliger sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, der von der Stadt Halle an der Saale vorgeshlagen wurde. Erst Anfang der Woche hatte die Stadt Magdeburg ihren Vorschlag, die frühere evangelische Superintendentin Waltraut Zachhuber, auf Wunsch der Kandidatin zurückgezogen. In der Jurysitzung am Samstag wurden kurzfristig noch drei weitere Vorschläge eingereicht, die jedoch niemand aus dem Gremium nennen wollte.

Mit dem Preis ehrt der Bund der 16 Lutherstädte aus Ost- und Westdeutschland Persönlichkeiten, die im Sinne des Reformators Martin Luther (1483-1546) Zivilcourage gezeigt haben. Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren.