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TV-Tipp des Tages: "Wüstenblume" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Wüstenblume", 27. August, 20.15 Uhr im Ersten
Der Tag, der Waris Diries Leben veränderte, war nicht die Begegnung mit dem Fotografen, sondern die schrecklichen Momente in der Wüste.

Sherry Hormann ist mit ihrer Adaption des Buches "Wüstenblume" von Waris Dirie etwas ganz Besonders gelungen. Auf der einen Seite erzählt sie die Geschichte einer atemberaubenden Karriere: Ein 13jähriges somalisches Mädchen soll für fünf Kamele an einen viel älteren Mann verschachert werden, flieht nach Mogadischu, wird zu einer Tante nach London und dort Jahre später von einem bekannten Modefotograf entdeckt. Sie macht quasi über Nacht Karriere.

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille, die schillernde, die glamouröse. Spätestens mit der letzten Rückblende, die eines der grausamsten Rituale überhaupt dokumentiert, kommt die Geschichte zu ihrem eigentlichen Thema. Geschickt lässt Hormann (Buch und Regie) die düstere Seite der Aschenputtelkarriere beinahe beiläufig einfließen: Als Waris ein kleines Mädchen war, wurden ihre Klitoris sowie die inneren und äußeren Schamlippen entfernt. Anschließend wurde die Vagina zugenäht. Diese in Afrika verbreitete Tradition soll dem späteren Ehemann die Reinheit der Frau garantieren. Der ohne Betäubung irgendwo in der Wüste vorgenommene Eingriff ist derart entsetzlich, dass man sich fragt, wie Menschen zu derlei fähig sein können.

Zwei konträre Blickwinkel

Naturgemäß steht diese Erzählebene in scharfem Kontrast zum traumhaften Aufstieg vom Nomadenmädchen zum Supermodel. Die Kombination dieser beiden so konträren Blickwinkel ist vielleicht die bemerkenswerteste Leistung der Regisseurin ("Frauen sind was Wunderbares", "Irren ist männlich"). Nicht minder herausragend ist die Führung der Darsteller. Das gilt vor allem für die ursprünglich aus Äthiopien stammende Hauptdarstellerin Liya Kebede, die Waris Dirie verblüffend ähnlich sieht, aber auch für Sally Hawkins. Sie spielt Waris’ Londoner Freundin, eine erfundene Figur, damit es ein quirliges und komödiantisches Gegengewicht zur ernsten Protagonistin.

"Wüstenblume" ist ohnehin ein für deutsche Verhältnisse ungewöhnlicher Film. Mit elf Millionen Euro lag das Budget deutlich über dem Durchschnitt, die Außenaufnahmen entstanden an den Originalschauplätzen, die Innenaufnahmen in einem Kölner Studio; eine echte Herausforderung für Szenenbildner Jamie Leonard.

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Der Kampf um die Rechte, die jahrelangen Vorbereitungen, die umfangreichen Produktionsanstrengungen: All das war es wert, die außerordentliche Geschichte dieser Lebensreise zu verfilmen. Denn eins macht der Film in aller Deutlichkeit klar: Der Tag, der Waris Diries Leben veränderte, war nicht die Begegnung mit dem Fotografen, sondern die schrecklichen Momente in der Wüste.