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Hat Ikea von Zwangsarbeit in der DDR profitiert? Das schwedische Unternehmen will alle Fragen dazu beantworten.
Ikea will Bericht zu DDR-Zwangsarbeit vorlegen
Auch Unternehmen im Westen profitierten von der Zwangsarbeit im DDR-Strafvollzug. Ikea will seinen eigenen Anteil daran untersuchen. Der Stasi-Beauftragte Jahn fordert auch von anderen Unternehmen den Willen zur Aufklärung.

Die schwedische Möbelfirma Ikea will bis Ende des Jahres einen Untersuchungsbericht über mögliche Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen vorlegen. Derzeit seien bis zu zehn externe Experten mit der Sichtung von Akten und mit Interviews beschäftigt. Dabei geht es um die Produktionsbedingungen von Ikea-Möbeln in der DDR und den möglichen Einsatz von Zwangsarbeitern, sagte eine Unternehmenssprecherin von Ikea Deutschland am Dienstag im hessischen Hofheim-Wallau dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Lutz Rathenow, forderte Ikea auf, sich mit den Opferverbänden zusammenzusetzen. "Es wäre am besten, wenn sich Vertreter von Ikea und der Opferverbände an einen Tisch setzen", sagte Rathenow in Dresden dem epd. Parallel zur notwendigen, aber langwierigen historischen Aufarbeitung der Zwangsarbeit in der DDR sollte kurzfristig über eine Unterstützung der Erinnerungsarbeit und von Betroffenen durch Ikea gesprochen werden. Zugleich lobte Rathenow die Bereitschaft des Unternehmens, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

IKEA lehnt gemeinsames Forschungsprojekt ab

Opferverbände und frühere DDR-Bürgerrechtler hatten zuvor den Umgang von Ikea mit der eigenen Unternehmensgeschichte kritisiert, nachdem bekannt geworden war, dass das Unternehmen die Mitfinanzierung eines Forschungsprojektes der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) abgelehnt hatte. Ikea hat das ablehnende Schreiben inzwischen bedauert und unternehmensinterne Kommunikationsprobleme als Grund für die Ablehnung genannt.

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Unternehmenssprecherin Sabine Nold sagte, bis zum Abschluss der Untersuchung seien zunächst keine Forschungskooperationen vorgesehen. Mit den Untersuchungen hat Ikea die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young beauftragt. In dem Team arbeiten seit wenigen Monaten den Angaben zufolge Historiker, Sozialwissenschaftler und "Ermittlungsexperten". Zudem hat das Unternehmen seit Ende Juni eine Telefon-Hotline geschaltet, um über Betroffene Informationen zu Produktionsbedingungen in der DDR zu erhalten.

Seit Ende 2011 läuft auch ein Forschungsauftrag bei der Stasiunterlagen-Behörde in Berlin. Erste Hinweise auf die sogenannte Gestattungsproduktion von Ikea-Möbeln in der DDR gab es im August 2011 in einem Fernsehbeitrag des WDR. Im Mai berichtete dann das schwedische Fernsehen darüber.

Zwangsarbeit institutionenübergreifend aufarbeiten

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur signalisierte ihre Bereitschaft, das Möbelunternehmen zu unterstützen. "Wir wären in jedem Fall bereit, die Forschungen von Ikea zu begleiten und sehen uns aufgrund unserer Expertise als den richtigen Partner dafür", sagte Stiftungsgeschäftsführerin Anna Kaminsky.

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, regte indes eine umfassende Aufarbeitung der Thematik an. "Ich fände es gut, sich dem bislang noch unzureichend erforschten Thema institutionenübergreifend anzunehmen", sagte Jahn dem epd. Dies könnte etwa in einer Stiftung passieren. Politik, Aufarbeitungsinstitutionen, Opferverbände und vor allem die Firmen selbst seien dabei gefragt.

Der sächsische Stasi-Beauftragte Rathenow sprach sich für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangsarbeit in der DDR aus. Er wolle das Thema bei der nächsten Sitzung der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen der DDR am 7. September in Berlin auf die Tagesordnung bringen.