Notre-Dame-du-Haut, Ronchamps, Frankreich
Barbara Schneider, Redakteurin bei evangelisch.de
Foto: Wikimedia Commons/Wladyslaw
Schon von weitem ist auf dem Hügel bei Ronchamps in der Haute-Sâone die Wallfahrtskapelle zu sehen. In ihrem funktionalen und schlichten Stil ist die Kirche, die der Architekt Le Corbusier entworfen und gebaut hat, eines der bedeutendsten Zeugnisse moderner Sakralkunst. An diesem Wochentag im August ist wenig los. Es sind kaum christliche Pilger die Treppenstufen zu der Kapelle hinaufgestiegen. Nur ein paar Touristen mit Audioguides und Fotokameras den weißgetünchten Betonbau, blicken hinauf zu der gewaltigen Waschbetondecke und bewundern den Minimalismus dieses Gotteshauses. Drinnen in der Kirche, in die durch ein paar bunte Glasfenster Licht hineinfällt, ist es kühl und still. Ein paar Kerzen flackern im Altarraum. Eine andächtige Stille, die nicht einmal durch das Blitzen eines Fotoapparates unterbrochen wird.
Matthäuskirche, Hiltpoltstein, Deutschland
Burkhard Weitz, Redakteur bei chrismon
Foto: Jessica Siegel
Das Hauptschiff ist schmal und sehr hoch, umrahmt von zwei Emporenreihen. An den Bänken sind Namenschilder angebracht, manche schon sehr alt und abgegriffen. Sie gehören den Familienhäuptern am Ort, die auch dafür sorgen, dass an jedem Sonntag die Familie durch eine Person vertreten ist. Unten sitzen fast nur Frauen, oben fast nur Männer – noch heute ist diese Sitzverteilung üblich. Dabei ist diese Gemeinde nicht übermäßig fromm oder altertümlich. Es ist einfach so Brauch. Wenn am Samstagmittag ein Hiltpoltsteiner zu Grabe getragen wird, läuten die Glocken eine halbe Stunde lang, so lange, bis die Pastorin oder der Pastor mit dem Kreuzträger (einem Konfirmanden mit Kruzifix) von der Kirche unterhalb der großen Trutzburg bis zum Friedhof gelaufen ist. Die evangelische Mätthäuskirche liegt an einem der zahlreichen Jakobswege durch Deutschland und daher täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet - und natürlich sonntags nach dem Gottesdienst.
Jakobskathedrale, Santiago de Compostela, Spanien
Anne Kampf, Redakteurin bei evangelisch.de
Foto: Sabine Ventura
Was für ein Moment! Nach rund 45 Tagen auf dem Fahrrad und geschätzten 2500 Kilometern komme ich in Santiago de Compostela an. Schon zehn Kilometer vor der Stadt vergesse ich all die steilen Anstiege, das Reifenflicken, die Regentage und die Sturmnächte. Das Ziel ist erreicht: Die Kathedrale von Santiago! Ich suche den Weg durch die engen Gassen der Altstadt und biege schließlich um eine Ecke - mit Ehrfurcht und ein bisschen Stolz. Da bin ich: Auf dem Platz vor dem pompösen Eingangsportal der Kathedrale. Ehrlich gesagt sind mir der Apostel Jakobus und die Schönheit des Gotteshauses in diesem Moment herzlich egal. Die Mitpilger sind viel interessanter: Im Minutentakt biegen sie um die Ecke, jubeln, singen, tanzen, weinen, küssen ihr Fahrrad oder werfen die Wanderschuhe in die Luft … Santiago! Wir haben es geschafft!
Sankt Sixti, Northeim, Deutschland
Burkhard Weitz, Redakteur bei chrismon
Foto: Patrice Kunte
Rechts neben dem Altarraum führt eine enge Wendeltreppe über einen in die Wand gemauerten Rundturm hinauf. Außen an dieser Wand spreizen zwei steinerne Dämonen ihre Frauenschenkel. Über einen Balkon ganz oben gelangt man in eine große Kammer. Ein rundes Mauerloch verbindet sie mit dem Hauptschiff, ein steinernes Pentagramm ziert das Loch. Eine architektonische Besonderheit des Mittelalters: Wozu war sie gedacht? Antwort des Gemeindepastors: Dies war die Büßerkammer, gedacht für Sünder. Darauf deuten die Symbole der Konkupiszenz (der sexuellen Begierde, nach mittelalterlicher Vorstellung Wurzel aller Sünde) und das Pentagramm (Symbol für die Bannung des Bösen). Was macht die Kirchengemeinde heute mit der Kammer? Sie hat sie von Konfirmanden zu einem Garten-Eden-Zimmer umgestalten lassen. Nicht nur diese Besonderheit macht die evangelische St. Sixti-Kirche zu einem lohnenden Northeimer Ausflugsziel.
St. Bavo, Harleem, Niederlande
Markus Bechtold, Redakteur bei evangelisch.de
Foto: Markus Bechtold
Zwischen zwei Rundpfeilern öffnet sich der Blick in eine der Kapellen der St.-Bavo-Kirche im niederländischen Haarlem. Eindrucksvoll wirkt, dass aneinandergesetzte Grabsteine den Boden des gesamten Kirchenbaus bilden. Jeder einzelne Schritt, den man macht, tritt auf ein Grab. Manche Steine sind mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit abgelaufen. Auf Gräbern kommt der Besucher zur Ruhe und trinkt seinen Kaffee. Modellschiffe segeln wie im Traum durch den Kirchenraum der dreischiffigen Kreuzkirche. Erbaut wurde St. Bavo zwischen 1370 und 1520 im Stil der Gotik, der auch die Umwandlung in eine reformatorische Kirche 1578 überlebte. Bis zum Jahr 1831 wurden Beerdigungen im Kirchenraum abgehalten. Für alle Kunstinteressierte: Hier liegt der niederländische Maler Frans Hals begraben.
Methodist Chapel, Hollinsclough, England
Hanno Terbuyken, Portalleiter von evangelisch.de
Foto: Hanno Terbuyken
Ein warmer Sommertag, Anfang Juni. Der steinige Hohlweg, in den Wintern der letzten Jahrhunderte vom Schmelzwasser durch das hügelige Land gegraben, endet auf einer Kreuzung. Ein kleines englisches Dorf liegt vor uns im Sonnenschein: Hollinsclough, mitten im Peak District. Links das steinerne Gemeindehaus, gegenüber die gemauerte Kapelle, 1801 erbaut. Ein unscheinbares Gotteshaus. Aber aus der offenen Kirchentür strömt Blumenduft. Es ist "Flower Festival", Blumenfest. Einmal im Jahr dekorieren Menschen und Gruppen aus der Gemeinde die Kapelle mit Blumengestecken. In jedem Fenster, auf jedem Tisch, sogar auf der Kanzel und dem Altar: die Farben und Düfte sind fast zu viel für die kleine Kapelle. Im Gemeindehaus verkaufen ältere britische Damen Tee und selbstgebackene Scones. Wie eine lebendige Postkarte. Einfach schön.