dpa/Patrick Pleul
Ein Nuckel liegt im brandenburgischen Sieversdorf (Landkreis Oder-Spree) auf Geldscheinen im Wert von 150 Euro. Im Koalitionsstreit um das Betreuungsgeld für daheim erziehende Eltern schlagen die Wellen weiterhin hoch
Diakonie-Experte: Betreuungsgeld zu niedrig
Die Debatte um das Betreuungsgeld wird nach Ansicht des Diakonie-Erziehungsexperten Bernd Heimberg durch den Begriff "Herdprämie" ideologisiert.
24.04.2012
epd
Martina Schwager

Er glaube nicht, dass sich eine gut ausgebildete Mutter mit 100 bis 150 Euro im Monat von ihrem Arbeitsplatz weglocken lasse, sagte der Bereichsleiter Kinder, Jugend und Bildung im Diakonischen Werk der hannoverschen Landeskirche am Montag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Auch Unterstellungen, Hartz-IV-Eltern gäben das Geld vornehmlich für Alkohol und Zigaretten aus, seien nicht hilfreich, ergänzte Heimberg. Untersuchungen belegten, dass auch sozial benachteiligte Eltern und bildungsferne Schichten zusätzliches Geld zum Wohl ihrer Kinder investierten.

"Finanzielle Anerkennung notwendig"

Die Diskussion gehe am Kern der Sache vorbei. Sehr wohl sei nämlich eine finanzielle Anerkennung der Erziehungsleistung der Eltern notwendig, sagte Heimberg. Das ab 2013 geplante Betreuungsgeld von maximal 150 Euro sei dafür jedoch viel zu gering. Darum lehne er es ab. Die Summe wäre besser für den Ausbau von Kinderkrippen für unter Dreijährige angelegt. Erziehungsleistungen müssten nach den Worten des Experten über ein Gehalt entlohnt werden, das sich an dem von Erzieherinnen orientiere und Rentenansprüche einschließe.

Probleme in Familien könnten nicht dadurch gelöst werden, dass die Kinder möglichst früh außerhalb der Familie erzogen würden. Es sei wichtig, die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken, sagte Heimberg. Das könne etwa durch den Ausbau von Kindertagesstätten zu Familienzentren gewährleistet werden.