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Einsamkeit und Isolation - das sind die häufigsten Probleme bei Menschen, die bei der Telefonseelsorge anrufen. Die sollte eigentlich rund um die Uhr erreichbar sein, doch das ist leider nicht immer möglich.
Die Telefonseelsorge in der Warteschleife
Wenn Menschen in Angst und Sorge sind rufen sie die Telefonseelsorge an. Deren Leitung gibt es eigentlich rund um die Uhr - allerdings ist sie oft nicht erreichbar. Mit Hilfe von Sponsoren ließe sich das Angebot ausweiten.

Wenn Menschen Probleme haben, in Angst und Sorge sind und sich aussprechen wollen, rufen sie bei der Telefonseelsorge an. Oft treffen sie am anderen Ende der Leitung jedoch nicht auf einen der ehrenamtlichen Mitarbeiter, sondern hören eine Ansage vom Band: "Unsere Mitarbeiter sind zur Zeit im Gespräch, so dass ihr Anruf jetzt leider nicht angenommen werden kann. Bitte versuchen Sie es später noch einmal oder nutzen Sie unsere Mail- und Chatberatung".

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Laut einer Statistik der Telekom führt etwa jeder achte Anruf zu einem Gespräch, bei den übrigen Versuchen sind die Leitungen besetzt. In Hamburg beschwerte sich jüngst eine Anruferin wegen der schwierigen Erreichbarkeit bei Gesundheitsamt und Lokalzeitung. Die Engpässe hätten nichts mit der Urlaubszeit zu tun, erklärt Pastorin Babette Glöckner, die Leiterin der Hamburger Telefonseelsorge: Zwar breche manchen Menschen in dieser Zeit ihr gewohntes Netz weg, weil Therapeuten und Ärzte ihre Praxen geschlossen hätten, vielen ginge es in dieser Jahreszeit aber auch besser.

Der Gesprächsbedarf sei vielmehr durchgehend extrem hoch, die beiden in Hamburg vorhandenen Leitungen chronisch überlastet. Engpässe entstehen besonders abends oder nachts, wenn nur eine Leitung vorgehalten werden kann und andere Stellen wie psychotherapeutische Praxen oder der sozialpsychiatrische Dienst in der Hansestadt nicht erreichbar sind.

"Wir sind nicht durchgängig erreichbar. Das treibt uns um"

Der Seelsorgebedarf am Telefon ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen. Einsamkeit und Isolation seien die beherrschenden Themen, "verbunden mit einem schweren, nicht auszuhaltenden Ohnmachtsgefühl". Viele hätten ihren Arbeitsplatz verloren und in der Folge seien auch die sozialen Kontakte weggebrochen. Stark zugenommen habe auch der Anteil der Anrufer mit psychischen Erkrankungen. Die Aufgaben der Mitarbeiter der Telefonseelsorge seien: "aushalten, halten, da sein", sagt Babette Glöckner, es gehe nicht um eine Diagnose oder Psychotherapie. Erhöht habe sich im Vergleich zu früheren Jahren die Zahl der Männer, die anrufen, und es meldeten sich vermehrt Jugendliche, denen eine erwachsene Vertrauensperson im Alltag fehlt.

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Eigentlich wäre für die Zweimillionenstadt eine weitere Telefonleitung angebracht, meint Babette Glöckner. Dafür müssten jedoch zunächst mehr ehrenamtliche Helfer ausgebildet und von einem weiteren hauptamtlichen Mitarbeiter begleitet werden. Bislang ist die Diakonie alleiniger Träger des Angebots in der Hansestadt. Die katholische Kirche möge sich zukünftig wie an den meisten anderen Orten mit engagieren, hofft Glöckner.

In den meisten Regionen in Deutschland ist bei der Telefonseelsorge schwer durchzukommen. Christiane Riedt, Leiterin der Telefonseelsorge in Darmstadt, sagt: "Das treibt uns um. Es entspricht nicht unserem Angebot. Wir sagen, dass wir durchgängig erreichbar sind, und dann sind wir es nicht."

Zugleich unterscheide sich die Situation in Darmstadt, wo beide Kirchen das Angebot tragen, deutlich von der in Hamburg. Zwar sei die Leitung in Spitzenzeiten zwischen 16 und 22 Uhr dauernd überbelegt, frühmorgens und in der Nacht hingegen gäbe es auch Zeiten, in denen niemand anruft. Ihr Ziel ist es, in den Nachmittags- und Abendstunden eine zweite Leitung einzurichten. Dafür werden jedoch weitere finanzielle Mittel benötigt. Es müssen mehr Ehrenamtliche geschult werden. Der Einsatz als Telefonseelsorger setzt 150 Ausbildungsstunden voraus. Ohne die qualifizierte Ausbildung ist Seelsorge aber nicht machbar.

Immer mehr Menschen rufen an

Auch in Berlin, wo die Einrichtung ebenfalls von beiden Kirchen getragen wird, sei man "unterbesetzt", sagt der Leiter der Berliner Telefonseelsorge Uwe Müller. Er und eine Verwaltungskraft seien zuständig für 150 ehrenamtliche Mitarbeiter, "die eine sensationelle Arbeit leisten, doch die fühlen sich nicht genug gesehen, begleitet, betreut". In Berlin stehen bei der Telefonseelsorge zwei Leitungen zur Verfügung.

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"Die Zahl der Anrufer steigt", sagt Uwe Müller, "Einsamkeit und Isolation nehmen zu." Anrufer mit psychischen Belastungen würden mit Hilfe der Gespräche häufig Phasen überbrücken, in denen sie auf eine Therapie oder einen Klinikplatz warteten. Anders als Hamburg verfügt die Hauptstadt jedoch über einen von der Stadt eingerichteten "Berliner Krisendienst", der in psychischen Notlagen rund um die Uhr erreichbar ist, und wenn gewünscht, anonym berät.

Aufbruchstimmung herrscht bei der ökumenisch getragenen Telefonseelsorge in Schwerin: Mit 24.000 Gesprächen im Jahr ist deren Leitung komplett ausgelastet. Falls die Leitung belegt ist, wird an benachbarte Telefonseelsorgestellen weitergeleitet. Dennoch erreichen viele Anrufer auch hier nur die automatische Ansage vom Band. Deshalb bewirbt sich die Telefonseelsorge derzeit bei einer Aktion zur Förderung des Ehrenamts, die die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und die Schweriner Volkszeitung ins Leben gerufen haben. Ziel der Mecklenburger ist es, in neun Monaten 15 bis 20 Ehrenamtliche neu auszubilden, um in Spitzenzeiten eine weitere Telefonleitung zuschalten zu können.