Eine faszinierende Idee: Bei Ausgrabungen in Israel machen Archäologen einen sensationellen Fund. In der Nähe eines Skeletts, das offenbar 2.000 Jahre alt ist, dessen Gebiss aber Amalgamfüllungen enthält, entdecken sie die Bedienungsanleitung für eine digitale Videokamera, die erst in wenigen Jahren auf den Markt kommen wird. Auch das Papier war 2.000 Jahre lang verschüttet. Es handelt sich offenbar um die Überreste eines Zeitreisenden. Als sei das noch nicht spektakulär genug, finden die Forscher einen Brief, in dem von Jesus die Rede ist. Die Wissenschaftler sind elektrisiert: Sollte der Zeitreisende Jesus getroffen und womöglich gefilmt haben? Und wenn ja: Wo ist dann die Kamera?
Schon der Roman war ein Überraschungserfolg
Andreas Eschbachs Roman "Das Jesus Video" war Ende der Neunziger und somit noch vor dem Boom religiös inspirierter Thriller ein Überraschungserfolg. Von dem Roman wurden 350.000 Exemplare verkauft. Der damals noch junge Regisseur Sebastian Niemann, der bereits den düsteren Thriller "Biikenbrennen" gedreht hat, war auf der Stelle fasziniert von dem Stoff und riet einem befreundeten Produzenten, die Filmrechte zu erwerben. Der griff zu, noch bevor das Buch zum Bestseller wurde. Nach der Bearbeitung durch Drehbuchautor Martin Ritzenhoff blieb vom Buch allerdings bloß noch die Grundidee. "Im Roman wird viel nachgedacht und geredet", nahm Eschbach damals seinen Kollegen sogar in Schutz: "Der Film muss halt schneller sein".
Und das ist er in der Tat. Nachdem Archäologiestudent Steffen (Matthias Koeberlin) den Fund gemacht hat, wird er zu Richard Kimble: Er ist unentwegt auf der Flucht, wird verprügelt, angeschossen und gefoltert. Selten dürfte ein Filmheld innerhalb von 180 Minuten derart drangsaliert worden sein. Auf den Fersen ist ihm ein Killer-Kommando des Vatikans, der naturgemäß ein ganz besonderes Interesse an dem Film über Jesus hat. Sollte sich der Heiland als Schwindler entpuppen, wäre dies das Ende: nicht nur für den Stellvertreter Gottes auf Erden, sondern für die gesamte Kirche. Steffen hat allerdings ganz andere Probleme: Er weiß genauso wenig, wo die Kamera ist, wie seine Jäger. Außerdem hat er sich in Kollegin Sharon (Ornella Mutis Tochter Naike Rivelli) verliebt, die dummerweise aber schon vergeben ist.
Viel Emotion und etwas Geschichte
Großer Filmstoff also: Action am laufenden Band, viel Dramatik, ein Held, der unentwegt seinen muskulösen Oberkörper vorführen darf, jede Menge Emotionen und ein bisschen Historie. Nicht zuviel, um die Freunde des Popcorn-Fernsehens nicht zu langweilen, aber gerade genug, um dem bibelfesten Teil des Publikums das eine oder andere geschichtsträchtige Schmankerl zu bieten.
Regisseur Niemann lässt nie einen Zweifel daran, wie viel Spaß es ihm gemacht hat, seinen Helden von einer Verfolgungsjagd in die nächste zu schicken, dabei allerlei Kulissen in Feuer und Rauch aufgehen und Steffen zum Finale von gleich zwei Hubschraubern jagen zu lassen. Die Auflösung der Identität des Zeitreisenden ist übrigens ein echter Knüller. Sat.1 zeigt beide Teile hintereinander.