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TV-Tipp des Tages: "Wader Wecker Vater Land" (WDR)
TV-Tipp des Tages: "Wader Wecker Vater Land", 26. Juli, 23.15 Uhr im WDR Fernsehen
Als Konstantin Wecker und Hannes Wader vor zwei Jahren auf ihre "Kein Ende in Sicht"-Tour gingen, war das für viele Konzertbesucher wie eine Zeitreise.

Jeder für sich ist ein Erlebnis, aber gemeinsam sind sie ein Ereignis: Als Konstantin Wecker und Hannes Wader vor zwei Jahren auf ihre "Kein Ende in Sicht"-Tour gingen, war das für viele Konzertbesucher wie eine Zeitreise; selbst wenn die beiden bekanntesten Liedermacher der Widerstandsbewegung unübersehbar in die Jahre gekommen waren. Rudi Gaul hat sie bei der Tournee begleitet, aber "Wader Wecker Vater Land" ist viel mehr als bloß ein Konzertfilm. Dank verschiedener Interviews, diverser Zeitsprünge in die Anfangsjahre der beiden Sänger und Aufnahmen mit Werkstattcharakter ist dem Autor und Regisseur, der zuvor bloß einen Spielfilm gedreht hatte ("Das Zimmer im Spiegel"), ein bemerkenswerter Dokumentarfilm gelungen.

Mischung aus Gesprächen, Proben und Auftritten

Klassisch enthält sich Gaul jeden Kommentars und lässt Wader und Wecker dafür um so mehr zu Wort kommen. Nur gelegentlich sind seine Zwischenfragen zu hören, er selbst ist nie im Bild. Diese Zurückhaltung hat zwar den Nachteil, dass man nicht immer alles zuordnen kann, und die Hausbesuche bei den Herren wirken, als sei Gaul vor allem stolz darauf gewesen, Zutritt zur Familie bekommen zu haben. Allerdings verkraftet der Film diese Exkurse, weil der Rest des Materials um so stärker ist. Die bemerkenswerte Qualität liegt gerade in der Mischung aus Gesprächen, Proben und Auftritten. Bei ihren ICE-Plaudereien über Gott und die Veränderung der Welt mögen Wader und Wecker nichts grundlegend Neues zum Besten geben, aber gerade Wecker hat ein Talent, das auch seine Konzerte auszeichnet: Selbst nach vielen Jahren klingen seine Klassiker, als singe er sie zum ersten Mal, und wenn er im Zug über seine Utopie des herrschaftsfreien Lebens spricht, hört es sich an, als sei ihm das in diesem Augenblick eingefallen.

Schöne Ergänzung zu diesen Gesprächen sind die menschlichen Momente: Wader, trotz seiner fünfzig Jahre Bühnenerfahrung vor einem Auftritt immer noch aufgeregt, weil er sich als Eigenbrötler auf ein Team einlassen muss, stapft kurz vorm Auftritt scheinbar missmutig durch einen Flur, während Wecker mit der Crew scherzt. Und beim Konzert legt Wecker während des Duetts eines seiner Lieder dem Älteren fürsorglich die Wörter in den Mund.

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In der Kombination dieser beiden Männer, die auf unterschiedlichen Wegen das gleiche Ziel anstreben und vor ihrer Tournee musikalisch kaum kompatibel erschienen, lag der große Reiz der Konzerte; und natürlich liegt darin auch der Reiz dieses Films. Wem die Musik im Film zu kurz kommt: Es gibt eine CD zur Tournee ("Kein Ende in Sicht", Sturm & Klang).