Bei der Eröffnung der ökumenischen "Woche für das Leben" haben die beiden großen Kirchen den Wert der Familie betont. "Ohne Familie gibt es keine Gesellschaft, keine Kultur, kein lebensfähiges Gemeinwesen", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Samstag beim Eröffnungsgottesdienst im Freisinger Mariendom. In der aktuellen Debatte um das umstrittene Betreuungsgeld werde über Familienpolitik zum Glück wieder viel diskutiert. Die ökumenische Woche dauert bis 28. April und steht unter dem Motto "Engagiert für das Leben: Mit allen Generationen".
Der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte im Eröffnungsgottesdienst: "Familien leben in aller Regel an unterschiedlichen Orten, Menschen leben länger und nehmen ihr Älterwerden oft genug als eine Zeit der Freiheit." Diese Veränderungen würden heute bedauert, doch sie böten auch eine große Chance, die bereits viele nutzen. "Wie viel Leben steckt in den Generationenhäusern, den Lerninitiativen, der Leseinsel, der Möglichkeit, sich Großeltern auf Zeit suchen zu können!" Das sei ein großer Reichtum.
Verpflichtung gegenüber der Familie
Der katholische Erzbischof Marx unterstrich, die Gesellschaft habe eine unaufhebbare Verpflichtung gegenüber der Familie. "Aus dieser prinzipiellen Akzeptanz und Wertschätzung können Maßnahmen erwachsen, die so vielfältig sein müssen, wie sich Familienleben heute vielfältig zeigt", sagte Marx, der auch Vorsitzender der bischöflichen Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ist.
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion sagte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU): "Ein starkes Band zwischen den Generationen ist die unverzichtbare Basis für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen in unserem Land." Das Miteinander der Generationen zu stärken, sei ein zentraler Baustein ihrer Politik, den sie gemeinsam mit den Kirchen, Verbänden und Kommunen umsetzen möchte.
Gerechtigkeit und Armut hängen zusammen
Der Heidelberger Altersforscher Andreas Kruse betonte, dass beim Thema Armut die Frage nach der Gerechtigkeit zwischen den Generationen die Gesellschaft künftig noch stärker bewegen wird als heute. Die "Umverteilung sozialer Ressourcen mit dem Ziel der Daseinssicherung finanziell benachteiligter Menschen" sei ein Denkanstoß für ein besseres Zusammenleben. Kruse ist auch verantwortlich für den "Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland" der Bundesregierung.
Die "Woche für das Leben" wird von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland getragen. Seit 1991 findet sie jährlich in ganz Deutschland statt. Ziel ist, das Bewusstsein für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens zu stärken.