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TV-Tipp des Tages: „Alles Liebe“, 21. Juli, 20.15 Uhr im Bayrischen Rundfunk
Ein Familienfest mit Abgründen: Es fliegen die Fetzen, der 65. Geburtstag wird zur großen Abrechnung zwischen Mutter und Kindern. Ein Film mit einer überzeugenden Hannelore Elsner in der Hauptrolle.

Der ganze Sarkasmus des Titels erschließt sich erst, wenn man die Geschichte kennt: „Alles Liebe“ wünschen die Kinder ihrer Mutter allenfalls, weil man das eben so kundtut, wenn jemand 65 wird. In Wirklichkeit haben sie der Frau, die sie unter Verleugnung ihrer eigenen Wünsche großgezogen hat, schon lange nichts mehr zu sagen. Deshalb wird das ihr zu Ehren gefeierte Familienfest prompt zum Tag der Abrechnung.
 

Eine Melodramödie

Das Handlungsmuster dieser Geschichte der vielfach ausgezeichneten Autorin Beate Langmaack ist nicht neu: Wenn Familien im Film aus besonderem Anlass aufeinandertreffen, fliegen gern die Fetzen. Das Ergebnis sind in der Regel Dramen oder Komödien. Langmaack und Regisseur Kai Wessel („Die Flucht“), die hier zum zehnten Mal zusammenarbeiten („Martha Jellneck“, „Hat er Arbeit?“, „Leben wäre schön“), haben sich für den Mittelweg entschieden: „Alles Liebe“ ist eine Melodramödie. Die Dialoge sind immer wieder von beißender Ironie, es gibt Szenen von purer Heiterkeit, aber der Hintergrund ist tragischer Natur: Im Grunde haben sämtliche Mitglieder der Familie einen Knacks

Ausgerechnet Mutter Irma (Hannelore Elsner), die von ihren Kindern allenfalls Mitleid, aber keinesfalls Verständnis zu erwarten hat, erweist sich schließlich als Persönlichkeit, die selbst ein völlig missratenes Geburtstagsfest nicht aus der Bahn werfen kann. Grund genug gäbe es, denn von Anfang an muss sie gute Miene zum allenfalls gutgemeinten Spiel machen: Als die erwachsenen Kinder (Karoline Eichhorn, Julia Brendler, Axel Schreiber) ihr eine Überraschungsreise schenken, hofft sie auf Las Vegas oder Kapstadt. Doch Sohn Florian fährt sie nicht etwa zum Flughafen, sondern nur an den Ammersee. Dort besitzt die Familie ein heruntergekommenes und seit Jahren nicht benütztes Ferienhaus.

Chaos, Katastrophen und andere Missverständnisse

Die Kinder sind überzeugt, hier habe ihre Mutter die glücklichsten Stunden ihres Lebens verbracht, doch sie hat das Haus immer gehasst. Dass als Überraschungsgast ausgerechnet eine einstige Schulkameradin (Peggy Lukac) auftaucht, die Irma nie leiden konnte, macht die Sache auch nicht besser. Dann verschwindet Enkelin Louisa spurlos, Florians verführerische Freundin Hellen (Teresa Weißbach) wirft sich dem einstigen Austauschschüler Baptiste (Thure Lindhardt) an den Hals, und als Höhepunkt des völlig verkorksten Ausflugs breitet sich am Ende, welch’ grimmige Metapher, der Inhalt der Sickergrube im Wohnzimmer aus.

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Als Mittelpunkt eines wunderbar stimmig zusammengestellten Ensembles bildet Hannelore Elsner das Herzstück dieses Films. Geschickt führt Beate Langmaack die Mutter im Umweg über ihre mit boshafter Liebe zum Detail gestalteten Kinder ein. Die Figur hat also bereits ein bestimmtes Vorzeichen, gegen das Elsner anspielen kann. Auf diese Weise wirken die unvermuteten Facetten von Irmas Persönlichkeit um so überraschender: Einerseits entspricht sie dem Klischee ihrer Generation, wenn sie ihre Töchter auf die (nicht vorhandenen) Männer in ihrem Leben reduziert; andererseits bedauert sie, die besten Jahre ihres Lebens im Supermarkt vor der Wursttheke vergeudet zu haben. All das aber wird plötzlich zweitrangig, als Louisa (Ricarda Zimmerer) auf Omas Laptop ein Tagebuch entdeckt, in dem von einer unheilbaren Krankheit die Rede ist.