Foto: tacheles.tv
Diskussion um Elterngeld: Lutherbotschafterin Margot Käßmann, Familienverbands-Präsident Klaus Zeh und Publizistin Bascha Mika im Gespräch bei der evangelischen Talkshow Tacheles.
Frauen im Rollenstress: Streitthema sorgt für entspannte Tacheles-Gesprächsrunde
Sollen Frauen Zuhause bleiben oder trotz Kindern berufstätig sein – dieses Thema sorgt seit Jahrzehnten für hitzige Debatten. Das geplante Betreuungsgeld hat die Diskussionen wieder angefeuert. Nun hat sich die evangelische Talkshow "Tacheles" mit diesem umstrittenen Thema beschäftigt. Der Titel der Sendung: "Frauen im Rollenstress: Kindersegen oder Berufserfolg?" – zu sehen ist die Gesprächsrunde am Sonntag um 13 Uhr und 24 Uhr Phoenix.

Es gibt kaum ein Thema, das seit Jahren für klarere Positionen sorgt als die Frage, sollten Frauen Zuhause bleiben oder trotz Kindern berufstätig sein. Auch die Gäste der evangelischen Talkshow "Tacheles" haben ihre Haltung dazu deutlich gemacht: Die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, der Präsident des Deutschen Familienverbandes, Klaus Zeh, die Publizistin Bascha Mika und die Journalistin Birgit Kelle.

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Trotz der klaren Argumente blieb die Diskussion um das strittige Thema in der hannoverschen Marktkirche weitestgehend entspannt. Nur ab und an flackerte das emotionale Potential auf. So fragte Margot Käßmann: "Sind das die Rollen oder wollen wir sagen, wir wollen ein kinderfreundliches Land sein und da gehört noch viel mehr dazu, als ewig darum, das muss ich wirklich sagen, zum Teil zu geifern, wer ist eine gute oder schlechte Mutter. Mich hat das oft verletzt, wer will denn beurteilen, ob ich eine gute oder schlechte Mutter bin."

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"Wenn ich nicht arbeite, bin ich minderwertig"

Für den Präsidenten des Deutschen Familienverbandes, Klaus Zeh, liegt das Problem wo anders: "Ich glaube, dass das Modell Zwei-Verdiener-Familie als das Modell hingestellt wird. Und dann kann wirklich auch der Druck entstehen, wenn ich nicht arbeite, bin ich minderwertig." Eine ähnliche Erfahrung hat auch Birgit Kelle gemacht. Bei ihrer ersten Schwangerschaft ging ihre Umwelt davon aus, dass sie möglichst schnell wieder in ihren Beruf zurückkehren würde. Als sie sich dafür entschied, drei Jahre Zuhause zu bleiben, habe sie sich rechtfertigen müssen. "Das ist meine freie Entscheidung und ich möchte dafür Respekt."

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Es gehe nicht um diese Frauen, machte Bascha Mika ihre Position klar, die sich dafür entscheiden, Zuhause zu bleiben, sondern um die, die alles wollen: "Das sind 50 Prozent der Frauen in Deutschland." Viele würden dem Druck nachgeben. Einig waren sich alle Talk-Gäste darin, dass Männer genauso gut Kinder versorgen und erziehen können. Es gebe dazu einen wunderbaren Text von Martin Luther, so Käßmann. "Er sagt, über den Mann, der die Windeln der Kinder wäscht, über den sollte nicht gelästert werden, weil, wenn der Mann das im Glauben tut, dann ist er kein Frauenmann, sondern sollte mit Respekt behandelt werden.

Das Betreuungsgeld bietet Möglichkeiten

Die Betreuungsmöglichkeiten der Kinder war ein weiteres Thema in der Talkrunde. Für den ehemaligen thüringischen Minister für Soziales, Familie und Gesundheit, Klaus Zeh, ist die Wahlmöglichkeit für die Eltern wichtig. "Wir haben gute Erfahrungen in Thüringen mit dem Betreuungsgeld. Wir sind sozusagen ein Feldversuch, der bundesweit einfach zu wenig wahrgenommen wird. Dazu muss man sagen, wir haben die Infrastruktur, die die Wahlfreiheit ermöglicht."

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Grundsätzlich findet die Publizistin Mika das Betreuungsgeld nicht schlecht, aber: "Es ist eine Schimäre von Wahlfreiheit zu reden, und zwar nicht nur wegen der finanziellen Bedingungen, sondern auch, weil die traditionellen Rollen noch stark sind und einen wahnsinnigen Druck ausüben."

Dagegen bedeutet für Birgit Kelle das Betreuungsgeld "nicht zwingend, dass wir uns in der Küche fest ketten lassen. Es biete ja auch die Möglichkeit für die Familien, flexibler ihr Leben zu gestalten". Für Margot Käßmann ein weiterer Aspekt wichtig - neben der Frauenrolle und den noch zu wenigen Möglichkeiten der Kinderbetreuung. In der Bibel gebe es so viele Mutterbilder, die total verschieden seien. Entscheidender sei: "Kinder sind ein Segen." Und, so die Kritik der EKD-Botschafterin, diese Haltung kommt in Deutschland zu kurz.