iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Der Architekt", 20. Juli, 20.15 Uhr auf Einsfestival
Nach dem Tod seiner Mutter reist der Hamburger Architekt Georg Winter in sein Heimatdorf in den Alpen. Ein Film über existentielle Fragen des Lebens.

Wie eigentlich immer, wenn Schauspieler inszenieren, ist auch dieses Regiedebüt von Ina Weisse schon allein darstellerisch sehenswert. Der große Josef Bierbichler verkörpert eine weitere seiner monumentalen Figuren, vielleicht nicht so wuchtig wie in Hans Steinbichlers „Winterreise“, aber erneut von einer physischen Präsenz wie kaum ein anderer. Um so faszinierender ist es naturgemäß, wenn so ein Kerl scheitert; und um so ergreifender, wenn er sein Scheitern nicht wahrhaben will, bis er am Ende den höchstmöglichen Preis für seine Uneinsichtigkeit zahlen muss.

Naturgewalten und andere Katastrophen


Bierbichler spielt die Titelfigur, den Hamburger Architekten Georg Winter, der zu Beginn der Geschichte einen Preis erhält, bei der Verleihung aber innerlich abwesend ist: Er hat gerade erfahren, dass seine Mutter gestorben ist. Also packt er die Familie ins Auto und fährt in die Berge, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.Die Städter wirken in dem tief verschneiten Dorf völlig fehl am Platz; und das nicht nur, weil ihr Auto prompt im Schnee stecken bleibt. Kein Wunder, dass Winter gleich nach der Beerdigung wieder weg will. Doch eine Lawine macht die Straße unpassierbar, und so ist die Familie gezwungen, sich mit all jenen Themen auseinander zu setzen, die sich im Alltag leicht verdrängen lassen. Das ohnehin labile Gleichgewicht implodiert endgültig, als der Pfarrer den letzten Willen verliest: Haus und Hof erbt zwar nicht etwa Winters Sohn Jan (Matthias Schweighöfer), sondern ein Junge aus der Nachbarschaft. Er ist das Ergebnis einer Affäre Winters mit Hanna (Sophie Rois), und natürlich hatte Gattin Eva (Hilde Van Mieghem) keine Ahnung.

Autor:in
Keine Autoren gefunden

Es passiert nicht viel in dieser Geschichte, die Weisse gemeinsam mit Daphne Charizani geschrieben hat, doch das Wenige passiert dank der vortrefflichen Bildgestaltung von Carl-Friedrich Koschnick ungemein wirkungsvoll. Herzstück des Films, optisch wie inhaltlich, ist ein Ausreißversuch der Tochter (Sandra Hüller) in die Berge. Die Bilder der ebenso unberührten wie ungerührten Natur sind von einer gleichzeitig majestätischen wie auch kalten Schönheit. Spätestens jetzt zeigt sich, dass auch der Familienname (natürlich) kein Zufall ist. Doch die beinahe wundersame Rettung Rehs zögert das Unvermeidliche nur hinaus.