Zwei Störche stehen im Vogelpark Marlow (Mecklenburg-Vorpommern) im verschneiten Nest.
Foto: dpa/Bernd Wüstneck
Haben diese Störche in Mecklenburg-Vorpommern ihr verschneites Nest etwa Petrus zu verdanken?
Verregneter Frühlingsanfang? Warum Petrus schuld ist
Zum Frühlingsanfang nur Grau und Nass. Da liegt es in der Natur des Menschen, einen Verantwortlichen zu suchen.
20.03.2013
evangelisch.de

Trotz kalendarischen Frühlingsanfangs lässt der Blick aus dem Fenster keine solchen Gefühle aufkommen. Irgendjemand muss ja Schuld daran haben, dass wir das winterliche Wetter nicht loskriegen. Petrus! Der macht doch irgendwie das Wetter. Ich mache mich auf die Suche nach Petrus dem Frühlingspaßverderber. Zur Einstimmung werde ich ein wenig googeln: Bildersuche … Stichworte: Cartoon, Wetter, Petrus … Ah, ja! Nette Ausbeute. Man bekommt fast ein wenig Mitleid mit dem armen Petrus. Wo aber kommt das her? Warum soll ausgerechnet Petrus Schuld am Wetter sein?

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Vielleicht hilft es zu schauen, wessen Patron Petrus so ist. Patron der Meteorologen? Gibt es so etwas? Wohl eher nicht. Schauen wir mal im Ökumenischen Heiligenlexikon nach. Immerhin, er ist der Patron von Rom. Da ist das Wetter aber derzeit wesentlich besser als hier, nehme ich an. Naja, immerhin scheint die Sonne und die Temperaturen ahlen sich im zweistelligen Bereich. Na, die werden sich nicht bei ihrem Patron beschweren. Oder vielleicht doch? Über das Wetter lässt sich ja eigentlich immer meckern. Außerdem ist er noch Patron von Trier, Genf und Poznan. Doch das hilft nicht weiter.

Welche Berufgruppen haben ihn denn so als Patron? Päpste! Deshalb schien wohl zum offiziellen Amtsantritt von Papst Franziskus die Sonne über den Petersplatz! Wer noch? Brückenbauer, Metzger, Glaser, Schreiner, Schlosser, Schmiede, Eisenhändler, Bleigießer, Uhrmacher, Papierhändler, Töpfer, Maurer, Ziegelbrenner, Steinhauer, Netzweber, Tuchweber, Walker, Fischer, Fischhändler, Schiffer. Meine Güte - Petrus hat eine Menge zu tun, wenn er sich um all die kümmern muss. Hinzu kommen: Reuige, Büßende, Beichtende, Schiffbrüchige und Jungfrauen. Petrus hilft gegen Besessenheit, Fallsucht, Tollwut, Fieber, Schlangenbiss, Fußleiden und Diebstahl.

"Regnet's am St. Petertag, so drohen dreißig Regentag"

Ich bin beeindruckt und dennoch ein wenig enttäuscht, weil sich Hinweise auf den Wettermacher finden lassen. Also wende ich mich den Bauernregeln zu. Immerhin gibt es welche, die mit Petrus zu tun haben: "Peter und Paul / hat Wasser im Maul." "Regnet es an Peter und Paul, wird des Winzers Ernte faul." Aha! Paulus scheint ebenfalls schlechtes Wetter zu machen. Peter und Paul ist am 29. Juni. Ist das nicht Siebenschläfertag? Nein, der ist am 27. Juni. Das ist ja gemein: Wenn es am 27. 6. nicht regnet, kann man sich noch längst nicht auf einen schönen Sommer freuen, denn zwei Tage später ist schon wieder Stichtag. Und wehe, da regnet es! "Regnet's am St. Petertag, so drohen dreißig Regentag."

Eine Sommerspaßbremse scheint Petrus schon  zu sein. Womit wird er denn immer so abgebildet? Was sind seine Attribute? Schlüssel, Schiff, Buch, Hahn, umgedrehtes Kreuz. Wow! Das klingt ja beinahe nach schwarzer Messe und Voodoo. Mir kommt die Karibik in den Sinn: Blaues Wasser, weiße Strände, Sonnenschein und nachts schwarze Hähne.

Aber nein, es muss einen anderen Grund geben, warum Petrus diese Symbole beigesellt werden. Das Schiff leuchtet mir sofort ein – er war ja Fischer. Der Hahn? Ja, der krähte, nachdem Petrus Jesus dreimal verleugnet hatte. Das umgedrehte Kreuz? Ja, an dem soll er in Rom gekreuzigt worden sein, damit er nicht so sterben darf wie sein Heiland. Und der Schlüssel? Ja, den gab Jesus ihm doch... oder sagte er das nur?

Regen, Sonnenschein, Regen, Regen...

Also auf zur Online-Bibel: Matthäus 16, 19 Jesus spricht zu Simon (Petrus): "Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein." Verstehe: Jesus gibt Petrus die Schlüssel für den Himmel, den er nach Belieben auf- und zuschließen kann. Regen, Sonnenschein, Regen, Regen. Ganz wie es Petrus beliebt.

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Nun regt sich aber mein Theologengewissen und lässt mich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es so einfach ja nun auch wieder nicht ist. Darum setze ich hier den Link zu einer vernünftigen Auseinandersetzung mit dieser Bibelstelle: Petrus und die Schlüssel.

Nachdem der Ausflug in die seriöse Theologie mein Gewissen beruhigt hat, wende ich mich wieder dem Wettermacher Petrus zu: Der ist - mit Himmelsschlüsselgewalt ausgestattet – mittlerweile in Rom gestorben und wird dort auch nach seinem Tode besonders verehrt. In Rom gibt es außer einem innerchristlichen Petrus- auch einen römischen Janus-Kult. Janus ist der römische Gott mit den zwei Gesichtern.

Petrus beerbte den Gott Janus

Janus "war der Herr über alle Türen, von ihm hat die Türe im Lateinischen ebenso ihren Namen (janua), wie der Monat, der das Jahr eröffnet, der Januar. Alle zum Himmel empor- und von ihm herabsteigenden Erscheinungen, die Wolken und die Winde, aber auch das Meer und die Erde hatte er nach Ovid unter seiner Oberaufsicht. Er geleitete nicht nur die abgeschiedenen Seelen gen Himmel, auch den Gebeten der Menschen schloss er demnach die Tore des Himmels auf und verschaffte ihnen Eingang bei den übrigen Göttern." (Heiligenlexikon, Art. Petrus).

Diesen Gott hat Petrus – kulturgeschichtlich gesprochen – beerbt. Auch er war ja Schlüsselmeister und Himmelstorwächter. Wer aber "alle herauf- und herabsteigenden Erscheinungen, die Wolken und die Winde" von seinem Vorgänger erbt, muss sich nicht wundern, wenn man sich bei ihm über einen verregneten Start in den Frühling beschwert.

Also, lieber Petrus, auch wenn ich weder Bleigießer noch Schiffbrüchiger oder Papst bin, wende ich mich an dich und rufe dir zu: "Schließ mal ein bisschen häufiger ab, bitte! Mein Urlaub beginnt nämlich bald!"