Die Kundin streicht über die fließenden Stoffe von Hemden, Pullovern und Hosen. Sie begutachtet die farbenfrohe Kleidung in einem Laden für Besserverdiener in Johannesburgs Nobelviertel Sandton. Als die Finger der jungen schwarzen Frau das Logo berühren, strahlt sie: "Das kann ich mit gutem Gewissen kaufen." Denn die diskret in Kragenrückseite oder Saum eingenähte Nummer 46664 verweist auf Südafrikas Nationalhelden. Das vor knapp einem Jahr gegründete Label will - wie manch anderer - Geld mit dem Namen Nelson Mandela verdienen.
###mehr-links###
Allerdings gehen bis zu neun Prozent des Umsatzes von 46664 Fashion, das nach Mandelas Häftlingsnummer benannt ist, an die Stiftung von Südafrikas erstem schwarzen Präsidenten und Freiheitskämpfer. Am Mittwoch, Mandelas 94. Geburtstag, eröffnet das Label erstmals Läden in den USA und Kanada. Europäer können die flippige Mode bislang erst online erwerben.
Afrikanisches Modebewusstsein
Zwar würde man diese Kleidung nicht auf ersten Blick mit Mandela in Verbindung bringen. Der Friedensnobelpreisträger trägt meistens weite, über der Hose hängende Oberhemden mit auffälligen aber farblich unaufdringlichen Mustern. Doch seit Mandelas Amtsübernahme herrscht auch in Südafrikas Amtstuben weniger mausgrau. Der Anzug hat an Bedeutung verloren, afrikanische Ornamente nehmen zu.
Verkauft wird Mandelas Mode bei der Bekleidungskette Stuttafords, die vornehmlich hochwertige und teure Marken anbietet. "Das 46664 Label ist fantastisch", jubelt der Geschäftsführer der Marke, Wayne Bebb. Der Name, aber auch die oftmals aufgestickte offene Handfläche sowie andere Aufdrucke riefen auf flotte Weise zu Demokratie auf, erklärt er. Beworben werden die Hosen, Kleider und T-Shirts mit Zitaten aus Mandelas Autobiografie "Der lange Weg zur Freiheit".
Mandela auf Uhren, Tassen und Puzzlen
Mit ihrem Anteil am Erlös finanziert die Mandela-Stiftung nach eigenen Angaben Alphabetisierungsprogramme, die Förderung junger Talente und Projekte in Armensiedlungen. Wie viel Geld im vergangenen Jahr zusammenkam und wer genau davon wie profitierte, wollten jedoch weder die Stiftung noch die Modehersteller erläutern. Der Name bürge für Ehrbarkeit, Aufrichtigkeit und soziale Verträglichkeit, teilten beide Seiten dem epd mit.
###mehr-artikel###
Mandelas Name ist eine Goldgrube. Memorabilien wie Mandela-Puzzle, Uhren, Tassen, Poster, Postkarten, Briefmarken, Münzen und angeblich von Mandela signierte Kunstdrucke werden landesweit verkauft. Die Stiftung hat zwar offiziell strikte Auflagen entwickelt, wonach niemand ohne Lizenz Mandelas Namen zu kommerziellen oder politischen Zwecken benutzen darf. Aber die Wirklichkeit zeigt, dass alles was den Namen Mandela trägt, das große Geschäft verheißt.
Zwar droht die Stiftung mit teuren Strafverfahren, ist in der Verfolgung von ungewollten Nutznießern, aber nicht immer erfolgreich. So scheiterte vor sieben Jahren der Versuch, die Londoner Belgravia Galerie daran zu hindern, 100 Lithographien zu verkaufen, die Mandela angeblich handsigniert hatte.
Mode für einen guten Zweck
"Die 46664 Mode ist von der Stiftung abgesegnet und steht für ein nachhaltiges, die Entwicklung von armen Gebieten förderndes Konzept", beteuert Bebb. 60 Prozent der Kleidung werde in Südafrika hergestellt, weitere 30 Prozent stammten aus Fabriken auf Mauritius und Madagaskar. "Wir schaffen somit Arbeitsplätze in Afrika, produzieren mit Versace und Gucci konkurrierende hochwertige Ware und ein Teil des Profits kommt Menschen zugute, die es dringend benötigen", sagt der 46664-Geschäftsführer. So sollen an Mandelas Geburtstag in drei Schwarzensiedlungen mobile Bibliotheken aufgestellt werden.
Bei Stuttafords in Sandton hat die Kundin sich inzwischen für ein lilafarbenes Polo-Shirt für ihren Mann entschieden. Umgerechnet rund 47 Euro zahlt sie dafür, in einem Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung von weniger als 50 Euro im Monat überlebt. "Immerhin habe ich mit dem Kauf auch noch etwas Gutes getan", seufzt sie. "Einen anständigeren und ehrbareren Mann als Mandela gibt es auf der ganzen Welt nicht."