Dem Schutzpatron zu Ehren ließ der Priester extra ein Stück Rasen vor dem Altar ausrollen. "Das passt besser als Blumen", sagt Heinrich Plochg (53). Denn am Sonntag hielt ein ganz besonderer Gast Einzug in die katholische Kirche St. Joseph in Hannover: der Schutzpatron der Fußballer, der Heilige Luigi. Erstmals in Deutschland hat eine Kirche die Statue des Heiligen aufgestellt, und Pfarrer Plochg segnete sie. Für den Schutzheiligen hat der Pfarrer sogar eine eigene Kerze anfertigen lassen, mit der Aufschrift "Heiliger Luigi, bitte für uns".
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Der Heilige Luigi geht zurück auf den Franziskaner-Mönch Aloisius Scrosoppi (1804-1884) aus dem oberitalienischen Udine. Dieser wurde im August 2010 am Wörther See in Abstimmung mit dem Erzbischof von Udine und dem Vatikan offiziell zum Schutzpatron der Fußballer ernannt. Luigi Scrosoppi verkörpere Werte wie Mannschaftsgeist und Fairness, auf die es auch beim Fußball ankomme, betont Pfarrer Plochg. Und in diesem Sinne sei er ein Vorbild für heute.
Der Heilige selbst hat nie Fußball gespielt
Der Priester ist glühender Fan des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 und hat einen guten Draht zu 96-Kapitän Steven Cherundolo oder dem früheren Kapitän Altin Lala - beide saßen auch am Sonntag in den Kirchenbänken. "Pfarrer, mach doch was", raunten ihm immer wieder Fans im Stadion zu, wenn es bei 96 nicht so richtig läuft, erzählt Plochg. Doch er könne nur dafür beten, dass die Spieler ihr Bestes geben - siegen müssten sie schon selbst.
Irgendwann begann er, im Internet zu recherchieren, welcher Heilige denn fußballerische Werte verkörpere, und stieß auf den Heiligen Luigi. Einem österreichischen Geschäftsmann war schon 2010 aufgefallen, dass viele Fußballer beim Torjubel in den Himmel zeigten, dort aber keinen gemeinsamen Ansprechpartner hatten. Auf dessen Initiative sah die Fachhochschule Rosenheim die Heiligendatenbanken durch und stieß auf Aloisius Scrosoppi als geeigneten Kandidaten.
Scrosoppi setzte sich für ein Waisenhaus ein und gründete ein Heim für gehörlose Mädchen. Der Papst sprach ihn dafür 1981 selig und 2001 heilig. "Luigi Scrosoppi hat sich um die Menschen gekümmert, besonders um Jugendliche, denen es nicht so gutging", sagte Plochg vor rund 900 Festgästen. "Er hat wahrscheinlich nie selbst Fußball gespielt - aber man kann auch zu etwas werden." Scrosoppis Motto "Arbeite, leide und schweige" könne auch das eines Trainers sein.
Der Priester hat den Luigi selbst bezahlt
Der Priester erinnerte in seiner Predigt an die Fußball-Europameisterschaft und verglich die zwölf Jünger von Jesus mit einem Fußball-Team: Petrus und Johannes als "Taktgeber" im Mittelfeld, die Fischer Jakobus und Andreas in der Verteidigung. "Berufen in den Kader Jesu."
Die 70 Zentimeter hohe Holzfigur des Heiligen Luigi hat Plochg selbst bezahlt und seiner Gemeinde geschenkt. Sie zeigt einen weißgelockten Priester in schwarzer Soutane mit einem Ball in der Hand. Als erster in Deutschland sicherte sich Plochg eine Figur bei der Schnitzerei in Südtirol, die die Exklusivrechte für den Heiligen hält.
Für Plochg ist die Figur des Heiligen Luigi auch wertvoll für die Arbeit mit dem Nachwuchs: "Man kommt mit Kinder sehr leicht ins Gespräch." Ihren Platz soll die Statue im hinteren Teil der Kirche und zeitweise in einem Bauwagen finden, den die Gemeinde zur fahrbaren Fan-Kapelle hergerichtet hat. "Luigi hat auch Auswärtsspiele", sagt Plochg. "In Schulen, Kindergärten - oder auch im Stadion."