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TV-Tipp des Tages: "Allah in Ehrenfeld" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Allah in Ehrenfeld", 10. Juli, 22.45 Uhr im Ersten
Die Stadt Köln erhält neben dem Kölner Dom ein neues spektakuläres Gotteshaus. Im Stadtteil Ehrenfeld entsteht eine der größten Moscheen Europas. Der Dokumentarfilm "Allah in Ehrenfeld" skizziert die turbulente Entstehungsgeschichte.

Auch wenn man die beiden Bauwerke kaum miteinander vergleichen kann, so zählen sie doch zu den umstrittensten Projekten dieser Tage: Der geplante Stuttgarter Hauptbahnhof und die Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld haben dazu geführt, dass viele Menschen auf die Straßen gegangen sind. In beiden Fällen ging es bald um mehr als bloß den Protest gegen eine bauliche Maßnahme. Rund um "Stuttgart 21" entstand das Bild des "Wutbürgers", der seinem Unmut freien Lauf lässt, wenn er sich übergangen fühlt. In Köln zeigte sich die hässliche Kehrseite dieses zivilen Ungehorsams: Ausgerechnet die sich gern so weltoffen und tolerant gebenden Rheinländer offenbarten rassistische Züge. Der Multikulti-Vorzeigestadtteil Ehrenfeld wurde zum Schauplatz eines erbitterten Streits.

Die Volksseele zeigt eine abstoßende Fratze

Birgit Schulz und Gerhard Schick haben das Projekt von Beginn an und somit fünf Jahre lang begleitet. Der Film macht keinen Hehl daraus, auf wessen Seite die beiden stehen; prompt kommen Sprecher von Pro Köln, der Bürgerbewegung gegen den Bau der Moschee, nicht zu Wort. Statt dessen gibt es Anerkennung, als die Bürger mit passivem Widerstand verhindern, dass sich Rechtsextremisten aus dem ganzen Land in Köln versammeln. Die Volksseele zeigt aber auch eine abstoßende Fratze, als sich der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma auf offener Straße faschistische Parolen anhören muss. Die Befürworter des islamischen Kulturzentrums haben dagegen ausführlich Zeit zu begründen, warum das Bauwerk nötig und sinnvoll ist. Das mag man sympathisch finden, journalistisch korrekt ist es nicht. Dafür muss man nicht erst Hanns Joachim Friedrichs bemühen: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache."

Jenseits journalistischer Qualitätskriterien wird diese Parteilichkeit allerdings in erster Linie den Anhängern von Pro Köln nicht gefallen. Außerdem gibt es ja mit Ralph Giordano auch einen Antagonisten, der als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung über jeden rechtsradikalen Verdacht erhaben ist. Er nützt die Diskussion, um auf ein seiner Meinung nach "zentrales Problem der deutschen Innenpolitik" hinzuweisen: "Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem." Wichtigste Protagonisten sind neben Schramma der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges und der Architekt Paul Böhm, der schließlich aufgrund baulicher Differenzen entlassen wird.

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Nun rückt Ayshe Aydin, die Pressesprecherin des Bauherrn Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) stärker in den Vordergrund, was allerdings zur Folge hat, dass nun vor allem über architektonische Details diskutiert wird. Das wiederum lässt den Eindruck entstehen, die vorher geschilderten gesellschaftlichen Probleme hätten sich in Luft aufgelöst; ein frommer Wunsch, wie man weiß. Trotzdem ein sehenswerter Film, weil er schonungslos ein Gedankengut offenbart, das die Gesellschaft in ihrer Sehnsucht nach einer heilen Demokratiewelt gern ignoriert; und weil er einen Betrag dazu leistet, Gräben zuzuschütten und Ängste abzubauen.