Foto: Diakonie Katastrophenhilfe/Christoph Püschner
Ein hungerndes Kind in der Sahelzone.
Bischöfe kritisieren Fehlentwicklungen bei Hungerbekämpfung
Angesichts der Hungersnöte weltweit haben die katholischen Bischöfe in Deutschland langfristige Lösungen angemahnt.

In einer gemeinsamen Erklärung forderten sie am Dienstag in München, den "ins Auge fallenden Fehlentwicklungen" entgegenzuwirken und das, was offenkundig getan werden kann, auch in Angriff zu nehmen. Nach Angaben der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) hungern weltweit etwa 925 Millionen Menschen.

Nach Erscheinen einer aktuellen Studie der Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der Deutschen Bischofskonferenz erklärten die Bischöfe, dass die Hungersnot die Menschheit nicht ruhen lassen dürfe. Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte habe gelehrt, dass Lebensmittelhilfe betroffene Länder und Bevölkerungen auch schwächen oder zerstören könne. Es sei daher unabdingbar, die Ursachen des Hungers zu verstehen.

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Die Bischöfe fordern in ihrer Erklärung unter anderem "faire Chancen für die nachhaltige Produktion" von Lebensmitteln. Düngemittel und Monokulturen brächten derzeit noch Wettbewerbsvorteile, weil die Kosten für den Raubbau an der Natur auf die "nachkommende Generation abgewälzt" würden. Die Nutzung der Umwelt müsse sich daher in den Erzeugerkosten und Verbraucherpreisen niederschlagen. Nur so entstehe eine "faire Konkurrenz".

Kritisch sehen die Bischöfe auch die "grüne Gentechnik". Derzeit könnten manche langfristige Gefahren nicht vollständig überblickt werden. Zudem werde der Markt von wenigen multinationalen Konzernen dominiert. Diese verfügten über Patentrechte, durch die Millionen Bauern in Abhängigkeit zu geraten drohten. Hier bedürfe es einer internationalen Regulierung. Als "bedrängend" bezeichneten die Bischöfe die Energiegewinnung aus Nahrungspflanzen. Dies dürfe nicht auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion erfolgen.

Veränderungen auf Agrarmarkt notwendig

Reformbedarf sehen die Bischöfe beim Weltagrarmarkt: Es sei nicht länger hinnehmbar, dass Exportsubventionen und handelsverzerrende Unterstützungszahlungen der Nahrungsmittelwirtschaft in den Industrieländern "ungerechtfertigte Vorteile verschaffen, die die Produktion in den armen Ländern unwirtschaftlich machen", heißt es in der Erklärung. Mit Blick auf die Spekulation mit Agrarprodukten forderten die Bischöfe eine Regulierung des Marktes durch die Politik.

Die Handlungsmöglichkeiten der Kleinbauern müssen nach Ansicht der Bischöfe ebenfalls verbessert werden: Notwendig seien eine bessere Infrastruktur, eine bessere Teilhabe an politischen Entscheidungen und Kooperationen mit Erzeugern. Kritisch beurteilen die Bischöfe auch den Landkauf in Afrika durch ausländische Investoren. Die einheimische Bevölkerung werde dabei häufig ohne Entschädigung vertrieben. Zwingend erforderlich seien daher völkerrechtlich verbindliche Regeln, die dafür sorgten, dass die "Landnahme" ausländischer Investoren der einheimischen Bevölkerung nicht schade.