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TV-Tipp des Tages: "Kommissar Stolberg" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Kommissar Stolberg", 3. Juli, 20.15 Uhr im Zweiten
Stolberg und sein Team suchen nach dem Mörder einer jungen Frau, die im Anschluss an einen Diskobesuch erstochen worden ist.

Mit seiner ruhigen, väterlichen Art passt Rudolf Kowalski perfekt in die Freitagskrimitradition des ZDF. Der Urvater des Sendeplatzes und Archetyp des die deutschen Fernsehkommissars, Erik Ode, war auch so eine Figur; desgleichen Horst Tappert als Derrick oder Siegfried Lowitz als "Der Alte". Die siebte Staffel der Serie "Kommissar Stolberg" läuft nun jedoch dienstags, wo der Düsseldorfer Ermittler prompt irgendwie fehl am Platz wirkt. Es ist nicht der erste Umzug: Zu Jahresbeginn schloss die Serie bereits die Lücke  zwischen Samstagskrimi und "Sportstudio". Üblicherweise zeigt das ZDF dienstags um 20.15 Uhr Dokumentationen, so dass der Zuschauer mit den Serien im "Ersten" ein echtes Komplementärangebot hat. Nun aber läuft "Kommissar Stolberg" frontal gegen "Der Dicke", und da die Geschichten rund um den beleibten Hamburger Rechtsanwalt Ehrenberg (Dieter Pfaff) auch gern einen kriminalistischen Einschlag haben, reagiert man bei der ARD entsprechend verschnupft. Beim ZDF versichert man allerdings, es handele sich um "zeitlich begrenzte Sommerprogrammierung."

Ein Verdächtiger ist rasch ausgemacht

Ungeachtet der Debatte hinter den Kulissen geht Kommissar Stolberg derweil gewohnt gelassen seiner Arbeit nach. Außerdem sind die neuen Folgen richtig gut: Zum Auftakt ("Trance") suchen Stolberg und sein Team (Wanja Mues, Annett Renneberg) nach dem Mörder einer jungen Frau, die im Anschluss an einen Diskobesuch erstochen worden ist. Ein Verdächtiger ist rasch ausgemacht: Fotograf Köster (Antoine Monot jr.) hat nicht nur Fotos von der Leiche gemacht, er ist auch einschlägig vorbestraft. Eine weitere Spur führt allerdings geradewegs in ein Familiendrama: Ein Unternehmer (Bernd Stegemann) will um jeden Preis seine Firma retten; auch auf Kosten des Glücks seines Sohnes (Constantin von Jascheroff). Regisseur Michael Schneider hat die komplexe Geschichte (Buch: Jörg von Schlebrügge) durchaus ansprechend umgesetzt; die darstellerischen Leistungen (großartig wie immer auch Martin Brambach als Vater des Opfers) sind ausgezeichnet.

Folge zwei (10. Juli, "Unter Feuer") ist nicht nur ähnlich gut, sondern führt mit Jasmin Schwiers auch eine neue Kollegin ein. Die junge Kommissarin Svenja Landau muss gleich beim ersten Einsatz an ihre Grenzen gehen und auf einen Mordverdächtigen schießen, der ihren Chef bedroht. Die Qualität der Folge (Buch: Natalie Geb, Sönke Lars Neuwöhner) zeigt sich unter anderem an den Mut, mitten in der Geschichte das Genre zu ändern: Während der Gerichtsverhandlung gegen das neue Teammitglied kommt es erst zu einer Geiselname und dann zu einer dramaturgisch anspruchsvollen Rekonstruktion jener Tat, die überhaupt erst zum Schusswechsel geführt hat.

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Auch diese Folge ist erstklassig besetzt (unter anderem mit Devid Striesow, Hannes Hellmann und Klara Manzel als Gangsterfamilie) und aufwändig in Szene gesetzt (Regie ebenfalls Michael Schneider). Beim "Ersten" hat man also guten Grund, um den "Dicken" zu bangen, zumal "Kommissar Stolberg" als Sechzigminüter auch der zweiten ARD-Serie, "In aller Freundschaft", in die Quere kommt.