epd-bild/Rainer Oettel
Von dem Kloster, in dem Katharina von Bora als Nonne lebte, stehen nur noch ein paar Mauern.
Wo Katharina von Bora im Kloster lebte
Archäologen haben an der Klosterruine Nimbschen bei Grimma das Fundament der Klosterkirche entdeckt. Bis zum Reformationsjubiläum 2017 soll die Wirkungsstätte von Katharina von Bora, der späteren Ehefrau von Martin Luther, zugänglich sein.
28.06.2012
epd
Stephanie Höppner

An die mittelalterliche Klosteranlage der Zisterzienserinnen in Nimbschen bei Grimma erinnern nur noch wenige Ruinenreste. Dabei lebte in der Anlage einst eine berühmte Frau - die Nonne Katharina von Bora. Im Jahr 1523 floh die damals 24-Jährige aus dem Kloster nach Wittenberg und heiratete dort zwei Jahre später den Reformator Martin Luther (1483-1546). Archäologen haben jetzt bei Grabungsarbeiten die Reste der Klosterkirche ans Tageslicht gebracht.

Seit Anfang Mai haben die Wissenschaftler rund 700 Quadratmeter untersucht. "Wir wollten die Mauerzüge freilegen, um den Lageplan der Klosteranlage zu präzisieren", erklärt Grabungsleiterin Joanna Wojnicz vom Landesamt für Archäologie Sachsen. Dabei stellten die Archäologen fest, dass die Kirche mit ihrer Länge von 57 Metern deutlich größer war als ursprünglich angenommen.

Wurzeln im 13. Jahrhundert

Zu den Grabungsfunden gehört auch ein Weihwasserbecken aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, das sich vermutlich einst an der Kirchenwand in einer Nische befand. "Als die Kirche abgebaut wurde, wurde es dagelassen", vermutete Wojnicz. "Wir sind wirklich froh, dass das Becken vergessen wurde." 

Die Geschichte des ehemaligen Klosters "Marienthron", so der alte Name der Klosterruine, geht zurück ins 13. Jahrhundert. Der Wettiner Markgraf Heinrich der Erlauchte (1221-1288) gründete 1243 bei Torgau das Kloster. Dessen Konvent zog im Jahr 1250 nach Grimma und wenige Jahre später nach Nimbschen um. Mit dem Tod der letzten Äbtissin Margaretha im Jahr 1536 wurde das Kloster aufgelöst, obwohl der Wirtschaftsbetrieb durch den Klosterverwalter noch bis 1542 aufrecht erhalten wurde.

Von der Anlage ist nur noch ein Westgebäude erhalten. Die anderen Gebäude sind seit der Stilllegung nach der Reformation, aber vor allem in den Jahren 1810 bis 1812 abgetragen worden, sagt Wojnicz. Von der einstigen Anlage ist deshalb außer drei Mauern des ehemaligen Klausurgebäudes, einem Brunnen und den Resten der Klostermauer und des Mühlgrabens nichts mehr vorhanden.

Spuren des Bildersturms

"Wir hatten noch auf Spuren vom Fußboden oder Fließen gehofft, auch um etwas über die Beschaffenheit der Sakristei sagen zu können, aber es ist alles abgetragen worden", sagt Wojnicz. Für den Abteilungsleiter der Archäologischen Denkmalpflege, Thomas Westphalen, zeigt sich an den spärlichen Funden auch die aufgeheizte Stimmung zu Zeiten der Reformation. "Das war ein Akt des Bildersturms", sagt Westphalen. So wurden im 16. Jahrhundert unter anderem Gemälde, Skulpturen und Kirchenfenster entfernt.

Für die sächsische Kleinstadt nahe Leipzig ist dieses Stück Reformationsgeschichte ein möglicher Magnet für Touristen. Vor allem mit Blick auf das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 soll deshalb das Gelände zugänglich und der Verlauf der einstigen Klosterkirche wieder sichtbar gemacht werden. "Natürlich wollen wir mit Katharina von Bora Touristen anlocken", erklärt Bürgermeister Matthias Berger (parteilos). "Grimma verkauft sich deutlich unter Wert."