Der Ton der katholischen US-Bischöfe gegen die demokratische Regierung wird schärfer. Nicht nur die "zunehmende gesellschaftliche Säkularisierung", sondern auch der Kurs von Präsident Barack Obama bedrohe die Religionsfreiheit, ist seitens der katholischen Bischöfe zu hören. Jetzt haben sie eine Kampagne für Religionsfreiheit gestartet. Unter dem Motto "Zwei Wochen für Freiheit" fordern sie die knapp 68 Millionen Kirchenmitgliedern auf, zu beten, zu fasten und sich für Religionsfreiheit einzusetzen. In den Diözesen finden noch bis zum 4. Juli Gottesdienste und Veranstaltungen statt.
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Die bischöfliche Rhetorik im Wahljahr ist hart: Eine "Zwangsjacke" wolle Obama der Kirche anlegen, schimpft der der Präsident der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Timothy Dolan. Bei der Messfeier zum Start der Kampagne vor wenigen Tagen erklärte er, zeitweilig hätten die Amerikaner mit Waffengewalt für Religionsfreiheit gekämpft. Nun aber hebe man die Hände zum Gebet. Rund 22 Porzent aller US-Amerikaner sind nach Angaben des US-amerikanischen Nationalrats der Kirchen Katholiken und stellen damit die größte Konfession in den USA.
Empfängnisverhütung ist für die Kirchen ein Angriff
Besonders scharf attackieren die Bischöfe, wie auch die Republikaner, Präsident Obamas Gesundheitsreform. Sie zwinge religiöse Arbeitgeber - ausgenommen die Kirchen -, die Kosten für die Pille und andere Verhütungsmittel als Versicherungsleistung zu übernehmen. Aus Sicht der Bischöfe stellt das einen Affront gegen die Religionsfreiheit dar. Erzbischof William Lori, der Vorsitzender der Aktionskampagne ist, sagte der Zeitung "National Catholic Reporter": Die Kirche werde sich noch Jahre für die "Erhaltung des Einflusses der Religion auf unsere Kultur" einsetzen müssen, auch bei der Verteidigung der Institution Ehe und des ungeborenen Lebens.
Auf Flugblättern der Kampagne heißt es, die Regierung diskriminiere kirchliche Adoptionseinrichtungen. So würden die Zuschüsse für katholische Adoptionsvermittler gestrichen, wenn sie sich weigerten, Kinder an gleichgeschlechtliche Paare zu vermitteln. Auch katholische Hilfsorganisationen, die nicht über Verhütung und Abtreibung beraten, bekämen Schwierigkeiten. Die katholischen Bischöfe fürchten zudem, dass Kirchen gezwungen werden, ihre Räume für gleichgeschlechtliche Hochzeiten öffnen zu müssen. In Hawaii sei eine katholische Gemeinde verklagt worden, weil sie es nicht getan habe, führen sie als Argument an.
Religionsfreiheit oder religiöse Dominanz?
Gleichwohl ist die Kampagne auch innerhalb der katholischen Kirche umstritten. 57 Prozent der US-Katholiken haben nach einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstitutes "Public Religion Research Institute" keine Angst um ihre Religionsfreiheit. Auf der anderen Seite erklärt der kirchenkritische Verband "Koalition für Freiheit und Gerechtigkeit", den Bischöfen gehe es "gar nicht um Religionsfreiheit". Sie wollten der Gesellschaft Regeln aufzwingen, die selbst von vielen Katholiken ignoriert würden.
Der republikanische Herausforderer Mitt Romney ist auf der Linie der Bischöfen und wirft Obama vor, er greife die Religionsfreiheit an. Anders sieht das der Direktor des Laienverbandes "Catholics United": Die bischöfliche Kampagne im Wahljahr sei "in Wirklichkeit ein Angriff auf Präsident Obama". Erzbischof Lori wies die Kritik zurück. Die Aktion sei überhaupt nicht politisch gemeint. 2008 hatten 54 Prozent der Katholiken für Obama gestimmt.