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TV-Tipp des Tages: "Spur der Hoffnung" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Spur der Hoffnung", 9. November, 23.30 Uhr im Ersten
Berührendes Flüchtlingsdrama: Zwei Jahre vor dem Mauerfall sind Bens Frau und sein kleiner Sohn beim Fluchtversuch in der Ostsee ertrunken.

Die Redensart "Schnee von gestern" bezieht sich für gewöhnlich auf Dinge, die weitaus mehr als bloß einen Tag zurückliegen. In dem berührenden Flüchtlingsdrama "Spur der Hoffnung" sind die Ereignisse, um die es letztlich geht, sogar über zwanzig Jahre alt. Das sei doch "Schnee von gestern", sagt daher der einzige Freund der Hauptfigur. Da ahnt man noch nicht, dass der Mann gute Gründe hat, Vergangenes auch Vergangenheit bleiben zu lassen.

Als der Finne Hannu Salonen diesen Film auf Hiddensee gedreht hat, muss er sich sehr zuhause gefühlt haben: Es war März, aber die Ostseeinsel litt unter dem härtesten Winter seit langem. Da auf dem Eiland nur die Polizei Auto fahren darf, mussten sich die Schauspieler auf Fahrrädern durch den Wintersturm kämpfen. Dass "Schnee von gestern" nicht zur erzählten Geschichte, sondern auch zur ganzen Produktion passt, hat andere Gründe: "Spur der Hoffnung" ist bereits 2006 entstanden. Warum der Film so lange auf Eis lag, kann keiner der Beteiligten erklären. Die Ausstrahlung ist mehrfach verschoben worden. Jetzt wird der Film endlich gezeigt, und doch wird sich Salonen nur halbherzig freuen: Das "Erste" versendet dieses sehenswerte Drama um 23.30 Uhr. Vielleicht liegt’s ja daran, dass in dem Film permanent geraucht wird; jedenfalls ist die späte Sendezeit fast genauso ärgerlich wie die lange Wartezeit.

Der große tragische Moment

"Spur der Hoffnung" war seinerzeit das erste große Drehbuchprojekt von Kristin Derfler, die spätestens seit dem inhaltlich verwandten Drama "Es ist nicht vorbei" (mit Anja Kling) große Anerkennung genießt. Der Reiz des Films liegt nicht zuletzt in dem Geheimnis, das die zentralen Figuren umweht. Im Mittelpunkt steht Ben (Lohmeyer), ein Eigenbrötler, der sich erst durch einen gestrandeten Jungen aus Sri Lanka aus der Reserve locken lässt. Der zwölfjährige Satya (Brevin Koneswaran) sorgt unfreiwillig dafür, dass sich Ben dem großen tragischen Moment seines Lebens stellt: Zwei Jahre vor dem Mauerfall sind seine Frau und sein kleiner Sohn beim Fluchtversuch in der Ostsee ertrunken. In dem Polizisten Straussenberg (Jürgen Vogel) hat Ben endlich einen Schuldigen gefunden; allerdings dauert es eine Weile, bis die schlaglichtartigen Rückblenden verraten, welche Rolle Straussenberg in der Tragödie gespielt hat.

Salonen, heute längst ein etablierter Fernsehregisseur, hatte bis dahin erst eine Handvoll Filme gedreht. Trotzdem weist "Spur der Hoffnung" Qualitäten auf, die jedes Kinofilms würdig wären. Allein die Bildgestaltung durch Salonens Kamerakompagnon Andreas Doub ist herausragend. Selten wirkte ein Winter so unwirtlich und ein Meer so feindlich. Mitunter haben Salonen und Doub Bilder komponiert, die man sich auch in Cinemascope vorstellen kann. Karim Sebastian Elias sorgt mit seiner elegischen sinfonischen Musik für die perfekte Untermalung.

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Obwohl die Handlung im Grunde überschaubar ist, wirkt sie äußerst komplex, weil alle handelnden Personen eine eigene Geschichte haben; selbst wenn sie wie beispielsweise bei Bens Freund Thies (Thomas Kügel) erst ganz zum Schluss erzählt wird. Und dann ist da noch eine dänische Sozialarbeiterin (Camilla Søeberg), bei der man lange nicht weiß , auf wessen Seite sie steht; aber mit ihrer lockeren Art, die auf die verschlossenen Einheimischen geradezu distanzlos wirkt, lockt sie die Insulaner prompt aus der Reserve. Die Besetzung von Charakterköpfen wie Charly Hübner, Christina Große oder Sven Pippig trägt schließlich enorm dazu bei, dass auch die Nebenfiguren Format bekommen.