Warum das Ergebnis der US-Wahl für uns wichtig ist
Obama ist eine gute Wahl - auch für Deutschland. Denn seine Politik schlägt auf Europa durch - gerade in der Friedens-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Obama war bisher ein verlässlicher Gesprächspartner.
07.11.2012
evangelisch.de

Es ist ein ermunterndes Signal, das die US-Amerikaner mit dieser Wahl gegeben haben. Sie haben sich für einen Präsidenten entschieden, der gerade im letzten Drittel seiner ersten Amtszeit für eine klare Sozialpolitik einstand. Barack Obama war nicht bereit, die unterprivilegierten Amerikaner ihrem Schicksal zu überlassen.

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Sein Herausforderer Mitt Romney, der seine Millionen in der freien Wirtschaft verdient hat, setzte dagegen auf den alten Satz, jeder könne sich sein Glück selbst schmieden.

Der Wahlausgang ist ein Signal dafür, dass die amerikanische Bevölkerung anerkennt, dass die gesamte Gesellschaft eine Verantwortung für ihre Mitmenschen trägt. Nicht zuletzt das Erlebnis des Sturms Sandy kurz vor der Wahl dürfte dieses Gefühl bestärkt haben.

Zudem ist Mitt Romney Mormone – eine Glaubensgemeinschaft, die sich eher durch Exklusion als durch Inklusion definiert; eine Glaubensrichtung, die eher eine eingeschworene Gemeinschaft ist als eine Religion, die Diakonie als einen ihrer wesentlichen Aufträge begreift.

Wenn die USA husten, bekommt Europa Schnupfen

Die Präsidentenwahl in Amerika könnte uns hier in Europa erstmal egal sein – wenn es nicht noch immer so wäre, dass die USA einen wesentlichen Einfluss auch auf unseren Alltag haben. Deutsche Soldaten folgen amerikanischen Truppen in den Krieg, und der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Goldmann Sachs war der Auslöser für die Finanzkrise. Wenn die USA husten, bekommt Europa Schnupfen, das gilt zum großen Teil noch immer.

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Für die vier weiteren Jahre Obama können die Europäer und die Weltgemeinschaft mit einer kooperativen Zusammenarbeit rechnen. Dass der Friedensnobelpreisträger Barack Obama einen neuen amerikanischen Krieg vom Zaun bricht, erscheint unwahrscheinlich. Natürlich ist Obama auch kein Heiliger: Der Drohnenkrieg wird weiter ausgeweitet werden, und Obama ist sich sehr wohl bewusst, dass er einer der schlagkräftigsten Armeen der Welt vorsteht, die überall Stützpunkte hat.

Der neue und alte Präsident der USA wird sich angesichts der innenpolitischen Schwierigkeiten in seiner zweiten Amtszeit vor allem nach innen wenden. Dennoch ist er für Themen wie Afghanistan-Abzug, erneuerbare Energien, Finanzkrise und Handelsbeziehungen für die europäischen Partner ein verlässlicher Ansprechpartner.

Noch mehr Realismus statt nur Idealismus

Unter Mitt Romney hätten sich die USA vermutlich in eine Position des Selbstgefallens manövriert, einer Neuauflage der "splendid isolation". Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die USA in der "splendid isolation" nicht in zwei Kriegen verwickelt waren und nicht weltweit Truppen stationiert waren.

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Unter Romney als außenpolitischer Dampfwalze und sozialpolitischem Hardliner hätten die USA eher einen Schritt zurück gemacht. Die Gesundheitsfürsorge, ein besseres soziales Netz, Homosexuellenrechte und die Besetzung des mächtigen Supreme Court, des höchsten Gerichts der USA, und der Versuch, die Wall Street besser unter Kontrolle zu halten: Das sind alles Themen, die allein durch die wirtschaftliche, militärische und kulturelle Macht, die die USA ausstrahlen, auch auf Europa und Deutschland durchschlagen.

George W. Bush hat es vorgemacht, wie ein amerikanischer Präsident auch die internationalen Beziehungen ruinieren kann. Auch wenn Obama noch mehr als früher mit Realismus statt nur Idealismus regieren muss, ist er gegenüber den Alternativen eine gute Wahl. Auch für uns in Deutschland und Europa.