Das theologische Schwarzbrot schmackhaft machen
Die EKD und ihre Synode sind nicht nur kirchlich, sondern auch politisch. Das sollten sie auch bleiben und gerade zum Reformationsjubiläum 2017 ihre Relevanz und Präsenz im Alltag zeigen, statt sich auf das theologische Schwarzbrot zu beschränken.
05.11.2012
evangelisch.de

Die Kanzlerin war auf der EKD-Synode, und auch wenn sie keine besonders inspirierte Rede gehalten hat, war es trotzdem ein Signal: Kirche ist wichtig für Gesellschaft und Politik. Deutschland mag ein religiös neutraler Staat sein, ein laizistischer Staat ist es nicht, erinnerte Angela Merkel vor der Synode und mahnte: "Das Wächeramt der Kirchen gegenüber Politik und Gesellschaft ist unverzichtbar."

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Noch deutlicher sagte es Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, als er die Synode in Timmendorfer Strand willkommen hieß: Kirche müsse sich einmischen in den politischen Dialog,  solle "unbequem" sein.

Gerade mit dem Reformationsjubiläum am Horizont müssen wir uns als Kirche diesem Auftrag stellen. Denn 2017 haben wir eine besondere Gelegenheit, aller Welt zu zeigen: Wir sind da, wir sind viele, und die Möglichkeit der unmittelbaren Beziehung zu Gott hat nichts an ihrer Kraft eingebüßt (egal welcher reformatorischen Prägung). Nur: Die Menschen da draußen, die mit Kirche nichts mehr am Hut haben, können mit der abstrakten Glaubensbotschaft nichts anfangen. Das "theologische Schwarzbrot", wie es auf der Synode hieß, schmeckt ihnen nicht.

Klare Kante reden

Also müssen wir ihnen zeigen, was Glaube alles bedeuten kann. Dafür darf sich die Kirche nicht nach innen zurückziehen. Sie sollte sich nicht bis 2017 in Kompromissen mit den katholischen Brüdern und Schwestern verlieren und in einer Spirale nach innen um die Frage kreisen, wie die anderen Reformatoren im Verhältnis zu Luther nun zu bewerten sind.

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Stattdessen sollten wir in unserer Vielfalt den Menschen da draußen zeigen: Seht her, was wir tun! Wir mischen uns ein, wenn es gegen Ungerechtigkeit und für die Schwachen geht. Wir feiern die Reformation in der Öffentlichkeit, nicht im stillen Kämmerlein und nicht nur in der Kirche, sondern auf den Straßen und Plätzen.

Dafür muss das Wort aber klar und deutlich sein. So wie die Reformatoren eine klare Kante zeigten, können wir uns 2017 erlauben, mal kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Jeder von uns ist aufgerufen, sich seinem eigenen Glauben zu stellen und mit anderen darüber zu reden. Öffentlich, so wie es die Kirchentür der Luther-Legende auch war. Wenn wir das alle tun, wird sich 2017 niemand dem Gespräch über den Glauben entziehen können.

Schwarzbrot nur mit Marmelade

Wortungetüme wie "Lutherdekadendachmarkenkampagne" helfen da übrigens nicht weiter. Das klang in der Synode schon an: Wenn wir als Kirche klares reformatorisches Profil zeigen wollen – und das sollten wir – dann brauchen wir eine leckere Marmelade auf dem theologischen Schwarzbrot, das die Synode gebacken hat.

Dafür braucht Kirche die Rolle, die die Kanzlerin ihr zuschreibt: Wächterin gegenüber Gesellschaft und Politik zu sein. Denn damit kann sie ihre Bedeutung im Alltag zeigen. Diese Rolle kann man aber verspielen, indem man sich nur nach innen richtet und das Schwarzbrot trocken isst. Das zu vermeiden, ist der Auftrag für 2017 und darüber hinaus. Also: Ja zum Schwarzbrot – aber nicht ohne Marmelade.