Foto: epd/Norbert Neetz
Kanzlerin Merkel (rechts) und EKD-Ratschef Nikolaus Schneider.
Merkel für "missionarische" Reformationsfeier
Erstmals besucht die Bundeskanzlerin eine Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie lobt die Protestanten für ihren Dienst an der Gemeinschaft und ermuntert sie auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017, für ihren Glauben zu werben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünscht sich vom 500. Reformationsjubiläum 2017 eine Neubelebung des christlichen Glaubens in Deutschland. Sie erhoffe sich, dass die Feiern auch eine "missionarische Komponente" haben, sagte Merkel am Montag bei einem Besuch der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Ostseebad Timmendorfer Strand. Vom "Geist der Reformation" sollte wieder etwas zu den Menschen zurückkommen. Das EKD-Kirchenparlament berät noch bis Mittwoch bei seiner Jahrestagung über die Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr.

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Merkel lobte bei ihrem ersten Besuch einer EKD-Synode den Beitrag der Kirchen für das demokratische Gemeinwesen in Deutschland. Die Wertevermittlung durch die Kirchen sei "unverzichtbar für unsere gesamte Gesellschaft". Denn die Politik lebe von Voraussetzungen, die sie selbst nicht schaffen könne. Die protestantische Kanzlerin verlangte außerdem die Sicherung von Religionsfreiheit weltweit. Fanatismus und Einschränkungen in der Glaubensfreiheit seien Teil der Lebensrealität, kritisierte sie. Die am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft sei das Christentum.

Die evangelische Kirche will das Reformationsjubiläum in fünf Jahren mit Menschen jeder Glaubensrichtung feiern. "Die Reformation gehört allen", heißt es in einem Entwurf für eine Erklärung des Kirchenparlaments. 1517 habe Martin Luther (1483-1546) mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen eine "gewaltige Befreiungsbewegung" angestoßen. Mit Blick auf die katholische Kirche unterstreicht der Text: "Uns eint mehr, als uns trennt. Christus als Herrn der Welt für das 21. Jahrhundert zu verkündigen, ist die gemeinsame Aufgabe der ganzen Christenheit."

Schattenseiten der Reformation

Die Erklärung schließt ausdrücklich einen Blick auf die Schattenseiten der Reformation ein, wie der Hamburger Propst Horst Gorski bei der Einbringung des Textes unterstrich. "Wo in unserer Geschichte falsche Entscheidungen getroffen wurden oder Unheil angerichtet wurde, braucht es Demut und heilende Erinnerung", heißt es.

Der ehemalige Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Thomas Wipf, empfahl, nicht aus dem Blick konfessioneller Identität auf das Jubiläumsjahr zu schauen, sondern die Erkenntnisse der Reformation in den Blick zu nehmen, die die Kirchen gemeinsam anerkennen könnten. Neben der Rechtfertigung aus dem Glauben gehörten dazu die Bibel in der Landessprache, die Idee der individuellen Freiheit und Verantwortung, politische Beteiligung sowie Glaubens- und Religionsfreiheit. "Alle Christen haben Grund zu feiern, weil wir alle von den Früchten der Reformation leben", folgerte der reformierte Theologe aus der Schweiz.

"Nicht die Spaltung vertiefen"

In einem Grußwort rief der katholische Hamburger Erzbischof Werner Thissen dazu auf, in der Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum nicht die Spaltung zu vertiefen, sondern das Miteinander zwischen den Konfessionen zu vermehren. "Je mehr wir als evangelische und katholische Ortskirchen zum Miteinander finden, desto mehr bauen wir an der einen Kirche Jesu Christ", sagte der Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
 
In einer Bibelarbeit hatte die Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, am Morgen das Bibelzitat "Am Anfang war das Wort" ausgelegt, welches als Dachmarke über den Planungen für 2017 steht. Von Anfang an habe das Singen für die reformatorische Bewegung eine wichtige Rolle gespielt, sagte Käßmann, deren Auslegungen von Dieter Falk am Klavier begleitet wurden: "Die Lieder brachten die Botschaft in die Lande, die Reformation war auch eine Art Singebewegung."